Es ist ein Beispiel für eine kulturelle Perle, die sich durch außergewöhnliches persönliches Engagement und Kompetenz zu einer echten Marke entwickelt hat. Klein, aber fein ist die Konzertreihe in der St. Jodok-Kirche, die auf Initiative von Ulrich Köberle im Jahr 2009 entstanden ist. Mittlerweile im elften Jahr habe das Angebot längst sein Stammpublikum gefunden, freut sich der Organisator. „Die Veranstaltungen in der Kapuzinerkirche müssen ausfallen, doch unsere in der Jodokkirche werden wie gewohnt stattfinden“, sagt Köberle.
Durchschnittlich 50 bis 60 Besucher
Die Kirche im Dorf, die ja eine Station des Jakobswegs durch den Linzgau ist, hat maximal 120 Sitzplätze. „Pro Saison haben wir bei acht Konzerten zwischen 400 und 500 Besucher“, bilanziert Köberle. Mit durchschnittlich 50 bis 60 zahlenden Zuhörern ein hochkarätiges Programm mit fairen Honoraren hinzubekommen, grenze an ein kleines Wunder. Doch Köberle gestaltet Jahr für Jahr in Eigenregie ein Programmheft und findet dafür treue Förderer.
Benefizaktion für das Gotteshaus
Damit nicht genug: Zehn Prozent des Eintrittspreises, der in diesem Jahr für ein Einzelkonzert bei 24 Euro liegt, zweigt er für eine Benefizaktion zugunsten des unauffälligen Gotteshauses in der Aufkircher Straße ab. Mehrere lädierte Figuren der Kirche konnte Köberle damit und weiteren Spenden schon restaurieren lassen. Gleich drei Projektideen hat er auch für die neue Saison entwickelt, denen er Hilfe angedeihen lassen würde. „Man könnte zum Beispiel die Uhr im Dachgeschoss instand setzen lassen“, sagt Köberle. Dazu müsste das Uhrwerk, das aus dem 19. Jahrhundert stammt, revidiert, die Zeigerwelle erneuert und ein Zifferblatt installiert werden. Zudem sollte die Uhr durch einen elektrischen Antrieb modernisiert werden. Derzeit muss sie noch von Hand aufgezogen werden. Eine weitere Anregung sei mit der Aufwertung der derzeit schmucklosen Chorfenster durch zeitgenössische Kunstglasgemälde an ihn herangetragen worden, erklärte Köberle. Darüber hinaus gebe es noch den Vorschlag, alte Ausstattungsgegenstände in die Kirche zurückzubringen, die derzeit allerdings noch im Fundus der Münstergemeinde untergetaucht seien.
Schwerpunkt klassische Klavier-Trios
Die Ideen zum Programm und die Kontakte zu Musikern scheinen dem Organisator der Konzertreihe ebenfalls nicht auszugehen Schwerpunkt des diesjährigen Programms ist das klassische Klavier-Trio, ohne sich darauf zu beschränken. Den Auftakt gestalten am Samstag, 18. Mai, Veronika Ponzer und Stefan Mutz mit „seidenweicher Harfen- und Flötenmusik“. Zu hören sind unter anderem Werke von Bach, Mozart, Chopin, Ravel und Debussy. Aber auch vom barocken Komponisten Leonardo Vinci (1690-1734), der nur eine Namensähnlichkeit mit dem über 200 Jahre früher lebenden Erfinder und Schöpfer des Bildes der Mona Lisa aufweist. Am Pfingstsonntag (9. Juni) folgt das zweite Konzert mit Jader Costa (Klavier), Barbara Krüger (Violine) und Claudio Giacomazzi (Violoncello), die Haydn, Mozart und Beethoven im Programm haben. Spanisch kommt das Programm am 22. Juni daher mit dem Duo Flamenco Jaime B. Rudolph und Leandro Riva, die viele eigene Kompositionen, aber auch spanische Klassiker wie de Falla und Granados mitbringen.
Musik für Violine und Klavier präsentieren am 27. Juli Franziska Pietsch und Maki Hayashida. Sie haben an diesem Abend Sonaten von Beethoven, Debussy, Dvorák und Brahms im Repertoire. Gleich drei Pianisten der Petersburger Familie Palmov gastieren am 24. August mit einem vielseitigen Programm russischer, spanischer und deutscher Komponisten. Mit Flöte und Marimbaphon werden am 14. September Martina Jucker und Inez Ellmann zu hören sein. „Ihre Spielfreude steckt regelrecht an“, hat Ulrich Köberle bereits erfahren. Vom Staatsorchester Stuttgart kommt das Trio Marin Tinev, Nemorino Scheliga und Helge Aurich mit Oboe, Klarinette und Klavier am 5. Oktober und das Finale am 26. Oktober gestaltet mit dem Jess-Trio aus Wien wieder ein Klaviertrio, zu dem sich die Geschwister Elisabeth, Johannes und Stefan Kropfitsch zusammengeschlossen haben.
Die Einzelkarten für die Konzerte kosten 24 Euro, bei einem Dreier-Pass gibt es fünf Prozent, bei einem Fünfer-Pass zehn Prozent Rabatt. Alles gibt es an der Abendkasse oder online. Weitere Informationen unter:
http://www.kosjo.de
St. Jodok Kirche
Die 1424 von dem Überlinger Bürger Burkhart Hipp gestiftete und 1462 als Kirche der Überlinger Jakobsbruderschaft geweihte St. Jodok-Kirche war Gotteshaus für das hauptsächlich von Rebleuten bewohnte „Dorf“. Bis heute ist sie die Überlinger Station für die auf der „Via Beuronensis“ nach Santiago de Compostela pilgernden Gläubigen. Der Kirchenpatron Jodok ist wie St. Nikolaus, dem das Überlinger Münster geweiht ist, und der Apostel Jakobus d. Ä. Patron der Reisenden und Pilger. Seine Geschichte wurde häufig mit der des heiligen Jakobus verschmolzen. So ist im Kircheninneren denn auch das „Hühner- oder Galgenwunder des heiligen Jakobus“ ausführlich auf zwölf wohl gegen 1465 entstandenen Fresken dargestellt. Von einem anderen Maler des 15. Jahrhunderts stammt das Fresko mit der selten dargestellten „Legende von den drei Lebenden und drei Toten“.
Einige Skulpturen konnten durch Spenden und Beiträge der Konzertreihe schon saniert werden, die Ulrich Köberle vor sechs Jahren ins Leben gerufen hatte. Die angehende Restauratorin Ramona Proske hatte im Jahr 2013 im Rahmen ihrer Diplomarbeit die Wandmalereien eingehend untersucht und damit zugleich die Grundlage für eine Sanierung gelegt. Eine letzte Komplettsanierung des Innenraumes hatten Überlingens bekannter Bildhauer und Maler Victor Mezger und seine Mitarbeiter im Jahr 1937 vorgenommen. Damals hatte Mezger, so die Experten heute, über eine Patinierung der gesamten Wandflächen die Malereien zusammenzubinden versucht. Der Kirchenschlüssel ist derzeit im katholischen Pfarramt am Münsterplatz (Tel. 0 75 51/9 27 20) erhältlich. (hpw)