Auf der Hofstatt, der guten Stube von Überlingen, haben am Donnerstag bei Sonnenaufgang die Mitarbeiter des Werkhofs einen Weihnachtsbaum aufgestellt. Rainer Längle ist für die Koordination zuständig. Wie er sagte, werden in diesem Jahr zwölf Bäume platziert: in allen Teilorten, außerdem in Goldbach, Andelshofen und am Hänselebrunnen.
Auf einem Lastwagen mit Greifarm wird der Baum, der am Tag zuvor im stadteigenen Spitalwald geschlagen wurde, zur Hofstatt gefahren.
Ins Narrenbaumloch
Die Hofstatt ist der Mittelpunkt der Altstadt, der Marktplatz, an dem mittwochs und samstags Verkaufsstände aufgebaut werden. Auf der Hofstatt findet der Baum im sogenannten Narrenbaumloch seine Verankerung. Rainer Längle bereitet das Loch so vor, dass der Christbaum sicher darin verankert werden kann.
Die Arbeiten der städtischen Mitarbeiter werden unter der strengen Aufsicht des seligen Suso, einem Stadtheiligen von Überlingen, vorgenommen. Der Mystiker und Dominikanermönch Heinrich Seuse (genannt Suso) lebte im 13. Jahrhundert, er ist als Brunnenfigur auf der Hofstatt verewigt.
Ein schönes Exemplar
Mit einem Greifarm wird der Baum sicher platziert und kann geschmückt werden. Der städtische Forstwirtschaftsmeister Robert Grupp empfindet die Fichte als ein besonders schönes Exemplar, dessen Äste in alle Richtungen gleichmäßig gewachsen sind. Er schätzt die Baumhöhe auf zehn bis zwölf Meter.
Es komme beim Wuchs darauf an, dass der Baum Licht von allen Seiten erhält und nicht von einem Nachbarbaum beschattet wird. So kann er gleichmäßig wachsen, wie man sich einen wohlgeformten Weihnachtsbaum wünscht.
Geschlagen wurde der Baum tags zuvor im Spitalwald in Überlingen-Bonndorf im Gewann Laubeck. Die Stadt rief Bürger dazu auf, eigene Bäume im Garten, die ohnehin gefällt werden sollten, zu melden. Dann übernimmt die Stadt das Umsägen und verschafft den Bäumen, bevor sie zersägt werden, eine würdige Bestimmung.