Der bisherige Nußdorfer Ortsvorsteher Dietram Hoffmann kam bei den Wahlen am vergangenen Sonntag gerade noch so in den Ortschaftsrat – auf den letzten Platz – und zeigt sich geknickt: „Ich bin mit Amtsbonus auf dem letzten Platz gelandet. Da habe ich dann wenig Anspruch, mein eigener Nachfolger zu werden.“ Hoffmann versichert: „Ich werde mich selbstverständlich weiter für Nußdorf einsetzen. Ein gutes Drittel hat mich gewählt, das ist auch eine Verantwortung, die ich habe. Ich werde ein aktiver Hinterbänkler sein.“ Darauf, wieder als Ortsvorsteher gewählt zu werden, rechne er sich wenig bis keine Chancen aus.
Aber auch sein Kontrahent von den Wahlen 2014, Günter Hornstein, will nicht um jeden Preis um das Amt des Ortsvorstehers kämpfen: „Eine Situation wie vor fünf Jahren möchte ich vermeiden, das will ich weder dem Ort noch mir antun“, sagte Hornstein, der 2014 Stimmenkönig bei der Wahl in den Ortschaftsrat gewesen ist, damals amtierender Ortsvorsteher war, im Gremium mit Hoffmann bei der Wahl zum neuen Ortsvorsteher aber einen Gegenkandidaten erhalten hatte – und unterlag.
Nun könne er sich vorstellen, wieder zur Wahl anzutreten, sagte Hornstein. Er sehe in der Tatsache, dass er erneut Stimmenkönig wurde, eine gewisse Pflicht. Doch wolle er zunächst Gespräche abwarten. Selbstkritisch müsse er heute sagen: „Im Rückblick hätte ich es 2014 nicht auf diese Kampfabstimmung ankommen lassen sollen.“
Wer wurde in Nußdorf überhaupt in den Ortschaftsrat gewählt? Klicken Sie hier.
Stimmenkönig ist auch Martin Keßler – im Teilort Hödingen. Hören will er das nicht so gern. „Man ist kein König, sondern das ist immer ein Auftrag“, sagt er. Und im Sinne dieses Auftrags bewerbe er sich sehr gern wieder um das Amt des Ortsvorstehers, „das mir großen Spaß macht“. Viel mehr als über den eigenen Erfolg freue er sich, dass alle fünf Räte, die sich wieder zur Wahl stellten, gewählt wurden. „Das ist eine tolle Bestätigung“, sagt er. Und wir haben künftig drei Mädels im Ortschaftsrat.“
Einen neuen Ortsvorsteher gibt‘s in Lippertsreute. Wer Gottfried Mayer, der nicht mehr antrat, beerben will, ist allerdings noch unklar. Eine Kampfabstimmung erwartet Mayer nicht. Alle fünf amtierenden Räte, die wieder antraten, wurden wiedergewählt. „Das ist ein gutes Zeichen für das Miteinander.“ Und er freut sich auch, dass nun zwei Frauen mit am Ratstisch sitzen.
Ähnlich wie in Lippertsreute wurden auch in Deisendorf alle Räte, die sich erneut zur Wahl stellten, wiedergewählt, auch hier gibt‘s einen neuen Ortsvorsteher, weil der alte nicht mehr antrat. Und auch hier sitzen (wieder) zwei Frauen am Ratstisch, eine davon, Karin Müller, ist Stimmenkönigin. „Ich gehe davon aus, dass sie sich auch um den Ortsvorsteher-Posten bewirbt“, sagt der amtierende Ortsvorsteher Martin Strehl.
Frischer Wind weht künftig auch in Bambergen, Ortsvorsteher Siegfried Weber trat ebenfalls nicht mehr an. Weber freut sich, dass nun ein relativ junger neuer Ortschaftsrat an den Start geht und scherzt: „Würde ich drin bleiben, wäre ich der Opa.“ Wer ihn beerbt, ist noch nicht klar. Damen am Ratstisch gibt‘s allerdings nicht: Der Bambergener Ortschaftsrat war und bleibt komplett männlich.
Ganz anders sieht das in Bonndorf aus, wo Stimmenkönig Dominik Schatz gerne wieder Ortsvorsteher werden würde. „Auf der Liste hatten wir zwei Männer und sieben Frauen. Jetzt wurden zwei Männer und fünf Frauen gewählt, unser Durchschnittsalter ist 38 Jahre.“
Stimmenkönig in Nesselwangen ist der amtierende Ortsvorsteher Wolfgang Käppeler: „Ich bin sehr zufrieden und hätte nicht damit gerechnet.“ Eine Überraschung gab es allerdings für einen der langjährigen Ortschaftsräte, der kandidierte und nicht wiedergewählt wurde. Käppeler sagt: „Er hätte gern weitergemacht, war aber auch nicht übermäßig enttäuscht.“
Was verdient ein Ortsvorsteher überhaupt?
Die Aufwandsentschädigung ehrenamtlicher Ortsvorsteher richtet sich nach dem baden-württembergischen Aufwandsentschädigungsgesetz. Demnach erhalten die Ortsvorsteher monatlich 1600 bis 3850 Euro, abhängig von Dienstzeit, Aufwand und Ortsgröße.
Gute Gründe zur Nicht-Annahme einer Wahl
- Diese Woche wurden die Verpflichtungsschreiben der Stadt an die gewählten Räte verschickt. Innerhalb einer Woche müssen sie sich zurückmelden und die Wahl annehmen oder mit Angabe von Hinderungsgründen ablehnen. Hinderungsgründe können laut Gemeindeordnung (Paragraph 16) zum Beispiel sein, dass jemand ein geistliches Amt verwaltet, anhaltend krank oder älter als 62 Jahre ist.
- Sollte jemand seine Wahl nicht annehmen, werden die nachrückenden Kandidaten angeschrieben. Die Ortsvorsteher werden in den konstituierenden Sitzungen der Ortschaftsräte gewählt.