Frust: Mit diesem Wort lässt sich die Stimmung bei der DLRG Überlingen auf einen Nenner bringen. Und das ausgerechnet an einem Ort, der von Wassertouristen lebt, was den Einsatz der ehrenamtlichen Rettungsschwimmer unabdingbar macht.

Das Übungsboot des Ortsvereins der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), welches selbstverständlich auch zur Wasserrettung eingesetzt werden kann, liegt in 40 Meter Entfernung zum Ufer an einer Boje im Ostbad. Im Ernstfall bedeutet das: Die Retter müssen erst einmal zu ihrem Boot schwimmen. Liegt das Boot gerade an Land, muss es umständlich erst einmal ins Wasser gebracht werden. Die Stadt Überlingen sieht die DLRG hingegen jedoch als „ausreichend versorgt“.
Überlinger DLRGler wären gerne an der Wasserrettung beteiligt
Die Überlinger DLRGler wären gerne an der Wasserrettung beteiligt. Die DLRG ist grundsätzlich in die Wasserrettung am Bodensee eingebunden, die Leitung liegt bei der Wasserschutzpolizei. Einsätze vor Überlingen werden derzeit von Meersburg und Sipplingen aus geregelt, die Überlinger sind hier nicht im Einsatz. Andreas Bergelt, der Vorsitzende der Überlinger Ortsgruppe mit 350 Mitgliedern, erklärt: „Sehr gerne würden wir mit unserem Verein auch in die Wasserrettung, die bisher von Meersburg und Sipplingen geregelt wird, mit aufgenommen werden. Aber uns fehlen dazu die wesentlichen Voraussetzungen, denn wir haben keine adäquate Wachstation, wir sind im Ostbad zwar gerne – aber doch nur geduldet.“ Die DLRG habe noch nicht einmal einen Liegeplatz im Osthafen für das Boot. Es ist sieben Meter lang und offiziell als Übungs- und Ausbildungsboot der Jugend deklariert. Selbstverständlich könne es aber auch zur Rettung eingesetzt werden.
Seit vier Jahren auf der Warteliste
Die DLRG steht mit ihrem Boot wie jeder private Bootsbesitzer auf der Warteliste für einen Liegeplatz im Hafen – und das schon seit vier Jahren. Die Stadt Überlingen erwarte auch eine Miete für diesen Liegeplatz, genau wie von jedem anderen Wassersportler, erklärt Bergelt. Die DLRG könne aber eine solche Miete aufbringen. Nachdem die Stadt die kostenlose Bootsgarage in der Nußdorfer Straße für den Winter aufkündigte, müsse der Verein ja für den Trockenliegeplatz und das damit verbundene Slippen des Bootes bereits erhebliche Kosten tragen. Diese seien mittlerweile allerdings so hoch, dass es Überlegungen gäbe, dass Boot ganz abzuschaffen, sagt der Vorsitzende.
Wasserrettung am See
Keine Sonderstellung für die Retter
Dass der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft mit ihren insgesamt 1,8 Millionen Mitgliedern hier vor Ort seitens der Stadtverwaltung keine Sonderstellung eingeräumt wird, befremdet Bergelt. Auf Nachfrage heißt es aus der städtischen Pressestelle: „Aufgrund der langen Wartelisten für Wasserliegeplätze und dem vergleichsweise kleinen Boot konnten wir bislang kein Wasserliegeplatz anbieten. Hinzu kommt, dass die DLRG nach Ausführungen vom Vorsitzenden Herrn Bergelt auch Mühe hätte, die Miete für einen Wasserliegeplatz aufzubringen. Für die Winterzeit haben wir bereits letztes Jahr der DLRG einen Winterlagerplatz angeboten.“
Die DLRG erwarte von der Stadt nicht unbedingt eine Sonderstellung, sagt Bergelt. Dass der Verein sich aber bereits seit vier Jahren erfolglos um einen Bootsliegeplatz bewerbe, zeuge doch von geringer Wertschätzung – und darüber sei er schon bekümmert, räumt Bergelt ein. Es ginge doch um ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Bei den vier Notrufsäulen, die er über die Björn-Steiger-Stiftung für das Überlinger Seeufer organisiert habe, sei die positive Antwort der Stadt ganz schnell gekommen, erklärt er. Zwei der Notrufsäulen würden im Bereich der Tauchpunkte aufgestellt, für die anderen beiden laufe noch die Suche nach einem geeigneten Platz.
Andreas Bergelt: „Sehe keine große Zukunft“
Die DLRG teilt sich mit dem Behinderten-Bereich im Ostbad die Räumlichkeiten. „Jeder, zunehmend auch Menschen ohne Handicap, hat Zugang zu diesem Bereich und zu unseren Räumen, sprich Kabinen und so weiter, das ist ja auch eigentlich kein Zustand“, beschreibt der Vorsitzende die Lage vor Ort. Andreas Bergelt sagt, sein Verband würde sehr gerne in eine richtige Wachstation investieren, dafür brauche es aber einen geeigneten Standort. Alle Gespräche mit der Stadtverwaltung, das letze vor drei Monaten mit dem Oberbürgermeister, seien bisher allerdings leider ins Leere gelaufen, sagt Bergelt. „Das ist doch traurig und ich sehe aus diesem Grund für die DLRG Überlingen keine große Zukunft“, resümiert der Rettungsschwimmer abschließend.