Es ist eines der besonderen Merkmale, mit dem die Stadt und die LGS GmbH gerne werben: die Dezentralität. Die erste Landesgartenschau am Bodensee wird nicht nur auf dem Hauptgelände, dem Uferpark im Überlinger Westen, sondern auch innerhalb des Stadtgebiets stattfinden. "Grünvernetzung" nennt sich dieses Vorhaben, das mehrere Gartenschau-Stationen in die Stadt bringen soll.
Während in den Menzinger Gärten und auf der Rosenobelschanze schon fleißig gebaut wird, steht ziemlich genau ein Jahr vor Eröffnung der Landesgartenschau 2020 nun auch die Planung für den letzten Teil des Projekts: die sogenannten Villengärten. Diese Kleingärten werden im Kurpark rund um das ehemaligen "Haus des Gastes", der derzeitigen Geschäftsstelle der LGS GmbH, in der Bahnhofstraße angelegt. "Seit klar ist, wie das Pflanzenhaus aussehen wird, konnten wir die Pläne konkretisieren", sagt LGS-Geschäftsführerin Edith Heppeler und spricht die holprige Vorgeschichte bis zum Spatenstich des Gewächshauses an, das in direkter Nachbarschaft entstehen wird.
Fest steht nun, dass es für die Landesgartenschau und die Zeit danach im Kurgarten ein paar wenige größere, und viele kleinere Eingriffe geben wird. Zu den großen zählt die Gestaltung zweier Plätze. Vor dem im Bau befindlichen Pflanzenhaus, das an sich die größte Veränderung in diesem Gebiet darstellt, wird ein Vorplatz aus Sandstein angelegt. "Dieses Entree wertet das Gebäude nochmals auf", sagt Heppeler. Während der Gartenschau wird die Fläche um einen Gastronomiebereich und eine kleine Bühne erweitert.
Spielplatz wird verlegt
Die zweite größere Veränderung wird die Positionierung des Spielplatzes sein. Dieser wird weiter Richtung See verlegt und neu gestaltet. Die Gestaltung ist an Kormorannester angelegt. Die Kinder können künftig zwischen den einzelnen Nestern klettern, balancieren, schaukeln und rutschen. Zudem wird das Thema Kneipp präsent sein. So soll es die Möglichkeit geben, auf dem Spielplatz barfuß zu balancieren. "Kneipp ist mehr als nur Wasser", sagt Edith Heppeler. Das zeigt sich auch im Bereich des bereits bestehenden Kneipp-Beckens. Unterhalb des kleinen Gartenhäuschens wir der Kneippverein mehrere Kräuterhochbeete anlegen und diese auch nach der Gartenschau pflegen. "Das wird klein aber fein", sagt die LGS-Geschäftsführerin.
Ansonsten sind es vor allem Verschönerungsarbeiten, die den Kurpark langfristig aufwerten sollen. So werden alle Wege neu asphaltiert, die Aussichtsterrasse direkt am See neu gepflastert, die Seezugänge saniert und der Wasserspielplatz wieder aktiviert. Allerdings funktioniert dieser künftig nur mit Muskelkraft: "Die Kinder müssen selbst pumpen", erklärt Heppeler. Außerdem wird es neue Bänke geben. Das Modell wird das gleiche sein wie an der Promenade und am Landungsplatz, die Farbe stehe aber noch nicht fest. Zudem wird der Bund deutscher Staudengärtner neue Beete rund um das ehemalige "Haus des Gastes" anlegen und die Uferwege einrahmen. "Es war eine Bedingung, dass das für die Daueranlagen bestehen bleibt", so Heppeler. Da der Kurpark denkmalgeschützt ist, wird es für die Zeit nach 2020 ansonsten keine größeren Eingriffe geben.
Schwimmende Gärten noch unsicher
Anders sieht das für die Zeit der Landesgartenschau aus. Rund um die LGS-Geschäftsstelle werden Gärtner kleine Gärten anlegen, in denen sich die Besucher Ideen für den heimischen Garten holen können. Die passenden Pflanzen und Werkzeuge gibt es gleich nebenan auf einem Gärtnermarkt zu kaufen. Außerdem wird es eine Ausstellungsfläche für Friedhofpflanzen und Grabsteine geben. Neben dem "Haus des Gastes" wird ein Holzdeck mit Sonnensegel errichtet, auf dem es kleinere Veranstaltung geben wird. Unter anderem ist dort eine Freiluft-Küche vorgesehen.
Der Höhepunkt sollen aber die schwimmenden Gärten sein. Auf Plattformen im See sollen Landschaftsgärtner Mustergärten anlegen, die die Besucher über einen Steg begutachten können. Nur: Die wasserschutzrechtliche Genehmigung für die Errichtung liegt noch immer nicht vor, wie Edith Heppeler sagt. "Aber wir sind optimistisch". Davor, dass die Zeit für das Projekt weglaufen könnte, hat Heppeler noch keine Sorgen. "Das können wir eh erst im Winter bei Niedrigwasser machen", sagt sie.
Unabhängig davon, ob die schwimmenden Gärten kommen oder nicht, steht bereits fest, dass die Promenade vom Gondelehafen bis zur Therme während der Gartenschau für Fußgänger ohne Eintrittskarte gesperrt sein wird. "Das lässt sich nicht anders machen", sagt die LGS-Geschäftsführerin. "Aber der Umweg ist nicht groß."
Was wird aus dem ehemaligen "Haus des Gastes"?
Als markantes Bauwerk im Kurgarten sticht des ehemalige "Haus des Gastes" hervor. Das Haus wurde um 1862 direkt am Seeufer erbaut und trug einst den Namen "Villa Speer". Im Jahr 1956 ging das Gebäude in das Eigentum der Stadt Überlingen über. Über mehrere Jahre diente es als Sitz der damaligen „Kur und Touristik GmbH“. Zudem gab es eine private Wohnung im Dachgeschoß.
Seit 2015 wird die denkmalgeschützte Villa als Geschäftsstelle der LGS GmbH genutzt. "Zwischen der Stadt Überlingen und der LGS Überlingen 2020 GmbH besteht ein Mietvertrag zu angemessenen Konditionen", teilt die Stadt zum Pachtverhältnis mit.
Doch wie geht es nach der Gartenschau mit dem exklusiven Gebäude weiter? "Derzeit gibt es noch keine konkreten Pläne, jedoch erste Überlegungen zur weiteren Nutzung des Hauses nach dem Ausstellungsjahr 2020", schreibt die Stadt auf Anfrage. Über die künftige Nutzung soll "zu gegebener Zeit" der Gemeinderat entscheiden. (mde)