Nach beinahe einstündiger Diskussion hat Oberbürgermeister Jan Zeitler dem Gemeinderat eine Schulcampus-Variante präsentiert, der eine Mehrheit zustimmen konnte. Eine überraschende Wendung an einem Abend, an dem bereits eine Sondersitzung beantragt und erneut die Idee einer Tiefgarage thematisiert wurde. Denn der ursprünglich von Kai Bierich, geschäftsführender Gesellschafter bei Wulf-Architekten aus Stuttgart, vorgestellte Masterplan fand wenig Zustimmung: Der Masterplan sei ein Desasterplan für die Realschule, sagte Ralf Mittelmeier (FWV/ÜfA). Zu nah sollte das Parkdeck an der Realschule stehen.
Die Räte waren sich einig, dass die Mehrfeldsporthalle zügig gebaut sein muss. Doch mit dem Masterplan wird nicht nur deren Position festgelegt, sondern auch die der anderen Gebäude von Realschule, Gymnasium, für eine Mensa und Parken. Zumindest grob, wie Architekt Bierich einschränkte: Der Masterplan diene der Weiterentwicklung der Komponenten. Einige Stadträte sahen sich daher in einer Zwickmühle, so etwa Günter Hornstein (CDU), der Eingriffen in den Bestand der Realschule nicht zustimmen konnte. Kräutergarten und Co. seien Dinge, die mit Emotionen verbunden seien.
Kaum legte Architekt Bierich eine neue und modifizierte Variante vor, wendete sich aber das Blatt. Die Variante "10.5. fraktionierte Parkierung" sieht vor, dass das ursprünglich zweiteilige Parkdeck aufgeteilt wird: Einige Parkplätze werden an den Hartplatz verlegt, weitere sind etwas weiter von der Realschule entfernt. Dort sollen zwei Etagen geschaffen werden – eine klassische Tiefgarage sei das nicht, man nutze in beiden Fällen vielmehr die Topografie. Auf Mittelmeiers Einwand, dass an dieser Ecke ein Haus stünde, erwiderte Zeitler, dass das dem Spital gehöre und abgängig sei.
Keine Millionenentscheidung
Damit war die vorhergehende Diskussion, unter anderem um eine mögliche Tiefgarage, vom Tisch. OB Zeitler erinnerte wiederholt an den Zeitplan: "Wichtig ist, dass wir zügig in die Umsetzung kommen", stellte er eingangs fest. Denn ohne Masterplan kann die dringend benötigte Mehrfeldsporthalle nicht konkretisiert werden. Ingenieur Rapajczak ergänzte: "Eine Entscheidung im Juli wäre schwierig für den Terminplan" des gesamten Projekts, daher brauche es jetzt einen Beschluss. "Wir entscheiden jetzt nicht über Millionen", stellte Oberbürgermeister Zeitler klar. Schließlich stimmte eine Mehrheit für eine Abstimmung und ebenfalls eine Mehrheit für die neu vorgestellte Variante mit zwei Parkflächen. Es gab im Gremium drei Gegenstimmen und eine Enthaltung.
Einigen ging das aber zu schnell, wie etwa Ulf Janicke (LBU/Grüne) äußerte. Auf Nachfrage erklärt Raphael Wiedemer-Steidinger, Fachbereichsleiter 1 und Pressesprecher: Die nun beschlossene Variante lag erst am Tag der Sitzung vor. Die Variante sei Ergebnis der Fortentwicklung der ursprünglichen Variante vom 28. April, dabei würden Anregungen der AG-Campus-Sitzung vom 3. Mai berücksichtigt. "Bereits jetzt steht aber fest, dass die nun gewählte Lösung Mehrkosten verursachen wird." Die sollen in der nächsten Sitzung beziffert werden. Dass zuerst die andere Variante vorgestellt wurde, begründet Wiedemer-Steidinger so: "Wir sehen es als Aufgabe der Stadtverwaltung an, dem Gemeinderat die kostengünstigste Variante vorzuschlagen." Und das sei die mit einem Parkdeck nahe der Realschule gewesen.
Die AG Campus wird laut aktuellem Gemeinderatsbeschluss zum beratenden Ausschuss. Damit kann die Arbeitsgruppe ähnlich einem Kultur- oder Sozialausschuss vorberaten und eine Handlungsempfehlung für den Gemeinderat aussprechen. In der Arbeitsgruppe sitzen Vertreter von Vereinen, Schulen, Verwaltung und Gemeinderat. Den Vorsitz führt Bürgermeister Matthias Längin.