Während viele die Feiertage gemütlich im Kreis der Familie verbringen, ist Weihnachten im Krankenhaus für Patienten und Personal eine besondere Herausforderung. Zwischen Alltag und kleinen Festmomenten geben Ärzte, Pfleger und Therapeuten im Helios Spital ihr Bestes, um den Patienten ein wenig Festlichkeit zu schenken.
Besondere Stimmung in der Weihnachtszeit
Eine von ihnen ist Tatjana Korfhage, Leiterin der Station Süd 0. Seit 33 Jahren arbeitet die 51-Jährige in der Klinik und hat schon zahlreiche Feiertagsdienste miterlebt. „Es ist ein Stück weit ein normaler Arbeitstag“, sagt sie. Dennoch ist etwas anders: „Den Patienten merkt man an, dass sie in einer besonderen Stimmung sind“, fährt die 51-Jährige fort. „Manche sind traurig, manche haben Redebedarf, manche freuen sich auf Besuch.“
Die Feiertage wecken Emotionen – Freude, Nachdenklichkeit, aber auch Traurigkeit. „Die Menschen reflektieren ihr Jahr, besonders, wenn es dem Ende zugeht“, so Korfhage. Glückliche Patienten wirkten oft noch glücklicher, während traurige tiefer in ihren Gefühlen steckten.
Besuch ist willkommen
Nur wer wirklich medizinisch betreut werden muss, bleibt über Weihnachten im Krankenhaus. „Menschen, die noch nicht ausbehandelt sind“, erklärt Korfhage. Trotzdem können Angehörige ihre Liebsten auch über die Feiertage besuchen. „Die Rezeption ist ganz normal besetzt“, versichert Julia Stapel, Leiterin Marketing, Kommunikation und Technologien am Helios Spital.
Bis 20 Uhr können Angehörige und Freunde so bei den Patienten bleiben. Und auch wenn es mal etwas länger dauert, ist das Personal nachsichtig: „Wir würden niemanden rausschmeißen“, so Stapel. „Solange es niemanden auf dem Zimmer stört.“
Armin Brunner erlebt heitere und schwere Momente
Auch Armin Brunner, seit 32 Jahren Physiotherapeut, weiß um die besondere Stimmung, die an Weihnachten herrscht. Seine Arbeit mit den Patienten bringe ihn oft in intensive Gespräche. „Während der Behandlung kommen Dinge zur Sprache, für die sonst weniger Zeit ist“, sagt Brunner. Dabei gehe es um weit mehr als nur die physische Genesung. „Ängste, Privates, Sorgen.“
Es sind kleine, heitere Momente, die ihm in Erinnerung bleiben: „Einmal fragte mich eine 95-Jährige, warum sie jetzt plötzlich krank sei, nachdem sie ein Leben lang gesund war“, berichtet Brunner. Ein Moment, der mit einer Erkenntnis endete: Dankbarkeit für ein langes und überwiegend gesundes Leben. Dann fügt Brunner hinzu: „Ich ging einmal mit einer 104-Jährigen über den Gang, die schneller war als ich.“

Schwere Schicksalsschläge gehören dazu
Doch es gibt auch die schweren Momente, die gerade an Weihnachten besonders nahegehen. Armin Brunner erinnert sich etwa an eine junge Familienmutter, die wegen einer Krebserkrankung lange im Helios Spital behandelt wurde. Ihre Kinder hatten sich sehnlich gewünscht, dass sie die Festtage zu Hause verbringen könnte. Doch das Schicksal hatte andere Pläne: „Zwei Tage vor Weihnachten ist sie verstorben“, sagt der Physiotherapeut. „Da wird man demütig, speziell an Weihnachten.“
Weihnachten auf der Intensivstation
Für Dr. Ole Bayer, Chefarzt der Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin, Tauchmedizin und Schmerztherapie, steht das Team im Mittelpunkt. Gerade auf der Intensivstation, wo emotionale Belastung zum Alltag gehört, sei der Umgang mit Angehörigen während der Feiertage anspruchsvoller als sonst: „Die Kommunikation mit Angehörigen ist ohnehin herausfordernd“, sagt Bayer. „Und dann kommt auch noch ein emotionales Ereignis wie Weihnachten dazu.“
Er selbst hat im Laufe seiner Karriere schon viele Weihnachtsdienste hinter sich, doch besonders an solchen Tagen sieht sich der Chefarzt als „unwichtigste Person“ auf der Station. „Meinen größten Respekt haben diejenigen, die abends vor Ort sind“, betont Bayer.

Ein fairer Dienstplan über die Feiertage ist Ole Bayer dabei ein zentrales Anliegen. „Ich habe auch einige muslimische Kollegen“, berichtet er. Diese seien an Weihnachten gern im Einsatz und können sich dafür an islamischen Feiertagen, wie etwa dem Zuckerfest, freinehmen.
Über seine persönlichen Erfahrungen an Heiligabend möchte Bayer hingegen nicht öffentlich sprechen. Das habe er sich als junger Arzt vorgenommen – um den Schicksalen der Patienten und Angehörigen Respekt zu zollen.
Arbeiten auf der Intensivstation bedeutet, jeden Tag mit Schicksalen konfrontiert zu sein. Wie gehen die Mitarbeiter mit einer solchen Belastung um? „Menschen, die auf der Intensivstation arbeiten, sind freiwillig dort“, antwortet Ole Bayer. „Jeder hat seine eigene Strategie, damit umzugehen.“
An Weihnachten und anderen Feiertagen sei es dennoch wichtig, den Arbeitsalltag im Spital ein wenig besonders zu gestalten. Auf ein Detail ist Ole Bayer in diesem Jahr besonders stolz – den „weltbesten Weihnachtsbaum“, den die Schwestern aus aufgeblasenen Handschuhen gebaut haben.

Personal sorgt für festliche Momente
Doch nicht nur für das Personal, sondern auch für die Patienten soll der Klinikalltag während Weihnachten zu etwas Besonderem werden. So ziehe etwa ein Bläser-Chor am 24. Dezember von Etage zu Etage, berichtet Julia Stapel. Für alle, die nicht mobil sind, werden die Zimmertüren geöffnet, damit jeder die Musik hören kann.
Auch kulinarisch will das Krankenhaus-Team für festliche Stimmung sorgen. In diesem Jahr stehen drei Menüs zur Wahl, darunter Hähnchenbrust à l‘Orange und Waldpilz-Pfannkuchen. Als kleine Geste erhalten alle Patienten am Abend einen Lindt-Weihnachtsmann, und das Personal wird mit einem Spezialitätenteller belohnt, sagt Julia Stapel.