Sabine Busse

Volles Haus in Noltes Theater und die Jugendlichen sind in der Überzahl. „Normalerweise ist das Publikum mindestens 30 Jahre älter“, räumte Oliver Nolte ein und freute sich sichtlich, einem neuen Format und dem Jugendgemeinderat die Bühne bereiten zu können. Die Überlinger Nachwuchspolitiker organisieren drei Veranstaltungen im Vorfeld der Wahlen Ende des Monats. Die erste stellte der Poetry Slam dar, bei dem junge Dichter mit eigenen Texten ihre politische Sicht demonstrieren konnten. Das Ehepaar Nolte stellte die Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung.

Über die Punkte der Profi-Slammer entschied eine Jury aus dem Publikum. Gastgeber Oliver Nolte freute sich, dass vor allem sehr viele ...
Über die Punkte der Profi-Slammer entschied eine Jury aus dem Publikum. Gastgeber Oliver Nolte freute sich, dass vor allem sehr viele junge Besucher in sein Theater gekommen waren. Bilder: Sabine Busse | Bild: Sabine Busse
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Die Initiative zu dem Abend hatte die Landeszentrale für Politische Bildung übernommen, die zurzeit eine Erstwählerkampagne „Wählen ab 16“ anlässlich der Kommunalwahlen veranstaltet. Dort arbeitet Katrin Reuter, die in Meersburg wohnt und die jungen Räte angesprochen hatte. Für Überlingen schlug sie einen Poetry Slam vor, der bei Vortragenden wie Organisatoren aus Profis und Laien bestand. Das Konzept sah so aus: Erst traten vier Slammer mit Erfahrung auf, aus denen zwei ins Finale gewählt werden konnten. Dann kamen die Neulinge, oder auch „Rookies“, an die Reihe, die alle aus Überlingen kamen und eigene Texte mit politischem Bezug vortragen sollten. Außer Konkurrenz hatte Oliver Nolte die Aufgabe, das Eis zu brechen. Er ließ Kaspar und Teufel sprechen, schaute zurück in kriegerische und unfreie Zeiten und mahnte, dass es keine Alternative für ein gutes Miteinander gebe. „Bleibt wahrhaftig!“, gab er den Jugendlichen mit auf den Weg.

Oliver Nolte stellte die Räumlichkeiten zur Verfügung und fungierte als „Eisbrecher“.
Oliver Nolte stellte die Räumlichkeiten zur Verfügung und fungierte als „Eisbrecher“. | Bild: Sabine Busse

Die erfahrenen Poetry Slammer nahmen die Zuhörer mit auf einen wortgewaltigen Ausflug durch verschiedenste Themenbereiche. Jonas aus Konstanz sezierte die Gesellschaft anhand von speziellen Wortschöpfungen und endete mit einer Liebeserklärung an Artikel 1 des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Patricia malte das bedrückende Bild einer vom Klimawandel kargen Welt im Jahr 2500. Philipp aus Offenburg strapazierte die Lachmuskeln mit seiner Geschichte eines Supermarktbesuchs, bei dem das Publikum zwischendurch entscheiden konnte, in welchem Genre-Stil es weitergeht. Der Überlinger Neubürger Marvin feuerte geschliffene Pointen im rasenden Tempo ab und kommentierte einen Wahlkampfauftritt von Trump und Clinton im Stil eines aufgekratzten Fußballreporters.

Philipp Stroh setzte sich bei den erfahrenen Poetry Slammern als Sieger durch.
Philipp Stroh setzte sich bei den erfahrenen Poetry Slammern als Sieger durch. | Bild: Sabine Busse
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Nach diesen Darbietungen war das Publikum in bester Stimmung und freute sich auf die „Rookies“, deren Mut sich erstmals mit einem eigenen Text auf der Bühne zu präsentieren, Respekt verlangte. Den Anfang machte Robin, der sich dem Thema Entscheidungen widmete. Der Mensch sei mit einem freien Willen geboren und Wahlen seien geradezu das Paradebeispiel, diesen zu nutzen. Johanna und Kupawa traten als Team auf. Sie gehen regelmäßig auf Freitagsdemos und lieferten eine Salve knackiger Sätze, die das Klimadebakel gnadenlos zu Ende denken. „Was nutzen alle die Jobs auf einem toten Planeten?“. Justus schließlich trug in rasanter Geschwindigkeit wortgewaltige und verschachtelte Gedankengebilde vor. Danach hatte das Publikum die Qual der Wahl und kürte per Akklamation die beiden Mädchen zu den Gewinnerinnen.

Kupana Mynova und Johanna Paffrath (von links) lieferten eine Salve knackiger Sätze, die das Klimadebakel gnadenlos zu Ende denken. ...
Kupana Mynova und Johanna Paffrath (von links) lieferten eine Salve knackiger Sätze, die das Klimadebakel gnadenlos zu Ende denken. Bilder: Sabine Busse | Bild: Sabine Busse

Das Finale bei den Profis konnte Philipp Stroh knapp für sich entscheiden. Sein Kontrahent Marvin Suckut und er hatten noch einmal tolle Darbietungen hingelegt. Danach verteilten Benjamin Kostenbäder, Sven Erik Feger und Espen Rechtsteiner vom Projektteam die Preise und bedankten sich bei den Unterstützern.