„Sag zum Abschied leise Servus“ überschrieb Margrit Jäger-Waldau die Pressemitteilung, die sie jüngst verbreitete. Darin kündigte sie keine Veranstaltung mit Schlagern von Peter Kreuder an, sondern es ist ihre letzte Aussendung. Sie schließt ihre Eventmanufaktur. „Schweren Herzens“ habe sie sich entschlossen, dass Ende des Jahres Schluss sein soll.
Das kommt überraschend. Mitten in der Pandemie hatte Margrit Jäger-Waldau ihre Agentur gegründet und brachte Mitte 2021 die ersten Veranstaltungen auf die Bühne. Erst im Frühjahr dieses Jahres stellte sie ihr bisher umfangreichstes Programm mit zahlreichen Lesungen, Konzerten, Kabarett- und Comedy-Abenden vor.
Kulturmanagement zusätzlich zum eigentlichen Beruf
„Es war ein sehr volles Programm in diesem Jahr, ich wollte viel bieten“, sagt sie. Vielleicht zu viel. Margrit Jäger-Waldau organisiert die Kulturevents neben ihrem Job in einem großen Überlingen Unternehmen. „Es gehört viel Disziplin dazu, aber es hat auch viel Spaß gemacht!“ Wenn sie über die Künstler spricht, wird deutlich, dass das für sie keine Floskel ist. Gelernt hat sie den Umgang und die Organisation von Kultur-Events als Hotelmanagerin. Als sie 2019 nach einigen Jahren in Norddeutschland wieder zurück in ihre Heimatstadt Überlingen kam, brachte eine Freundin sie dazu, die Kenntnisse und Kontakte weiter zu nutzen.
Einige große Namen in die Stadt geholt
Margrit Jäger-Waldau holte mehrfach Julia Stemberger nach Überlingen, die sie eine Freundin nennt, und organisierte Lesungen mit Martin Walker oder Gaby Hauptmann. Robert Kreis ließ im Museumssaal die Goldenen 20er Jahre wieder auferstehen, Anne Haigis rockte das Weinstein und Lars Redlich brachte die knallvolle Gutsscheune in Owingen zum Lachen. Dazu gab es klassische Musik und Lesungen mit Musik. Manche Termine sind gut gelaufen, andere wurden abgesagt. „Das Publikum ist schwer zu handhaben, man weiß vorher nie, was funktioniert“, sagt Jäger-Waldau schulterzuckend.
Sky du Mont füllte Museumssaal nur halb
Zwar hätte sie fast ausschließlich positive Rückmeldungen und Anerkennung für das Niveau ihrer Veranstaltungen bekommen, aber manchmal eben auch mäßig gefüllte Säle. Sky du Mont zog nur halb so viele Besucher in den Museumssaal, wie dort Platz gehabt hätten. Auch bekannte Namen seien keine Erfolgsgarantie, so die Veranstalterin. Man könne nur rätseln, woran es gelegen habe, wenn die Leute wegblieben.
Bereits in der Sommerpause habe sie sich erstmals mit dem Gedanken getragen, die Agentur zu schließen, berichtet Margrit Jäger-Waldau. Damals machten sich die ersten gesundheitlichen Anzeichen der Belastung bemerkbar. „Ich habe mich gefragt, was will ich eigentlich“, berichtet sie. Die Antwort sei ihr relativ leicht gefallen, sie wolle mehr Freizeit und ihr Privatleben genießen.

Für Robert Kreis kochte sie zuhause Kässpätzle
Die Eventmanagerin berichtet, was es bedeutet, so viele Veranstaltungen zu organisieren. Es geht mit den Verträgen und Terminen mit den Künstlern los, dann müssen die passenden Räumlichkeiten gefunden werden. Dabei war Jäger-Waldau sehr kreativ und bespielte diverse Locations. Die Betreuung der Künstler war ihr ein besonderes Anliegen. „Ich erfülle alle Wünsche.“ Für Robert Kreis kochte sie zu Hause Kässpätzle. Mit Helmut Zierl tauschte sie Einrichtungstipps aus und erfuhr, wo man in Südfrankreich die besten Antik-Flohmärkte findet. Martin Walker war „cool“, sie haben zusammen Wein getrunken. Es sei interessant, die Künstler in einem anderen Kontext kennenzulernen und zu sehen mit wie viel Energie sie auf der Bühne agieren, berichtet sie. „Jeder für sich war ein Erlebnis, jeder anders, so viele Persönlichkeiten!“
Zusammenarbeit mit Überlinger Marketing und Tourismus klappte
Natürlich gab es auch anstrengende Promis, aber die Namen will sie nicht nennen. Auch über finanzielle Dinge schweigt sie lieber. Die Zusammenarbeit mit der Überlinger Marketing und Tourismus GmbH (ÜMT) lobt sie ausdrücklich. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten hätte auch die Kooperation mit der Stadt im Rahmen des Jubiläums gut funktioniert.
Und wie ist die Gefühlslage, wenn man mit so einem Herzensprojekt abschließt? „Gut, auch weil langsam der Druck abfällt“, sagt Margrit Jäger-Waldau. „Ich empfinde keine Bitterkeit. Ich bin stolz auf mich, dankbar und gehe positiv ins neue Jahr.“ Peter Kreuder hätte jetzt vielleicht „Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück“ angestimmt.