Vor dem ersten Arbeitstag in Überlingen stellen sich mir drei Fragen: Wie sind die neuen Kollegen? Wo gibt es gutes Essen? Und wo kann ich parken? Zumindest für die dritte Frage hatte ich schnell die Antwort parat. In der Seestraße, gleich um die Ecke von der SÜDKURIER-Redaktion, steht das Parkhaus Post. Dort kann ich mein Auto sicher abstellen, denke ich, als ich morgens um 8.30 Uhr aus Villingen im Schwarzwald losfahre. In Überlingen angekommen, folgt dann aber die Suche nach der Parkmöglichkeit.
Überraschung vor dem Parkhaus
Als ich von der Mühlenstraße in die Seestraße einbiege, ist mir die Parksituation in der Stadt völlig unbekannt. Dementsprechend überrascht bin ich dann, als ich in das Parkhaus einfahren will, stattdessen aber vor einer abgesperrten Einfahrt stehe. Dabei kündigen Verkehrsschilder das Parkhaus an. Sie lotsen mich zu der Garage, die zu diesem Zeitpunkt bereits geschlossen ist.

Es muss also eine andere Lösung her. Gegenüber der Garageneinfahrt ist ein Parkplatz an der Straße frei. Hier steht mein Auto zwar im Freien, aber der Fußweg ist immer noch überschaubar. Doch es folgt die nächste Enttäuschung. Höchstparkzeit 30 Minuten. Genug für einen kurzen Einkauf oder einen Besuch bei der Post. Nicht genug für einen vollen Arbeitstag. Also geht die Suche nach dem Parkplatz weiter. Ich suche nach dem nächst gelegenen Parkhaus.

Luftlinie ist nicht gleich Straßennetz
Ein Blick auf die Karte zeigt: Das Parkhaus West ist nur rund 800 Meter entfernt. Allerdings gilt diese Entfernung nur für Fußgänger. Für Autofahrer sieht es ganz anders aus. Die Münsterstraße ist Fußgängerzone, die Hafenstraße Einbahnstraße. Ich muss also einmal außen herum fahren. Nach etwa neun Minuten erreiche ich mein Ziel. Später stelle ich fest, dass ich zu Fuß gut eine Minute schneller zwischen den Parkhäusern Post und West unterwegs bin.

Die nächste unangenehme Überraschung erwartet mich bereits. Ich hatte damit gerechnet, dass das mehrstündige Parken im Parkhaus nicht günstig sein würde. Doch der Tagessatz von 15 Euro lässt mich dann doch schlucken. Aus Villingen bin ich zehn Euro pro Tag gewohnt. Also geht es wieder auf die Suche – dieses Mal mit der zusätzlichen Vorgabe, dass der Parkplatz nicht nur nah am Arbeitsplatz, sondern auch preisgünstig sein soll.
Kurzeitparken und Privatbesitz
Mit gemächlicher Geschwindigkeit fahre ich durch die Straßen und halte nach Stellplätzen Ausschau. Dass ich oft in Tempo-30-Bereichen unterwegs bin, gibt mir das Gefühl, den fließenden Verkehr nicht allzu sehr aufzuhalten. Dennoch macht der eine oder andere Autofahrer hinter mir mit Lichthupe auf seinen Wunsch aufmerksam, ich solle doch etwas mehr Gas geben.

Am Finanzamt sehe ich, wie ein silberner Mercedes wegfährt und seinen Parkplatz frei macht. Die Freude ist aber nur von kurzer Dauer. Zwar ist das Parken hier kostenlos. Aber auch auf eine Stunde begrenzt. Wieder ein Kurzzeitparkplatz. Ich erinnere mich an einen größeren Parkplatz in der Sankt-Ulrich-Straße. Dort hatte es freie Stellplätze gegeben und von einem Parkscheinautomaten keine Spur. Habe ich meinen kostenlosen Parkplatz gefunden? Der nächste Rückschlag. Die Parkplätze sind in Privatbesitz.
Geduld zahlt sich aus
Fündig werde ich schließlich auf einem kleinen, unscheinbaren Parkplatz im Seubertweg. Zwei mal bin ich an der Einfahrt vorbei gefahren, die am Bahnübergang auch schlecht erkennbar war. Ein Passant, den ich am Straßenrand anspreche, macht mich auf den Platz aufmerksam. Elf Stunden beträgt die Höchstparkdauer, was für meinen Arbeitstag ausreicht. Dafür verlangt wird 5,50 Euro. Und mit einem Fußweg zum SÜDKURIER von etwa fünf Minuten sind die Stellplätze auch noch in angenehmer Nähe.
Mittlerweile hat mich aber mein Ehrgeiz gepackt. Es muss noch günstiger gehen. Wieder mache ich mich auf die Suche, bei der es längst nicht mehr nur um den Parkplatz geht.
Fündig werde ich am Straßenrand in der Helltorstraße. Kurz vor einem Halteverbotsschild stelle ich mein Auto ab. Der Richtungspfeil des Verbotsschilds zeigt nach links, also weg von meinem Stellplatz. Kein anderes Schild verbietet mir das Parken und vor einer Einfahrt stehe ich auch nicht. Die Geduld hat sich also gelohnt. Es gibt es noch, das kostenlose Parken. Sogar in Überlingen.
Schwere Situation für Angestellte

Für Personen, die in Überlingen arbeiten, kann die Parkplatzsuche schwierig sein. Das bestätigt auch Günter Broeski, der das Spielzeugland Broeski betreibt. "Einfach ist das nicht", sagt er. Er habe einen Stellplatz im Parkhaus, den er selbst benutzt und der zur Verfügung steht, wenn er nicht da ist. Ansonsten müssen die Angestellten selbst nach einem Parkplatz suchen. Das Parkhaus lohne sich – gerade bei Aushilfen, die zwei bis drei Stunden im Laden sind – allerdings nicht, da es zu teuer sei. "Da bleibt zu viel liegen."
Ähnlich beschreibt Philipp Nawroth von der Buchhandlung Osiander die Situation. Es gebe einen Mitarbeiterparkplatz, sagt er. Das bedeutet, dass die meisten Mitarbeiter selbst eine Lösung finden müssen. "Man hat seine Ecken, wie jeder", erklärt der Buchhändler. Und: "Die meisten von uns kommen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln."
Busfahren kann sich lohnen
Eine Alternative zu der Suche nach dem arbeitsplatznahen Parkplatz sind also öffentliche Verkehrsmittel. In Überlingen gibt es hierfür einen so genannten Park und Ride-Platz (P+R) in der Kurt-Hahn-Straße, gegenüber dem Helios Spital. Die Idee ist, das Auto dort abzustellen und mit dem Bus in die Stadt zu fahren. Preislich gehört diese Möglichkeit zu den günstigeren Varianten. 3,50 Euro kostet dort das Parken für einen Tag.
Im Preis inbegriffen ist eine Busfahrt in die Stadt oder an den Bodensee und die Rückfahrt zum Parkplatz. Allerdings fahren die Busse nur bis zum Busbahnhof beziehungsweise bis zur Haltestelle Landungsplatz. Wer weiter in den Osten Überlingens möchte, muss also umsteigen oder den restlichen Weg zu Fuß gehen. Vom Landungsplatz aus ist es ein Fußweg von rund 400 Metern bis zur SÜDKURIER-Redaktion und zur Post.
Ohne dieses Angebot gelten für den Bus die üblichen Tarife des Verkehrsverbunds Bodensee-Oberschwaben. Für die Fahrt innerhalb einer Zone – dazu zählt beispielsweise eine Fahrt innerhalb von Überlingen – sind demnach 2,20 Euro für eine Einzelfahrt und 4,40 Euro für eine Tageskarte zu zahlen.
Wo darf ich parken?
- Halteverbote: Das Halten ist laut Straßenverkehrsordung in engen und unübersichtlichen Straßenstellen, im Bereich scharfer Kurven, auf Einfädelungs- und auf Ausfädelungsstreifen, auf Bahnübergängen sowie vor und in Feuerwehrzufahrten verboten.
- Parkverbote: Parkverbot herrscht fünf Meter vor und hinter Kreuzungen und Einmündungen, vor Aus- und Einfahrten und vor Bordsteinabsenkungen. Geparkt werden darf zudem nicht über Kanaldeckeln, wenn das Parken auf Gehwegen an dieser Stelle durch Verkehrsschilder oder Markierungen erlaubt wird.
- Parken am Straßenrand: Sofern es nicht verboten ist, darf am Straßenrand geparkt werden. Zu beachten ist dabei, dass die Straße eine Restbreite von 3,05 Metern haben muss. Das geht aus Gerichtsurteilen hervor. Die Zahl setzt sich aus der höchstzulässigen Fahrzeubreite – 2,55 Metern – und einem Sicherheitsabstand von 50 Zentimetern zusammen.