Mit großem Gerät und schweren Maschinen arbeiten sich die Bauarbeiter beim Ausbau der Bundesstraße 31 neu voran. Bis zu acht Meter tief ist mittlerweile die Schneise, die sich vom Knotenpunkt in Kogenbach in Richtung Abigknoten zieht. Hier sind die Fortschritte an der Baustelle derzeit am deutlichsten. Doch auch in anderen Bereichen sind zumindest die Planungen weiter fortgeschritten. Der SÜDKURIER hat die wichtigsten Punkte zusammengestellt:

  1. Knotenpunkt Kogenbach: Der Knotenpunkt beim Andelshofer Weiher ist ein wesentliches Element für die künftige Verkehrsführung. Nach dem Baubeginn im Frühjahr 2016 wurden bereits die Brücke am Abigknoten sowie die beiden Kreisverkehre und die Brücke bei Kogenbach fertiggestellt. Seit gut einem halben Jahr laufen nun die Arbeiten am Steckenabschnitt zwischen der Tierheimkreuzung und dem Abigknoten. Neben den Erd- und Straßenbauarbeiten werden mehrere Möglichkeiten zur Straßenquerung – sowohl für Fußgänger und Radfahrer als auch für Tiere – geschaffen. "Wir liegen im Plan", sagt Kristian Siebert, stellvertretender Referatsleiter Straßenbau Süd am Regierungspräsidium (RP) Tübingen. Der Bau des Streckenabschnittes zwischen Tierheimkreuzung und dem Abigknoten wird laut RP voraussichtlich bis Frühjahr 2018 andauern.
    Besichtigung der B31-Baustelle am Knotenpunkt Kogenbach (von links): Matthias Längin, Projektleiter Jens Kehrer, Helmut Köberlein und ...
    Besichtigung der B31-Baustelle am Knotenpunkt Kogenbach (von links): Matthias Längin, Projektleiter Jens Kehrer, Helmut Köberlein und Kristian Siebert. Bild: Martin Deck | Bild: Martin Deck
    Wann die Anschlüsse am Abigknoten, wo derzeit noch zwei provisorische Kreisel den Verkehr leiten, erfolgen, sei hingegen noch offen, erklärt Siebert: "Baumaßnahmen auf der L 200 sind verkehrstechnisch eine große Herausforderung." Um die Kreisverkehre mit Anschluss an die B31 vollständig auszubauen sei voraussichtlich eine zwei- bis drei monatige Sperrung der Landesstraße erforderlich.
  2. Anschluss „Alte Owinger Straße“: Um den Verkehr möglichst breit zu verteilen, sah der ursprüngliche Plan vor, sowohl die Owinger Straße als auch die Alte Owinger Straße an die neue B 31 anzuschließen. Während die Owinger Straße laut Auskunft von Helmut Köberlein vom Stadtbauamt nach wie vor angebunden werden soll, sind die Pläne für den Anschluss der Alten Owinger Straße an die B 31 noch unklar. Derzeit kommt man über die Straße zwar bis zum Golfplatz, eine Zufahrt zur Bundesstraße ist aber nach aktuellem Stand vorerst unwahrscheinlich. Zwar sei dieser generell gewünscht, "aber das hat keine Priorität", wie Baubürgermeister Matthias Längin sagt. "Wir müssen sehen, wie wir mit den Personal- und Geldressourcen klarkommen." In der jüngsten Haushaltsberatung hatte Kämmerer Stefan Krause dem Rat deshalb vorgeschlagen, die Kosten für den Anschluss vorerst zurückzustellen. In der Begründung dazu heißt es: "Aufgrund der übergeordneten Planung der B 31 wurde von Seiten des Bundes der Anschluss der Alten Owinger Straße an die B 31 gekappt. Mit Einrichtung des Stadtrings sollte hier nun von kommunaler Seite eine Ersatzlösung geschaffen werden.
    Die Verwaltung sieht hier zum einen den Straßenbauträger in der Pflicht, den Wegfall des Anschlusses auf eigene Kosten zu kompensieren, und zum anderen im Zuge der Einrichtung des Stadtrings die geringste Entlastungswirkung für den Stadtverkehr." Mehrere Stadträte bekundeten ihren Unmut über die Einsparung, da der Anschluss ihrer Ansicht nach ein wesentlicher Bestandteil des Verkehrskonzepts sei.
  3. Streckenabschnitt Burgberg: Auch beim B 31-Ausbau im Bereich des Burgbergs, der im Sommer 2018 beginnen soll, wird es nochmals Änderungen geben. Dies hängt wesentlich mit dem Anschluss der Weierhalde zusammen. Die ursprünglichen Pläne, die die Stadtverwaltung vor knapp einem Jahr präsentiert hatte, sahen vor, den Burgberg und das Gewerbegebiet über einen Kreisverkehr mit der Bundesstraße zu verbinden. Hierfür sollte die Brücke weichen, die derzeit über die Bundesstraßenabzweigung führt. "Wir optimieren zur Zeit die Geschichte", sagt nun jedoch Kristian Siebert vom RP. Ziel sei es, eine Lösung zu finden, die sowohl in den Baukosten als auch im Unterhalt günstiger sei. "Es gibt einen Vorteil für beide Seiten", sagen Siebert und Köberlein. Details wollen die Verantwortlichen derzeit noch nicht nennen, die neue Planung solle aber noch vor Weihnachten vorgestellt werden.
    Klar sei aber, dass er Anschluss zu einer Entlastung der Lippertsreuter Straße führe und den Bewohnern des Burgbergs der Weg zu den Einkaufszentren und ins Gewerbegebiet erleichtert werde.
  4. Anschluss Nußdorf: Fest steht auch, dass der seit Jahren geplante Anschluss Nußdorf erst nach der Landesgartenschau 2020 kommen wird – sehr zum Ärger der Stadt, die mit dem Ausbau der Rengoldshauser Straße früh in Vorleistung gegangen war. Der Baubeginn ist nach derzeitigem Stand im Jahr 2019 geplant, die Fertigstellung für 2021 avisiert. Vorgesehen ist eine Auffahrt mit Rampen, die einen Höhenunterschied von 4,70 Meter überwinden müssen, sowie der Bau einer neuen, breiteren Brücke. "Es braucht einen Beschleunigungstreifen", erklärt Kristian Siebert. Unmut gibt es auch in Sachen Lärmschutz. Zwar sichert Bürgermeister Längin erneut zu, die Holzschutzwand in Richtung Nußdorf zu ersetzen und zu "verbessern", allerdings hatte der Ortschaftsrat Nußdorf im Sommer bemängelt, dass der geplante Lärmschutz zu gering ausfalle.
  5. Espach-Viadukt: Diese Nachricht ist für die Stadt besonders wichtig. Die B 31 alt, die künftig als "Stadtring" fungieren soll, erhält nach Fertigstellung der B 31 neu den Status einer Landesstraße. Das bedeutet, dass nach wie vor das Land Baden-Württemberg für den Ausbau und Unterhalt der Straße verantwortlich ist. Entscheidend ist dies vor allem beim Espach-Viadukt, dessen aufwendige Wartung (siehe unten) der sowieso klammen Stadtkasse erspart bleibt.
    Er kenne die Kosten für die Instandhaltung von Straßenbauwerken aus seinen früheren Tätigkeiten in anderen Städten, sagt Baubürgermeister Matthias Längin. "Dass der Kelch an uns vorbeigeht, macht den Kämmerer, den Baubürgermeister und auch den Oberbürgermeister nicht wirklich traurig."
  6. Owinger Straße: Auf eine neue Situation müssen sich die Anwohner der Owinger Straße und der Umgebung einstellen. Diese wird von Norden kommend bis zur Einmündung Max-Bommer-Weg neu gestaltet und künftig an den Stadtring und an die B 31 neu angeschlossen. Dadurch kommt auf sie Zukunft wohl eine deutlich höhere Verkehrsbelastung zu. Ziel des Verkehrskonzepts sei es aber auch, den Verkehr zu verteilen, erklärt Matthias Längin. Durch den Anschluss der Owinger Straße werde das Verkehrsnetz "etwas verändert", so der Baubürgermeister. "Zugleich führt das voraussichtlich aber auch zu einer deutlichen Entlastung der Lippertsreuter Straße."
Bild 2: Der Stadtring wird als Landesstraße eingestuft

Die Stadtverwaltung erhofft sich durch die Baumaßnahmen gerade im Gartenschaujahr 2020 eine deutliche Entlastung und eine Verteilung des Verkehrs – wenn auch Matthias Längin mit Blick auf 2020 nicht gänzlich zufrieden ist. "Von Westen kommend haben wir eine tolle Zufahrtssituation", sagt er. "Von Osten her ist es aber immer noch nicht viel besser." Auch für eine dauerhafte Entlastung der Innenstadt reichten der B 31-Ausbau und der Stadtring nicht aus, da in der Innenstadt hauptsächlich Ziel- und kein Durchgangsverkehr unterwegs sei. Er sagt deshalb ganz deutlich: "Die Altstadt wird dadurch nicht wesentlich entlasten. Dazu braucht es weitere Maßnahmen."

Espach-Viadukt

Das Espach-Viadukt wurde 1967 erbaut und führt seitdem den Verkehr auf der B 31 über die L 200. Das Brückenbauwerk muss in regelmäßigen Abständen gewartet werden. Laut Auskunft des Regierungspräsidiums Tübingen waren in den Jahren 1992, 1995, 2000 und 2007 größere Instandsetzungen notwendig. 1992 wurden die Lager ausgetauscht, und Stützen verstärkt, 1995 wurde die Abdichtung erneuert und 2000 die Entwässerungsleitungen ausgetauscht. In diesem Jahr wurden die Stoßdämpfer überholt.