Von ein paar Dellen abgesehen, zeigte der Verlauf des Deutschen Aktienindex DAX während des ganzen Jahres permanent nach oben. Er schließt weit über dem Vorjahreswert, was eigentlich nicht mit den Nachrichten zusammenpasst, die uns 2019 erreichten. Börsen-Analysten erklären den Anstieg unter anderem damit, dass es den Firmen besser geht als von ihren Chefs behauptet. Oder sie sagen: Permanent schlechte Nachrichten führen zu der Erkenntnis, dass wir die Talsohle ja wohl erreicht haben müssen. Oder, knapper formuliert: Die Hoffnung siegt.
Das Gute ist das Normale
Mit dem ÜX, dem Überlingen-Index, verhält es sich ähnlich: Die Nachrichten aus dem Städtle klingen oft negativer als sie sind. Daran haben wir Journalisten unseren Anteil, weil wir die Nachrichten das ganze Jahr über verbreiten. Medien-Analysten würden jetzt aber sagen, dass nur berichtet wird, was von der Norm abweicht. Das Gute ist das Normale. Deshalb nicht berichtenswert. Der Umkehrschluss lautet, dass das Gute überwiegt. Um ein Beispiel zu nennen: Wenn das Rathaus heute nicht brennt, ist es gut, wir berichten morgen aber nicht darüber. Wenn dort aber doch die Funken schlagen, dann kommt es in die Nachrichten. Zu Recht.
Feuer unterm Dach
Im Überlinger Rathaus brennt es wieder öfter. Die Kommunalwahlen im Mai bescherten der Stadt neue Kräfteverhältnisse. Das linke Lager legte zu, was sich in den Gemeinderatssitzungen widerspiegelt. Es herrscht dort eine gewachsene Meinungsvielfalt, und es kommen wieder mehr Besucher. LBU/Die Grünen wuchsen um zwei Sitze auf acht Mandate, BÜB+ erhielt auf Anhieb drei. Die Abstimmungsergebnisse sind nicht mehr von vorne herein absehbar, die Beschlussvorschläge der Stadtverwaltung werden seltener als früher einfach abgenickt, Oberbürgermeister Jan Zeitler muss viel intensiver begründen, was er will. Zuweilen herrscht Feuer unterm Rathausdach, das aber im besten Sinne.
Nicht wegen des politischen Streits als solchem sei gesagt, dass die Kommunalpolitik wieder mehr Freude macht. Sondern weil der Streit die Demokratie fördert.
Das Parlament stärken
Unter der früheren Oberbürgermeisterin Sabine Becker hat man es mit den einstimmigen Abstimmungsergebnissen übertrieben, siehe Platanen-Debatte, und so gewann damals die außerparlamentarische Opposition an Bedeutung. Wenn aber im Parlament ein kritischer Geist vorherrscht, wenden sich die Kritiker nicht ab, sondern bleiben der Debatte treu. OB Jan Zeitler muss noch lernen, dass es sein politisches Überleben nur festigt, wenn sich Unmut im laufende Prozess äußern darf und sich nicht bis zu den nächsten Wahlen gedulden muss.
Die großen Unternehmungen
So wie der DAX als Stimmungsbarometer über die großen Unternehmen Auskunft gibt, kann man in Überlingen getrost auf die großen Unternehmungen blicken. Sportzentrum, Pflegezentrum, Parkhaus, Gewerbegebiet, Wohngebiete, Campus, Straßenbau und Feuerwehr: Es bewegt sich etwas. Der Stadt geht es besser, als von manchen behauptet.
Wünsche für 2020
Und analog zum DAX, der sich aus Hoffnung speist, sei auf das Jahr 2020 geblickt. Überlingen startet in das neue Jahr mit dem Wunsch, dass die Feierlichkeiten zum 1250-Jährigen und die Landesgartenschau die Gemeinschaft fördern. Die Aktien dafür sind längst gekauft, nun liegt es an der Überlingen AG, was sie daraus macht.