Die B31 ist ein faszinierendes Biotop. Hier gibt es eine Artenvielfalt, die sich vor dem brasilianischen Urwald nicht verstecken muss: Kleinwagen, Kleinstwagen, Lkws, Wohnmobile, Geländewagen, Cabrios, Dienstwagen, Sportwagen, Transporter, Motorroller, Motorräder oder Piaggio-Kleintransporter auf drei Rädern. Die Verkehrsteilnehmer leben weitgehend in Frieden und kommen meist unfallfrei ans Ziel.

Doch es gibt einen, der dieses Zusammenleben bedroht: der Raser. Sein Alter, Milieu, Herkunft oder Einkommen sind nicht näher erforscht. Böse Zungen behaupten, er sei männlich und hauptsächlich in Autos deutscher Hersteller unterwegs. Dieser Vorwurf ist aber nicht belegt. Aus diesem Grund soll es im Folgenden lediglich darum gehen, sein Sozialverhalten auf der B31 zwischen Stockach und Friedrichshafen zu beschreiben.

Schritt eins: Ab auf die linke Spur!

Erstens: Der Raser fährt stets auf der linken Spur und jenseits der meist erlaubten 120 km/h. Wenn das Spurende naht und sich das Reißverschlussverfahren ankündigt, schaut er nicht auf die Nachbarspur und ordnet sich ein. Er drückt stattdessen aufs Gaspedal, egal, ob noch 400 oder 200 Meter bis zum Ende über die Begrenzungsstreifen bleiben. Entweder huscht er am Ende noch rüber oder er brettert über die hubbeligen Fahrstreifen. Sein Verhalten wirkt in so einem Augenblick, als wäre er Teil der Dreharbeiten für eine neue Folge „Alarm für Cobra 11„. Das Manöver wirkt zwar spektakulär, sorgt aber für Unmut in seiner Umgebung.

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Schritt zwei: Dicht auffahren!

Zweitens: Nachdem der Raser sich gerade noch in die verbliebe Fahrspur gerettet hat, hängt er nun am Heck des Vordermanns oder der Vorderfrau. Sicherheitsabstand hält er dabei nicht. Sobald sich ankündigt, dass bald wieder die zweite Fahrspur eröffnet wird, macht sich beim Raser große Ungeduld breit. Diese zeigt sich darin, dass der geringe Abstand nochmals verringert wird und er lautstark mit dem Gaspedal spielt und mit der Hand aufs Lenkrad trommelt. Wenn es dann endlich soweit ist, schert der Raser sofort auf die linke Spur aus und drückt aufs Gaspedal bis zum nächsten Reißverschlussverfahren, siehe Punkt eins.

Schritt drei: Nichts hält ihn auf!

Drittens: Ein Raser lässt sich niemals von einem Lkw aufhalten, höchstens bei einem zweispurigen Rennen zweier Schwergewichte bergauf bei Unteruhldingen. Ansonsten ist er ein Freund der Lkw, da er beim Überholmanöver ihren Windschatten nutzt. Dabei hat er keine Angst, nah an dem Fahrzeug vorbeizufahren.

Es liegt auf der Hand, dass der Raser dieses Sozialverhalten wegen des Adrenalins oder Testosterons an den Tag legt. Aber dies ist nur eine Vermutung. Um diese These zu bestätigen, bedarf es weiterer Beobachtung auf der B31.