Am Dienstag war einer der Tage, für den die rote Bank am Mantelhafen nicht gemacht ist. Definitiv zu heiß, um darauf zu sitzen. Dafür stellten sich meine Gäste unter den Schatten einer Platane.

Palme bleibt, wo sie steht

Denkbar wäre auch eine Unterhaltung unter der Palme gewesen, die dort in einem großen Holztrog steht. Meine Anfrage bei der Stadtverwaltung, ob man nicht wenigstens die Palme so nahe an die Bank rücken könne, dass sie mit ihren Palmwedeln Schatten auf die Bank wirft, wurde abschlägig beschieden. Der Vorschlag wurde ernsthaft geprüft, daran mangelte es nicht. Jedoch heißt es nun zur Begründung von der städtischen Pressestelle: „Leider können wir die Palme nicht weiter an die rote Bank rücken, da wir gewisse Abstände und Durchfahrtsbreiten für Rettungswege beachten müssen.“ Immerhin deutete das „leider“ auf ein wachsendes Problembewusstsein hin.

„Missratene Bank“

Mein Gast auf, beziehungsweise neben der roten Bank gestern, drückt sein Problem, das er mit der Bank hat, drastischer aus: Wilfried Wellern findet sie einfach nur „missraten“. Umso froher ist er darüber, dass er sich in dieser Kolumne über sie auslassen kann. Weil wir das Thema „rote Bank“ auf der roten Bank nun aber schon zu Genüge angesprochen haben, kommen wir rasch auf ein ihm wichtigeres Thema: Die Kulturförderung in Überlingen.

Ohne private Kultur „trostlos“

Er habe, so berichtete es Wilfried Wellern, im Kommunalwahlkampf verschiedene Gemeinderatskandidaten zu ihrer Vorstellung von einer „Kulturentwicklung“ gefragt. „Auch im Zusammenhang mit den Gartenzwergfiguren am Eingang zum Badgarten.“ Und, was bekam er zur Antwort? Wellern: „Erschreckende Fehlanzeige!“ Überlingen könne sich glücklich schätzen, dass es hier viele kulturelle Privatinitiativen gibt, „sonst sähe es trostlos aus“.

Zwei Jahre Dalì eines zu viel?

Dem Image Überlingens, so Wilfried Wellerns Auffassung, würde es gut tun, „wenn Verwaltung und Gemeinderat ein kulturelles Konzept entwickeln, das auch mit Geld unterlegt wird“. Wellern weiter: „Wenn eine Sporthalle für 25 Millionen Euro gebaut werden darf, dann sollte man auch Theater und hochwertige Musikveranstaltungen angemessen fördern, vielleicht auch mal eine neue Ausstellung im Faulen Pelz. Zwei Jahre Dalì sind ein Armutszeugnis!“

Das könnte Sie auch interessieren

Mit zur roten Bank gesellte sich gestern Ruth Neufeld. Sie wohnt in der Krummebergstraße, ihre Fenster zur Wiestorstraße hin ausgerichtet. Sie habe ja gehofft, dass mit der LGS der große verkehrspolitische Entwurf gelingt. „Dass die Stadt für den Autoverkehr endlich gesperrt wird.“ Doch tatsächlich nehme der Verkehrslärm immer noch mehr zu. Sogar am Wochenende, als wegen des Promenadenfests die Innenstadt gesperrt sein sollte, sei die Blechlawine verbotswidrig durchs Zentrum geflossen.

Hunde auf dem Wochenmarkt

Zwar verbieten, aber Verstöße nicht ahnden: Das war für Wellern der Punkt, an dem er wieder einhakte. Das sei nämlich typisch für Überlingen, findet er. Und nennt ein Beispiel: Es ist in Überlingen eigentlich verboten, Hunde und Fahrräder mit auf den Wochenmarkt zu nehmen. So steht es jedenfalls in der Marktordnung. Nach seiner Beobachtung werde genau das aber ständig gemacht: Hunde und Fahrräder werden über den Markt geführt – und niemand ahndet es.
 

Am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche fällt die Aktion „Rote Bank“ aus. Fortsetzung am Freitag, 26. Juli, 15 Uhr.