Pfarrer Bernd Walter erinnerte in seiner Predigt daran, dass Gottesdienst nicht am Sonntag ende, sondern erst im Alltag richtig beginne. Denn Gottesdienst sei „Menschendienst“, wie er sagte. Zuweilen müsse man feststellen, dass die gepredigte Nächstenliebe anstrengend ist und nicht grenzenlos vorhanden.
„Wenn mich einer verbal anpinkelt, dann hört bei mir die Liebe auf“, sagte Bernd Walter. Doch helfe es ihm, sich mit Gott verbunden zu fühlen, der grenzenlos Liebe schenke. Walter: „Ohne Verbindung mit dieser Quelle wäre das Christentum nur eine Aufforderung.“

Pfarrer Walter nahm in seiner Predigt erklärtermaßen den Oberbürgermeister und die Gemeinderäte, die im Chorgestühl saßen, „mit in den Blick“. Das christliche Bekenntnis erschöpfe sich nicht in der Feier des Sonntags, sagte er. Es ereigne sich in der Begegnung von Mensch zu Mensch. „Lassen Sie sich vom Schicksal anderer berühren.“

Im Anschluss an die Prozession, die von Wetterglück gesegnet war, sagte Walter mit Blick auf die Glaubenskriege, die die Schwedenprozession letztlich begründeten: „Gott sei Dank hat sich alles zum Guten gewendet.“ Es habe Zeiten gegeben, da wäre die Teilnahme von Prinz Bernhard von Baden an den Feierlichkeiten im katholischen Münster „undenkbar“ gewesen. Und an Dekanin Regine Klusmann und den Ältestenrat der evangelischen Kirchengemeinde gerichtet, sagte er: „Schön, dass Sie dabei waren.“

Vor seinem Schlusssegen wurde Pfarrer Walter politisch. An alle Gremien und Amtsträger adressiert, sagte er: „Wir sitzen alle in einem Boot. Wenn jeder für sich paddelt, drehen wir uns im Kreis. Nur wenn wir gemeinsam rudern, kommen wir vom Fleck.“

An OB Jan Zeitler gewandt, sagte Walter: „Bei meiner Investitur am 17. Februar haben Sie mir die Zusammenarbeit angeboten.“
Pfarrer entschuldigt sich
Dann sprach Walter ein Mea culpa – und zwar für den Fall, dass er in einer Predigt oder einem offen gesprochenen Wort „jemanden verletzt haben sollte, oder eine Wunde aufgerissen hätte“. Ohne es konkret zu benennen, meinte er damit wohl die von ihm angestoßene Debatte um das Münster als Veranstaltungsort für das Stadtjubiläum. Doch finde er: „Wir sind gemeinsam auf einem guten Weg.“ Dafür sei er dankbar. Und speziell an diesem Ort, im Münster, so seine Worte, „sind wir gut ummantelt“.


