Bei der Sanierung des Franziskanerturms kooperieren zwei Holzbaufirmen aus Überlingen und Meersburg – und das kommt nicht von ungefähr. Denn den 29-jährigen Florian Meßmer aus Überlingen und den 41-jährigen Sebastian Schmäh aus Meersburg verbinden nicht nur die Liebe zu alten Handwerkstechniken und die Tatsache, dass die beiden sowohl Zimmerermeister sind als auch über die Zusatzqualifikation "Restaurator im Zimmererhandwerk" verfügen.

Darüber hinaus absolvierte Meßmer seine Ausbildung beim Unternehmen Holzbau Schmäh in Meersburg, das Sebastian Schmäh seit 2003 in sechster Generation führt. Schmäh wiederum machte seine Lehre einst, unter Florians Vater Klaus, bei der Firma Meßmer. Deshalb bündelten sie bei der Sanierung des Franziskanerturms für die Zimmererarbeiten ihre Kräfte. Die Firma Schmäh führt außerdem die Dachdeckerarbeiten durch.

Alt und neu: Beschädigte historische Substanz im Dachstuhl wird behutsam ersetzt.
Alt und neu: Beschädigte historische Substanz im Dachstuhl wird behutsam ersetzt.
Im Dachstuhl werden behutsam die geschädigten Hölzer ausgetauscht, teils im Ganzen, teils mittels sogenannter Prothesen und exakt angefertigter Passstücke – inklusive Holznägel. Die Bauherren verwendeten im Dachstuhl einst Fichte und Tanne, die heutigen Restauratoren Fichte. Möglichst viel alte Substanz, die zum Teil noch aus den Anfängen des 1494 errichteten Turmes stammt, soll erhalten bleiben – ebenso manches Zeugnis der Geschichte. So wird wohl auch ein Einschussschaden im Dachreiter für die Nachwelt konserviert, der laut Meßmers Vermutung aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs stammen dürfte.

Sanierung mit Überraschungen

Anders als bei einem Neubau verläuft eine Sanierung nie nach einem genauen Schema und birgt so manche Überraschung, so unerwartete Schäden, die durch den Hausbock sowie Tauben- und Dohlendreck entstanden. Neuralgische Punkte seien etwa auch die Schwellen, die aufgrund von Schäden im Dach feucht geworden seien, sagt Meßmer. Um einen genauen Überblick zu erhalten, müsse man abwarten, bis der Steinmetz die frostgeschädigten Steine entfernt habe. Man müsse sich schon Gedanken machen, wie man die eine oder andere Holzverbindung denkmalgerecht ersetze, erklärt Zimmerermeister Florian Meßmer. Er gerät regelrecht ins Schwärmen, wenn er von historischen Techniken berichtet. Er weist etwa auch auf die überstehenden historischen Holznägel hin. Mittels Hammerschlägen auf die herausragenden Köpfe konnte man die Holzverbindung nachjustieren.

Auf dem Dachreiter sind teils noch über 500 Jahre alte gotische Biberziegel erhalten, so auch dieses mit Drachenkopf und -schwanz ...
Auf dem Dachreiter sind teils noch über 500 Jahre alte gotische Biberziegel erhalten, so auch dieses mit Drachenkopf und -schwanz verzierte Stück. Bild: Holzbau Schmäh

Die Liebe zum alten Handwerk wurde Meßmer quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater, ebenfalls Restaurator, habe ihn schon als kleiner Bub auf Baustellen wie die Greth und das Torhaus mitgenommen. Während seiner Ausbildung bei Schmäh wirkte er unter anderem bei der Sanierung des Salemer Schlosses mit. In ihm festigte sich der Wunsch, ebenfalls Restaurator zu werden. Das erreichte Meßmer 2016, nachdem er bereits mit 22 Jahren Zimmerermeister geworden war. "Das ist schon eine erfüllende Arbeit", sagt Meßmer. Damit spricht er seinem einstigen Lehrherrn Schmäh aus dem Herzen. Der betont, es sei eine Ehre, mitzuhelfen, dass so ein Bauwerk wieder für die nächsten 100 bis 200 Jahre gesichert sei.

Dachsanierung ab Oktober

Fasziniert berichtet Schmäh von den glasierten gotischen Ziegeln, die teils noch erhalten sind, und Firstreitern, die einen Drachenkopf und -schwanz aufweisen. Rund 35 bis 40 Prozent der historischen Ziegel seien vorhanden. Die anderen, die man um 1980 durch Industrieziegel ersetzte, werden nun nach dem alten Vorbild neu gebrannt. Mit der Dachneueindeckung nach der Methode "Mönch und Nonne" wolle man im Oktober beginnen. Bei großer Hitze, die dem Mörtel schade, könne man diese Arbeit sowieso nicht ausführen, erklärt Schmäh.

Sanierung

  • Das Tor: Das heutige Franziskanertor, das 1494 neu erbaut wurde und einen Vorgänger aus dem 13. Jahrhundert ersetzte, besteht aus einem spätgotischen Torturm mit Eckrustika, hohem Satteldach und Staffelgiebel. Zuletzt wurde es 1979/80 saniert.
  • Die Arbeiten: Die jetzigen Maßnahmen, die im Mai starteten und Ende dieses Jahres abgeschlossen sein sollen, umfassen Steinmetz- und Konservierungsarbeiten sowie die Instandsetzung des Dachwerks. Die Instandsetzung soll rund 600 000 Euro kosten. (flo)