Tobias Lange

Vor dem ersten Arbeitstag in Überlingen stellen sich mir drei Fragen: Wie sind die neuen Kollegen? Wo gibt es gutes Essen? Und wo kann ich parken? Zumindest für die dritte Frage hatte ich schnell die Antwort parat. In der Seestraße, gleich um die Ecke von der SÜDKURIER-Redaktion, steht das Parkhaus Post. Dort kann ich mein Auto sicher abstellen, denke ich, als ich morgens um 8.30 Uhr aus Villingen im Schwarzwald losfahre. In Überlingen angekommen, folgt dann aber die Suche nach der Parkmöglichkeit.

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Überraschung vor dem Parkhaus

Als ich von der Mühlenstraße in die Seestraße einbiege, ist mir die Parksituation in der Stadt völlig unbekannt. Dementsprechend überrascht bin ich dann, als ich in das Parkhaus einfahren will, stattdessen aber vor einer abgesperrten Einfahrt stehe. Dabei kündigen Verkehrsschilder das Parkhaus an. Sie lotsen mich zu der Garage, die zu diesem Zeitpunkt bereits geschlossen ist.

Das Parkhaus Post ist wegen Sanierungsarbeiten geschlossen. Für auswärtige Besucher Überlingens kann diese Nachricht überraschend sein.
Das Parkhaus Post ist wegen Sanierungsarbeiten geschlossen. Für auswärtige Besucher Überlingens kann diese Nachricht überraschend sein. | Bild: Lange, Tobias

Es muss also eine andere Lösung her. Gegenüber der Garageneinfahrt ist ein Parkplatz an der Straße frei. Hier steht mein Auto zwar im Freien, aber der Fußweg ist immer noch überschaubar. Doch es folgt die nächste Enttäuschung. Höchstparkzeit 30 Minuten. Genug für einen kurzen Einkauf oder einen Besuch bei der Post. Nicht genug für einen vollen Arbeitstag. Also geht die Suche nach dem Parkplatz weiter. Ich suche nach dem nächst gelegenen Parkhaus.

Mittlerweile sind die meisten Verkehrsschilder, die zum Parkhaus Post lotsen, überklebt. In der Mühlenstraße gibt es aber noch eines, ...
Mittlerweile sind die meisten Verkehrsschilder, die zum Parkhaus Post lotsen, überklebt. In der Mühlenstraße gibt es aber noch eines, das scheinbar übersehen worden ist. | Bild: Lange, Tobias

Luftlinie ist nicht gleich Straßennetz

Ein Blick auf die Karte zeigt: Das Parkhaus West ist nur rund 800 Meter entfernt. Allerdings gilt diese Entfernung nur für Fußgänger. Für Autofahrer sieht es ganz anders aus. Die Münsterstraße ist Fußgängerzone, die Hafenstraße Einbahnstraße. Ich muss also einmal außen herum fahren. Nach etwa neun Minuten erreiche ich mein Ziel. Später stelle ich fest, dass ich zu Fuß gut eine Minute schneller zwischen den Parkhäusern Post und West unterwegs bin.

Rund acht Minuten braucht es zu Fuß von der SÜDKURIER-Redaktion in der Mühlenstraße zum Parkhaus West.
Rund acht Minuten braucht es zu Fuß von der SÜDKURIER-Redaktion in der Mühlenstraße zum Parkhaus West. | Bild: Lange, Tobias

Die nächste unangenehme Überraschung erwartet mich bereits. Ich hatte damit gerechnet, dass das mehrstündige Parken im Parkhaus nicht günstig sein würde. Doch der Tagessatz von 15 Euro lässt mich dann doch schlucken. Aus Villingen bin ich zehn Euro pro Tag gewohnt. Also geht es wieder auf die Suche – dieses Mal mit der zusätzlichen Vorgabe, dass der Parkplatz nicht nur nah am Arbeitsplatz, sondern auch preisgünstig sein soll.

Kurzeitparken und Privatbesitz

Mit gemächlicher Geschwindigkeit fahre ich durch die Straßen und halte nach Stellplätzen Ausschau. Dass ich oft in Tempo-30-Bereichen unterwegs bin, gibt mir das Gefühl, den fließenden Verkehr nicht allzu sehr aufzuhalten. Dennoch macht der eine oder andere Autofahrer hinter mir mit Lichthupe auf seinen Wunsch aufmerksam, ich solle doch etwas mehr Gas geben.

Parkscheinautomaten stehen in Überlingen an den meisten Stellen, wo geparkt werden kann.
Parkscheinautomaten stehen in Überlingen an den meisten Stellen, wo geparkt werden kann. | Bild: Hilser, Stefan

Am Finanzamt sehe ich, wie ein silberner Mercedes wegfährt und seinen Parkplatz frei macht. Die Freude ist aber nur von kurzer Dauer. Zwar ist das Parken hier kostenlos. Aber auch auf eine Stunde begrenzt. Wieder ein Kurzzeitparkplatz. Ich erinnere mich an einen größeren Parkplatz in der Sankt-Ulrich-Straße. Dort hatte es freie Stellplätze gegeben und von einem Parkscheinautomaten keine Spur. Habe ich meinen kostenlosen Parkplatz gefunden? Der nächste Rückschlag. Die Parkplätze sind in Privatbesitz.

Geduld zahlt sich aus

Fündig werde ich schließlich auf einem kleinen, unscheinbaren Parkplatz im Seubertweg. Zwei mal bin ich an der Einfahrt vorbei gefahren, die am Bahnübergang auch schlecht erkennbar war. Ein Passant, den ich am Straßenrand anspreche, macht mich auf den Platz aufmerksam. Elf Stunden beträgt die Höchstparkdauer, was für meinen Arbeitstag ausreicht. Dafür verlangt wird 5,50 Euro. Und mit einem Fußweg zum SÜDKURIER von etwa fünf Minuten sind die Stellplätze auch noch in angenehmer Nähe.

Mittlerweile hat mich aber mein Ehrgeiz gepackt. Es muss noch günstiger gehen. Wieder mache ich mich auf die Suche, bei der es längst nicht mehr nur um den Parkplatz geht.

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Fündig werde ich am Straßenrand in der Helltorstraße. Kurz vor einem Halteverbotsschild stelle ich mein Auto ab. Der Richtungspfeil des Verbotsschilds zeigt nach links, also weg von meinem Stellplatz. Kein anderes Schild verbietet mir das Parken und vor einer Einfahrt stehe ich auch nicht. Die Geduld hat sich also gelohnt. Es gibt es noch, das kostenlose Parken. Sogar in Überlingen.

Schwere Situation für Angestellte

Die Kosten für das Parken in Überlingen unterscheidet sich stark vom Parkplatz. Der Preis bewegt sich zwischen kostenlos in ...
Die Kosten für das Parken in Überlingen unterscheidet sich stark vom Parkplatz. Der Preis bewegt sich zwischen kostenlos in Seitenstraßen bis zu 15 Euro Tagessatz im Parkhaus. | Bild: Lange, Tobias

Für Personen, die in Überlingen arbeiten, kann die Parkplatzsuche schwierig sein. Das bestätigt auch Günter Broeski, der das Spielzeugland Broeski betreibt. "Einfach ist das nicht", sagt er. Er habe einen Stellplatz im Parkhaus, den er selbst benutzt und der zur Verfügung steht, wenn er nicht da ist. Ansonsten müssen die Angestellten selbst nach einem Parkplatz suchen. Das Parkhaus lohne sich – gerade bei Aushilfen, die zwei bis drei Stunden im Laden sind – allerdings nicht, da es zu teuer sei. "Da bleibt zu viel liegen."

Ähnlich beschreibt Philipp Nawroth von der Buchhandlung Osiander die Situation. Es gebe einen Mitarbeiterparkplatz, sagt er. Das bedeutet, dass die meisten Mitarbeiter selbst eine Lösung finden müssen. "Man hat seine Ecken, wie jeder", erklärt der Buchhändler. Und: "Die meisten von uns kommen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln."

Busfahren kann sich lohnen

Eine Alternative zu der Suche nach dem arbeitsplatznahen Parkplatz sind also öffentliche Verkehrsmittel. In Überlingen gibt es hierfür einen so genannten Park und Ride-Platz (P+R) in der Kurt-Hahn-Straße, gegenüber dem Helios Spital. Die Idee ist, das Auto dort abzustellen und mit dem Bus in die Stadt zu fahren. Preislich gehört diese Möglichkeit zu den günstigeren Varianten. 3,50 Euro kostet dort das Parken für einen Tag.

Eine Fahrt mit dem Bus kann in Überlingen Geld sparen.
Eine Fahrt mit dem Bus kann in Überlingen Geld sparen. | Bild: Hanspeter Walter

Im Preis inbegriffen ist eine Busfahrt in die Stadt oder an den Bodensee und die Rückfahrt zum Parkplatz. Allerdings fahren die Busse nur bis zum Busbahnhof beziehungsweise bis zur Haltestelle Landungsplatz. Wer weiter in den Osten Überlingens möchte, muss also umsteigen oder den restlichen Weg zu Fuß gehen. Vom Landungsplatz aus ist es ein Fußweg von rund 400 Metern bis zur SÜDKURIER-Redaktion und zur Post.

Ohne dieses Angebot gelten für den Bus die üblichen Tarife des Verkehrsverbunds Bodensee-Oberschwaben. Für die Fahrt innerhalb einer Zone – dazu zählt beispielsweise eine Fahrt innerhalb von Überlingen – sind demnach 2,20 Euro für eine Einzelfahrt und 4,40 Euro für eine Tageskarte zu zahlen.