Herr Krimmer, seit wann gibt es die Überlinger Hospizgruppe? Wie hat sie sich entwickelt?
Die Gruppe wurde am 16. März 1994 von 32 katholischen und evangelischen Christen gegründet. Träger des gemeinnützigen Hospizvereins sind die beiden Kirchengemeinden. Sie haben je einen Vertreter im Vorstand. Inzwischen unterstützen deutlich über 100 Vereinsmitglieder die Arbeit der Hospizgruppe. Ich selbst bin seit März 2010 in der Verantwortung als Vorsitzender.
Wie finanziert sich die Vereinsarbeit?
Die Begleitung schwerstkranker Menschen erfolgt konsequent ehrenamtlich und wird von einer hauptamtlich beschäftigten Koordinatorin gesteuert. Bei den Personal- und Sachkosten unterstützen uns die gesetzlichen und privaten Krankenkassen, abhängig von der Zahl der Begleitungen, nachträglich mit einem Zuschuss. Dieser Zuschuss wird mithilfe eines bestimmten Schlüssels ermittelt. Daneben freuen wir uns jedes Jahr über Spenden.
Welche Aufgaben stehen im Vordergrund?
Unsere Mitarbeiter schenken den schwerkranken und sterbenden Menschen Zeit, hören zu, sprechen mit den Patienten, lesen vor oder sitzen nur still am Bett. So haben die Angehörigen die Möglichkeit, sich auch ein wenig Zeit für sich selbst zu nehmen. Beratungsgespräche und Trauerbegleitung ergänzen die Besuche am Sterbebett. Die Hospizgruppe versucht, durch ihre öffentliche Präsenz von der Bevölkerung wahrgenommen zu werden: Mit Infoständen, den Überlinger Hospizfilmtagen – die Filme laufen am 10. November und am 1. Dezember, jeweils 18 Uhr – mit Gedenkfeiern und Vorträgen.
Wie viele Hospizhelfer haben Sie im Moment? Wie groß ist der Bedarf?
Zur Zeit sind 22 ehrenamtliche Hospizmitarbeiter aktiv, geleitet von einer hauptamtlichen Koordinatorin. 2016 haben wir bislang 27 abgeschlossene Begleitungen und 13 noch laufende. Um dem stets zunehmenden Bedarf an Begleitungen gerecht zu werden, sollten wir mindestens 30 Mitarbeiter haben. Deshalb starten wir im Januar 2017 mit einem weiteren Ausbildungskurs.
Welche persönlichen Anforderungen werden an die Mitarbeiter gestellt?
Die Hospizmitarbeiter müssen Zeit haben, einfühlsam, teamfähig, offen, kritikfähig und zur Supervision bereit sein. Da die ehrenamtliche Arbeit von den Krankenkassen bezuschusst wird, sind auch dokumentarische Arbeiten zu leisten. Eine wichtige Aufgabe der Koordinatorin besteht darin, die passende, die richtige Begleitperson zu finden. Deshalb wird sie stets einen Erstbesuch machen, um Menschen zusammen zu bringen, die zueinander passen.
Welche Qualifikationen gibt es? Wie lange dauert eine Ausbildung?
Alle Mitarbeiter haben einen sechsmonatigen Vorbereitungskurs absolviert. Um zu gewährleisten, dass die ausgebildeten Begleiter auch mitarbeiten, ist eine Schutzgebühr in Höhe von 150 Euro für die Kursteilnahme zu entrichten. Diese wird nach zweijähriger Zugehörigkeit zurückgezahlt. Die sechsmonatige Vorbereitung besteht aus einem Grundkurs, einem Praktikum und einem Vertiefungskurs, Schwerpunkt sind: Selbsterfahrung im eigenen Umgang mit dem Thema Sterben und Tod, aktives Zuhören, Gesprächsführung, Auseinandersetzen mit der eigenen Wahrnehmung.
Erfahrene Referenten sind eine Garantie für Qualität.
Aus welcher Motivation heraus engagieren sich die Mitarbeiter, die hier ehrenamtlich tätig sind? Gibt es eine Aufwandsentschädigung?
Ganz unterschiedliche Motivationen führen Menschen in die Hospizarbeit. So können eigene Erfahrungen mit dem Thema Sterben oder Begleitungen innerhalb der Familie Grund für eine Teilnahme sein. Oder den Menschen, der Gesellschaft etwas zurückgeben zu wollen, weil man selbst im Leben Positives erfahren hat. Die Hospizarbeit ist ehrenamtlich ohne jede Aufwandsentschädigung. Kosten für Fortbildungstagungen werden vom Verein übernommen.
Wie werden die Helfer selbst bei der anspruchsvollen Aufgabe unterstützt?
Die regelmäßige Teilnahme an einer professionell geleiteten Supervision und an den monatlichen Gruppenabenden hilft den Hospizmitarbeitern, ihre mental schwierige Arbeit zu bewältigen.
FRAGEN: HANSPETER WALTERInformationsabend
Zur aktuellen Arbeit der Gruppe und die Anforderungen an die ehrenamtlichen Hospizhelfer findet am morgigen Mittwoch, 26. Oktober, um 19.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus, Grabenstraße 2, ein Infoabend statt. Erläutert werden die Aufgaben und die Ausbildung, die im Januar 2017 wieder beginnt. Fragen beantwortet Sigrid Munck-Van Damme, die hauptamtliche Koordinatorin der Einsätze, auch am Telefon unter 0 75 51/6 08 63. (hpw)