Es ist ein Tag vor Heiligabend, es weihnachtet nahezu überall. Die letzten Einkäufe stehen auf dem Programm. Auf der Überlinger Eisbahn laufen die ersten Kinder Schlittschuh. Und plötzlich ist ein dumpfes, knatterndes Geräusch zu vernehmen. Begleitet wird es von rockigen Weihnachtsliedern. Auf der Überlinger Promenade bleiben die Menschen stehen und zücken ihre Handys. Kein Wunder, denn sie trauen ihren Augen nicht: Da fährt doch tatsächlich der Weihnachtsmann auf dem Motorrad an ihnen vorbei, mit einer rauchenden Zigarre im Mund.

„Santa on Bike“ auf dem Überlinger Landungsplatz am Brunnen vor dem Eingang der Eisbahn.
„Santa on Bike“ auf dem Überlinger Landungsplatz am Brunnen vor dem Eingang der Eisbahn. | Bild: Reiner Jäckle

Der Weihnachtsmann ist Felix Koslowski aus Unteruhldingen. Der 26-Jährige hat es sich zur Aufgabe gemacht, in der Weihnachtszeit ein Lächeln auf die Gesichter der Menschen zu zaubern. Für die Kinder hat er extra ein Körbchen mit Schokolade dabei. Immer wieder hält er an und erntet lobende Worte oder einen klassischen Daumen nach oben.

Weihnachtsmänner in ganzer Bodenseeregion

„Ein Bekannter von mir hat das viele Jahre lang in Konstanz und Umgebung gemacht“, berichtet Koslowski. „Vor vier Jahren haben wir mal intensiv darüber geredet.“ Damals war er sofort Feuer und Flamme. „Er erzählte mir, dass sie vor einigen Jahren noch mit etwa 20 Motorradfahrern unterwegs waren und so in der ganzen Bodenseeregion für Aufsehen gesorgt haben“, sagt Felix Koslowski. „Die letzten Jahre war er nur noch alleine unterwegs und ich habe ihn dann unterstützt und auch damit angefangen.“ Mittlerweile sitzt sein Bekannter aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr als Weihnachtsmann auf dem Motorrad und der Unteruhldinger ist alleine unterwegs.

Geschmückter Tannenbaum auf dem Gepäckträger

Vor drei Jahren hat er mit „Santa on Bike“ angefangen. Und er ist buchstäblich ein Hingucker. Seine Honda Valkyrie bietet mit ihren sechs Zylindern einen satten Sound. Er schmückt sie liebevoll mit einem künstlichen und geschmückten Tannenbaum auf dem Gepäckträger, der sogar leuchtet. Außerdem sind Girlanden an der gesamten Maschine angebracht. „Ich habe jede einzelne Christbaumkugel und alle Girlanden mit Kabelbinder festgemacht, damit sie nicht wegfliegen können“, erklärt der 26-Jährige. „Wenn die Maschine geschmückt ist, fahre ich aus Sicherheitsgründen nicht mehr als 50 km/h.“

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Das Kostüm wurde ihm von seiner Mutter und einer Freundin auf den Leib geschneidert. „Ich musste immer wieder Modell stehen“, erinnert er sich. „Das Ganze ist eine Maßanfertigung, damit es über die Motorradmontur passt.“ Nicht fehlen dürfen die passende Mütze über dem Helm, der weiße Bart und eine Sonnenbrille. Und dann ist da noch etwas: „Santa on Bike“ fährt so gut wie nie ohne Zigarre im Mund. „Das ist einfach ein persönliches Faible“, gibt Felix Koslowski schmunzelnd zu. „Ich liebe Zigarren und sie gehören zu mir wie mein Motorrad.“

„Santa on Bike“ fährt nicht auf den Hauptstraßen

Einen Tag vor Heiligabend fährt er in Unteruhldingen los. „Santa on Bike“ wählt in der Regel keine Hauptstraßen. An der Klosterkirche Birnau macht er zum ersten Mal Halt. Sofort kommen Passanten und machen Fotos mit ihm. Auch eine Familie aus dem Raum Karlsruhe, die im Weihnachtsurlaub ist, staunt nicht schlecht, als plötzlich der Weihnachtsmann auf dem Motorrad auftaucht.

Eine Familie aus dem Karlsruher Raum, die im Weihnachtsurlaub ist, nutzt die Chance vor der Klosterkirche Birnau zu einem ...
Eine Familie aus dem Karlsruher Raum, die im Weihnachtsurlaub ist, nutzt die Chance vor der Klosterkirche Birnau zu einem Erinnerungsfoto mit „Santa on Bike“. | Bild: Reiner Jäckle

Ziel seiner Fahrt ist Überlingen. Auf der Promenade fährt er in Schrittgeschwindigkeit und wird reihenweise fotografiert. Sobald er stehen bleibt, kommt jemand und möchte ein Bild mit ihm machen. Der Weihnachtsmann stimmt jedes Mal freundlich zu und gibt den Kindern eine süße Überraschung. Eine Passantin ruft ihm noch zu: „Das ist echt super. Das wird mein neues Profilbild.“

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Viele zücken ihre Handys, um zu fotografieren

„Solche Begegnungen gibt es reihenweise, wenn ich als ‚Santa on Bike‘ unterwegs bin“, erzählt Felix Koslowski. „Auf der Fähre hat mir sogar mal ein Pärchen ihren Säugling in den Arm gedrückt und wollte ein Foto – und das, obwohl ich eine Zigarre im Mund hatte.“ Wenn er fährt, erlebt er auch immer wieder ungewöhnliche Situationen: „Manchmal ist es schon kurios, wenn die Leute am Einkaufen sind und die Hände voller Taschen haben und dann nach dem Handy suchen, um ein Bild zu machen“, sagt er. „Immer wieder werde ich auch ganz langsam überholt und währenddessen fotografiert.“

Nicht nur Kinder lassen sich mit „Santa on Bike“ gern fotografieren. Auch diese beiden Damen nutzen die Möglichkeit vor der ...
Nicht nur Kinder lassen sich mit „Santa on Bike“ gern fotografieren. Auch diese beiden Damen nutzen die Möglichkeit vor der Klosterkirche Birnau. | Bild: Reiner Jäckle

Nun ist seine Einsatzzeit für dieses Jahr vorbei. Er freut sich schon jetzt auf die nächste Weihnachtszeit im kommenden Jahr. Dann wird sein Motorrad natürlich wieder zum fahrenden Schlitten für den Weihnachtsmann, mit Tannenbaum, Girlanden, einem Körbchen mit Schokolade und vielleicht der ein oder anderen Neuerung.