Die Stimmen sind ausgezählt und das Ergebnis ist offiziell verkündet. Elf Jugendliche werden sich in den kommenden zwei Jahren im ersten Überlinger Jugendgemeinderat für die Bedürfnisse ihrer Generation einsetzen. Die Wahlbeteiligung lag bei 53,5 Prozent.
Stimmenkönig wurde mit deutlichem Abstand der 16-jährige David Jung aus Salem. Der Schüler der Constantin-Vanotti-Schule freute sich über die hohe Zustimmung und will das in ihn gesetzte Vertrauen zurückgeben. "Jetzt geht es los. Mir ist es wichtig, die Ziele zu erreichen, die nicht nur für die Jugendlichen, sondern für die Allgemeinheit interessant sind", sagte er und meinte damit vor allem einen Treffpunkt für Jugendliche, um diese aus dem Thermepark zu holen und dort für Ruhe zu sorgen. Auch der Zweitplatzierte, Espen Rechtsteiner von der Waldorfschule, möchte sich für einen Veranstaltungort für Jugendliche einsetzen. Außerdem wünscht er sich mehr Nachtbusse und öffentliches WLAN, oder kurz: "Ich will mehr Leben nach Überlingen bringen."

Die Wahlen fanden von Montag bis Donnerstag in den Überlinger Schulen und im Jugendcafé statt. Mittwoch war das Gymnasium dran. In dem zum Wahllokal umstrukturierten Klassenraum warteten sieben Freiwillige, die als Wahlvorstand fungierten. Sie hatten eine Schulung absolviert und passten auf, dass alles nach den Spielregeln ablief. Die meisten Schüler kamen kurs- oder klassenweise. Anscheinend waren sich nicht alle sicher, wo sie die Kreuzchen machen sollten. "Ich habe nicht alle Stimmen eingesetzt und die Leute gewählt, die ich kenne und mir sympathisch sind", berichtete ein Junge.
Ähnlich ging es der 16-jährigen Lilian, die sich vorab über mehr Informationen gefreut hätte. Von dem Termin, an dem sich die Kandidaten Mitte Oktober in der Wiestorhalle vorstellten, wussten nur wenige. Und auch die Videos mit den Reden der Bewerber hatten die wenigsten gesehen. "Ich habe es versucht, aber die Seite ließ sich auf meinem Smartphone nicht öffnen", sagte ein Jungwähler schulterzuckend. Auch Espen Rechtsteiner meinte, er habe seine Mitschüler in der Waldorfschule erst über die Wahl informieren müssen.
Der frisch gewählte Jugendgemeinderat hat jetzt zwei Jahre Zeit, die Kommunikation im Vorfeld der nächsten Wahl mehr den Bedürfnissen ihrer Altersklasse anzupassen.
Das sind die neuen Jugendgemeinderäte
So war die Wahlbeteiligung in den Schulen
- Die Wahlbeteiligung lag bei bei 53,5 Prozent. Von den 3086 Wahlberechtigeten zwischen 13 und 18 Jahren gaben 1652 ihre Stimmen ab. Am höchsten war die Wahlbeteiligung in der Realschule, wo 93,5 Prozent der Schüler zur Wahlurne schritten. Mit Abstand am wenigsten Jugendliche nutzen die Möglichkeit, im Jugendcafé abzustimmen. Nur 6,9 Prozent der 523 Überlinger Schüler, die außerhalb Überlingens zur Schule gehen oder bereits eine Ausbildung machen, beteiligten sich an der Wahl – in absoluten Zahlen also nur 36 Jugendliche. Weitere Ergebnisse: Gymnasium 69,1; Jörg-Zürn-Gewerbeschule 20,1; Wiestorschule 68,8; Waldorfschule 70,4; Constantin-Vanotti-Schule 52,0; Justus-von-Liebig-Schule 56,2.
- Die elf Jugendgemeinderäte wurden auf zwei Jahre gewählt. Sie wählen nun ihrerseits einen Vorsitzenden und einen Stellvertreter aus ihrer Mitte. Das Gremium soll mindestens fünf Mal im Jahr zusammenkommen, um über die Anliegen der Jugendlichen zu diskutieren. Die konstituierende Sitzung ist für den 12. Dezember vorgesehen.