Die Erstkommunion markiert für katholische Mädchen und Buben den Eintritt in den zweiten wichtigen Lebensabschnitt, sie haben das „Vernunftalter“ erreicht – und traditionell begehen Familie und Verwandschaft ein großes Fest, um zu feiern, wenn das Kind erstmals zum Tisch des Herr geht. Doch im Jahr der Corona-Pandemie ist alles anders. Die meisten katholischen Kirchengemeinden haben die Erstkommunion bereits abgesagt. So auch in der Region: die Seelsorgeeinheiten Salem, Sipplingen und Meersburg haben dies inzwischen beschlossen, in Überlingen steht der endgültige formale Beschluss noch aus. „Wenn wir absagen, will ich auch einen Ersatztermin“, sagt Münsterpfarrer Bernd Walter. Es sei ja Vieles noch vage, deshalb will Pfarrer Walter noch einige Tage abwarten. „Ich möchte mit der Absage ein Datum setzen, damit nicht alles aus dem Ruder läuft.“

Vielleicht „auf das Wesentliche konzentrieren“

Die bisherige Planung sah vor, dass die Seelsorgeeinheit Überlingen Erstkommunion in der Stadt, in Lippertsreute, Owingen und Billafingen feiert, 66 Kinder sind es 2020. Wenn am 20. April die Schule tatsächlich wieder losginge, überlegt Walter, könne man ja am Tag vorher, dem Weißen Sonntag, doch feiern. Aber auch er weiß, dass offen ist, ob die Restaurants wieder geöffnet haben oder ob die Schulschließung und weitere Maßnahmen nochmals verlängert werden. Indes könnte er sich vorstellen, dass man „sich auf das Wesentliche konzentriert und in Gruppen zur Erstkommunion geht“.

Dekan gegen „kleinen Rahmen“

Eine solche reduzierte Lösung ist für Dekan Peter Nicola keine Option, die sich in der Seelsorgeeinheit Salem umsetzen ließe. Auch wenn es einer Empfehlung des Erzbischöflichen Ordinariates aus der vergangenen Woche folgt, die Erstkommunion „im kleinsten Rahmen“ zu machen. „Das hieße ja, Eltern, Geschwisterkinder und Paten sind dabei, aber Oma, Opa, Onkel, Tanten können nicht kommen, weil sie eben Gefährdungspotenzial haben.“ Nein, sagt Nicola, „in kleinstem Rahmen, das wäre für unsere Kinder einfach traurig, „weil Erstkommunion bei uns immer noch eine große Sache ist mit Musikverein und allem Drum und Dran – eine traurige Erstkommunion möchte ich mit den Kindern nicht feiern.

Seelsorgeeinheit Salem hat Ausweichtermine

So nennt der Dekan des Dekanats Linzgau bereits einen Alternativtermin im Oktober. „Wir haben die Entscheidung am vergangenen Sonntag im Vorstand des Pfarrgemeinderates zusammen mit unserem Seelsorgeteam getroffen.“ Ganz wichtig sei ihnen gewesen, so Nicola: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“ Deshalb gleich die Ersatztermine. „Besondere Situationen brauchen eben besondere Lösungen und bevor wir uns da jetzt von Woche zu Woche hangeln, haben wir einfach zwei Wochenenden hintereinander gesucht, wo wir jeweils Samstag und Sonntag das Programm, wie wir es hier bei uns in Salem machen, auch durchführen können.“ Denn in der Seelsorgeeinheit Salem braucht es für die rund 70 Kinder, die in den Pfarreien Neufrach, Mimmenhausen, Beuren, Weildorf, Röhrenbach und Frickingen Erstkommunion feiern, vier Termine, auf die die sechs Kirchen verteilt werden – in den anderen drei Pfarreien der Seelsorgeeinheit Salem gibt es dieses Jahr keine Kommunionkinder oder die Gotteshäuser sind wegen Renovierung geschlossen.

Eltern reagieren mit Verständnis

Mit den Ausweichterminen will man in Salem den Eltern „eine gewisse Sicherheit geben“, denn sie müssten ja Lokale absagen, Gäste ausladen, sagt Nicola. „Aufgrund der Medienberichte und der Aussagen der Politiker kann man nachvollziehen, dass das Dinge sind, über die man nicht diskutiert, die man einfach macht“, erklärt Nicola weiter und beschreibt, dass ihm aus dem Kreis der Eltern nur „größtes Verständnis“ begegnet sei. „Jeder, der jetzt ungehalten reagieren würde, der hat den Ernst der Lage nicht verstanden.“

In Meersburg wartet man mit neuem Termin ab

„Wir haben den Termin für die Erstkommunion nicht abgesagt, wir haben den Termin ausgesetzt“, legt der Meersburger Stadtpfarrer Matthias Schneider Wert auf genaue Wortwahl. In seiner Seelsorgeeinheit ist er auch zuständig für Seefelden (Gemeinde Uhldingen-Mühlhofen), Hagnau, Immstaad und Kippenhausen und angesichts der Zahl fingen auch dort die Feiern regulär bereits vor dem Weißen Sonntag, am Ostermontag an. „Wir haben gesagt, wir werden erst dann, wenn sich die Lage absehen lässt, die Termine machen“, erläurter Pfarrer Schneider. „Wir können den Kindern ja ihr schönes Kommunionfest nicht vorenthalten – da hängen ja auch die ganzen Chöre und Musikkapellen dran.“ Das habe man schon vergangenen Freitag an die Kommunioneltern weitergegeben, damit Lokale abgesagt und Gäste ausgeladen werden können. Auch wenn Dekan Nicola für Salem schon neue Termine gemacht habe, will Pfarrer Schneider abwarten, wie sich die Lage weiter entwickelt. „Spekulationen bringen jetzt nichts.“

In der Seelsorgeeinheit Sipplingen, zu der die Überlinger Teilorte Nesselwangen und Bonndorf gehören, wurde vergangenen Sonntag ebenfalls abgesagt. Aber auch Pfarrer Joszef Biró hat den Eltern der 14 Kinder bislang noch keinen neuen Termin genannt und will abwarten.

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Wahlfrist für Kirchengemeinderäte verlängert

Parallel zur Absage der Erstkommuniontermine und dem gesteigerten Bedürfnis der Gläubigen nach seelsorgerischem Beistand beschäftigen auch die laufenden Pfarrgemeinderatswahlen die katholischen Pfarrer. Dass die Wahl trotz der Corona-Pandemie stattfindet, hatte das Erzbischöfliche Ordinariat bereits beschlossen gehabt. Schließlich gibt es dieses Jahr erstmals die Möglichkeit, online abzustimmen. „Doch viele ältere Gemeindemitglieder sind nicht internetfit“, sagt Peter Nicola, Dekan des Dekanats Linzgau. Noch am Dienstag hatte er Sorge, dass die Information, dass die Wahl ausschließlich online und nicht als Präsenzwahl stattfindet, nicht mehr alle Gemeinderatsmitglieder erreiche. Nachdem nur die vergangenen Sonntagsmessen, die vorerst letzten, und Pressemeldungen als Kommunikation blieben, hoffte Dekan Nicola und die die anderen Pfarrer der Region darauf, dass Freiburg den Wahltermin zumindest verschiebt. Nicola hatte seinerseits auch entsprechend per Mail interveniert.

Am gestigen Mittwoch nun kam die Nachricht aus dem Ordinariat. Die Wahlfrist wurde um zwei Wochen bis Sonntag, 5. April verlängert, teilte die Erzdiözese Freiburg am Vormittag mit. Die Wahl finde ausschließlich als Brief- oder Onlinewahl statt. Die Frist für die Online-Wahl verlängere sich bis Freitag, 3. April, und Briefwahlanträge können bis zum Ablauf von Mittwoch, 1. April, in den jeweiligen Pfarrbüros gestellt werden. Die Briefwahlunterlagen müssen bis spätestens Sonntag, 5. April, 12 Uhr, im Briefkasten des zuständigen Pfarrbüros eingeworfen werden. Nähere Informationen dazu finden sich im Internet.