Die Waldrappe befinden sich aktuell auf einer der wichtigsten Etappen: dem Flug ins Winterquartier. In den vergangenen Jahren war dieser für das Waldrappteam am Bodensee mit einigem Bangen verbunden.

Die Vögel aus Überlingen seien zwar stets selbstständig Richtung Süden gestartet, „jedoch hat sich dabei gezeigt, dass die angestrebte Route über Chur (CH) zu späterer Jahreszeit zu schwer bis gar nicht mehr zu befliegen ist. Und so mussten wir sie in den Vorjahren immer wieder bei Wintereinbruch über den Alpenhauptkamm transferieren“, sagt Anne-Gabriela Schmalstieg, die die Kolonie betreut. „In diesem Jahr haben wir uns daher für vorgeschaltete Maßnahmen entschieden, um die Vögel auf passendere Routen in die Winterquartiere zu leiten.“

Westliche Route nach Spanien forcieren

Schmalstieg schreibt: „Dafür wurden fünf Überlinger Jungvögel nach Frankreich transferiert und freigelassen. Dies ist ein erstmaliger Versuch, durch gezieltes Management die westliche Route nach Spanien zu forcieren.“ Im zurückliegenden Jahr sei der Jungvogel „Fiete“ eigenständig von Überlingen bis nach Andalusien geflogen, wo sich die Waldrappkolonie des spanischen Partnerprojektes Proyecto Eremita befinde. Die handaufgezogenen Waldrappe aus dem Hegau wurden vom Waldrappteam bereits nach Andalusien geführt.

„Die Lage des Wintergebietes ist den (Überlinger) Jungvögeln zwar nicht bekannt, jedoch zeigt sich immer öfter, dass sie im Herbst einem süd-west Vektor folgen. Vier der freigelassenen Jungvögel sind, wie erhofft, sofort in die passende Richtung gestartet und haben bereits Spanien erreicht. Wir sind gespannt, wie es weitergeht und wünschen ihnen weiterhin einen guten Flug“, erklärt Schmalstieg. Zeitgleich mit dem Transfer der Jungen sei auch der Großteil der Adultvögel transferiert worden. „Bei diesen Vögeln handelt es sich um jene Individuen, die im Herbst zielstrebig nach Chur fliegen.“

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Bessere Strecke für Alpenüberquerung

Schmalstiegs Angaben nach verblieben damit nur sechs Jungvögel und die beiden Adulten Rupert und Limoncello im Brutgebiet Überlingen. „Rupert querte im vergangenen Jahr die Alpen, indem sie von Zürich aus nach Andermatt flog und den Gotthard-Pass querte. Sie hat somit Kenntnis über eine alternative und besser zu befliegende Route nach Süden.“

Auch diese Gruppe habe sich in Bewegung gesetzt und sei, wie erhofft, nach Zürich geflogen, jedoch nochmals ins Brutgebiet zurückgekehrt und dann jüngst Richtung Allgäu aufgebrochen. „Wir sind auch hier sehr gespannt, wohin ihre Reise gehen wird, und wünschen viel Erfolg bei der Alpenquerung“, sagt Schmalstieg. Das anvisierte Wintergebiet liegt in der Toskana.

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Interessierte können den Weg der Waldrappe über die kostenlose App Animal Tracker verfolgen. Entwickelt wurde sie von der Max-Planck-Gesellschaft und zeigt zum Beispiel auch die Migrationsrouten von Weißstörchen. Weitere Informationen gibt es unter: www.icarus.mpg.de/4331/animal-tracker-app