Ein Wohnmobil mit Überlinger Kennzeichen führt die Kolonne an, und die Frau hinterm Steuer weiß vielleicht gar nicht, dass sie eine historisch bedeutsame Fahrt unternimmt: Sie ist die Erste, die am Freitag um 9.30 Uhr über die neu eröffnete Brücke an der B31 fahren darf. Kein Festakt, kein rot-weißes Band, das von Politikerhand durchgeschnitten worden wäre. Ganz unspektakulär schalten die Bauarbeiter die Ampel von Rot auf Grün.

Die Brücke wurde neu gebaut, um Überlingens Ortsteil Nußdorf zu entlasten, wie Projektleiter Matthias Colberg vom Regierungspräsidium Tübingen erläutert. Das breitere Bauwerk sei nötig geworden, damit die Auf- und Abfahrten der ausgebauten Rengoldshauser Straße an die Bundesstraße angeschlossen werden können. Die Kosten von rund 12,3 Millionen Euro tragen Bund und Stadt, mit Zuschüssen des Landes.

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Die Brücke gründet auf 600 Bohrpfählen, wie Colberg berichtet. Sie hätten 4500 Kubikmeter Beton und 500 Tonnen Stahl verbaut. Mehr als 15.000 Stahlstäbe seien einzeln verlegt worden, je 90 Kilo schwer, nur von drei Mann zu tragen. „Das sind keine alltäglichen Dimensionen.“

Matthias Colberg, Projektleiter im Regierungspräsidium.
Matthias Colberg, Projektleiter im Regierungspräsidium. | Bild: Hilser, Stefan

Die Ampel an der Rengoldshauser Straße steht weiterhin auf Rot. Sie bleibt zwischen dem Kreisverkehr nördlich der B31 und dem südlich gelegenen Kreisverkehr mit der Zufahrt zur Firma Diehl noch voll gesperrt. Erst müssen die provisorische Strecke samt Böschung zurückgebaut, die Rengoldshauser Straße endgültig hergestellt und ihre Anschlüsse an die Bundesstraße gebaut werden. Mitte 2025 rechnet das RP mit der Fertigstellung der Gesamtmaßnahme. Die B31 ist seit Freitag frei, die Umleitungsstrecken am Knoten Altbirnau bleiben vorerst.

Solange unter der Brücke nicht durchgefahren werden kann, gibt es keine direkte Verbindung zwischen Nußdorf und Altbirnau, auch dann nicht, wenn die Abbiegespur nach Altbirnau befahrbar ist. Dort steht das neue Feuerwehrhaus der Abteilungen Deisendorf und Nußdorf. Am 27. Oktober wird es eingeweiht. Wie geht die Feuerwehr Nußdorf damit um, dass sie noch keine direkte Verbindung zwischen Feuerwehrhaus und Ort hat? Eine Anfrage an die Stadtverwaltung blieb bislang unbeantwortet.