Wenn die MS Überlingen mit ihren 480 Tonnen an der Anlegestelle der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) vor der Seepromenade anlandet, müssen die Dalben dort einiges aushalten.
Die Stahlrohre sind zu Dreier-Bündeln zusammengefasst, bremsen den Schwung der Schiffe beim Anlegen und dienen zum Festmachen. „Im Herbst 2018 hatte die BSB gemeldet, dass eine Dalbe gebrochen sei“, berichtet Niko Clauß vom Tiefbauamt. „Die wurde im letzten Winter geschweißt und wir haben die anderen gleichzeitig überprüft.“
Standfestigkeit verloren
Dabei stellte sich heraus, dass noch weitere Dalben an Standfestigkeit verloren hätten, so Clauß weiter. Die großen Stahlrohre werden in den Seeboden gerammt, meist soweit es geht. Doch durch die Strömung könne, je nach Substanz des Bodens, Material abgetragen werden und sich der Halt lockern.
„Es stellte sich heraus, dass wir zeitnah etwas machen müssen“, ergänzt Niko Clauß. „Wie nutzen den Winter vor der Landesgartenschau, um für ein vermehrtes Schiffsaufkommen im kommenden Sommer gerüstet zu sein.“
Mittlerweile sind die „Rhein“ mit dem Bagger an Bord und die „Artur“ mit der Ramme aus Wallhausen eingetroffen. Dort parkt Unternehmer Jürgen Salzmann aus Österreich die Boote nachts. Die Bodenseetaucher sind schon vor Ort. Ihr Boot hat für die Dauer der Arbeiten in direkter Nachbarschaft zur Anlegestelle der Seegold festgemacht. „Die Seegold ist Teil des ÖPNV und muss bei jedem Wetter rund ums Jahr anlegen können“, betont Clauß.

Die Arbeiten heute beginnen mit dem Aufsetzen eines zweiten Stahlrohrs auf die bereits am Vortag in den Boden gerammte untere Hälfte, die noch einen guten Meter aus dem Wasser ragt. Der Kran hievt das Rohr an die richtige Stelle, dort warten Mitarbeiter in einem kleinen Boot und bereiten die Schweißnaht vor.

Es dauert fast eine Stunde, bis das zweite Stück der Dalbe angeschweißt ist. Die Arbeiten unterscheiden sich nicht wesentlich von anderen Montagen, aber weil das Ganze auf dem Wasser stattfindet, sind Erfahrung und die richtige Ausrüstung wichtig.
Darüber verfügen auch die Bodenseetaucher. Inhaber Günter Dietz zeigt, was der Container an Bord alles beherbergt. Neben großen Gasfalschen, Tauchhelmen und Leitungen steht dort eine weiße Druckkammer. „Da wir als einzige am Bodensee bis 100 Meter Tiefe tauchen, müssen wir die haben. Das ist Vorschrift“, erklärt Dietz. Im vergangenen Jahr sei sie zum Einsatz gekommen und habe das Leben eines Tauchers gerettet.

Ein Ventil wurde beschädigt und Gas strömte in den luftdichten Tauchanzug. Der Mann schoss aus großer Tiefe nach oben und nur der direkte Übergang in die Druckkammer habe ihn gerettet. Dietz überwacht jeden Tauchgang seiner Mitarbeiter mit einer Kamera und Sprechfunk. So könne er schnell feststellen, wenn irgendwas nicht stimmt. Außerdem stehe immer ein zweiter Mann in voller Ausrüstung bereit, um notfalls sofort ins Wasser zu gehen.

Taucher schaffen Querverbindung
Heute werden das alles hoffentlich nicht benötigen. Aufgabe der Bodenseetaucher ist es, eine Querverbindung der neu eingesetzten Dalben zu den vorhandenen Dreierbündeln zu montieren. Die Versteifung wird in einer Wassertiefe von 4,20 Metern mit Schellen und beweglichen Verbindungsstücken montiert. Die Position liefert Stabilität und den Schiffen darüber auch bei Niedrigwasser genug Platz.
Doch vorher kommt noch die gewaltige Ramme zum Einsatz, die die mittlerweile verlängerte Dalbe in den Boden schlägt. Bei jedem Stoß ertönt ein lauter metallischer Knall und eine kleine Dampfwolke steigt auf. Bis zu 28 Meter tief werden sie das Stahlrohr in Boden rammen. Damit sollten die neuen Dalben auch den Schwergewichten unter den BSB-Schiffen gewachsen sein.