Inzwischen haben wohl alle Beteiligten den gefühlten Tiefschlag weitgehend verdaut, den die Verschiebung der Landesgartenschau um ein Jahr im April bedeutet hatte. An vielen Stellen musste geradezu eine Notbremse gezogen werden.

Das Auditorium für die Besucher war längst gebaut, doch die Installation der Seebühne konnte gerade noch gestoppt werden. Die schwimmenden Inseln wurden verankert, sie dümpeln auf dem Wasser und müssen nächstes Jahr wieder richtig aufgehübscht werden. Doch regelmäßig kontrollieren Profitaucher, ob alles gesichert ist. Die voraussichtlichen Mehrkosten von mehreren Millionen Euro trägt überwiegend das Land.

Unsichere Rahmenbedingungen wegen Corona

Seit einigen Wochen können, ja müssen die Verantwortlichen wieder intensiver nach vorne schauen und den Spannungsbogen erneut aufnehmen. Noch nicht wissend, unter welchen Rahmenbedingungen sie am 9. April, am Freitag nach Ostern, die Pforten öffnen. So verkünden es zumindest die neuen Plakate und Werbeanlagen.

Die aktualisierten Plakate vertrösten auf den 9. April 2021.
Die aktualisierten Plakate vertrösten auf den 9. April 2021. | Bild: Hanspeter Walter

Dass die Dauerkarten für die Überlinger auch im nächsten Jahr ihre Gültigkeit behalten, durften die stolzen Besitzer durchaus erwarten. Nicht jedoch den Mehrwert, den diese durch die Verschiebung um ein Jahr erlangt haben. Denn die Landesgartenschau befindet sich im nächsten Jahr gleich mehrfach in guter Gesellschaft.

Denn sechs Wochen nach dem Überlinger Event startet am 20. Mai am anderen Ende des Sees die bayerische Landesgartenschau in Lindau, die damit zumindest die zweite Gartenschau am Bodensee bleibt.

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Vier auf einen Streich

Das Gute daran: Mit ihrer Dauerkarte sind die Überlinger Ticketbesitzer auch zu einem kostenlosen Eintritt in den bayerischen Gartenstrand auf der hinteren Insel berechtigt, der ganz besondere sinnliche Erlebnisse verspricht. Damit nicht genug. Schließlich gibt es in Bayern und Baden-Württemberg 2021 noch zwei weitere Gartenschauen. In Eppingen ist planmäßig eine „kleine Gartenschau“ vorgesehen (7. Mai bis 12. September) und auch Ingolstadt an der Donau putzt sich mit einer Landesgartenschau unter dem Motto „Inspiration Natur“ grün heraus (21. April bis 3. Oktober).

Auch diese beiden Schauen können mit einer Überlinger Dauerkarte einmal kostenlos besucht werden. Die Gartenfreunde erwartet also ein spannendes grünes Jahr. Möglicherweise verteilen sich die Besucher stärker und es wird bei Bedarf leichter, Abstand zu halten.

Nur ein Jahr Pause bis zur nächsten Landesgartenschau: Nach Überlingen folgt im Jahr 2022 Neuenburg am Rhein. Eigentlich sollte die Fahnenübergabe jetzt am 18. Oktober in Überlingen stattfinden und dann ein Jahr Pause sein. Pressesprecherin Petra Sattler beantwortet Fragen dazu.

Anreise mit dem Zug einfacher

Um die Autoflut in Grenzen zu halten, haben die Überlinger Veranstalter zwar stets für eine Anreise mit der Bahn und anderen öffentlichen Verkehrsmittel geworben. Doch an den Baustellen auf der Südbahn zwischen Ulm und Friedrichshafen sowie auf der Gäubahn zwischen Stuttgart und Singen konnten sie nichts ändern. Der erforderliche Schienenersatzverkehr hätte vielleicht manchen Bahnfahrer abgeschreckt. Dies sollte im kommenden Jahr nicht der Fall sein.

Mit der Bahn direkt zur Landesgartenschau – im kommenden Jahr sollte es hier weniger Hindernisse geben.
Mit der Bahn direkt zur Landesgartenschau – im kommenden Jahr sollte es hier weniger Hindernisse geben. | Bild: Hanspeter Walter

Und bequemer, als am Bahnhof Therme auszusteigen, kann man nicht zur Überlinger Gartenschau kommen. Schließlich ist im Gebäude selbst die Station angesiedelt, wo es neben Eintrittskarten die aktuellsten Informationen zu Veranstaltungen gibt und der Uferpark nur wenige Meter entfernt ist.

Willkommen bei der Landesgartenschau in Überlingen – Das Infozentrum wird im Bahnhof Therme sein.
Willkommen bei der Landesgartenschau in Überlingen – Das Infozentrum wird im Bahnhof Therme sein. | Bild: Hanspeter Walter

Doch auch das Verkehrskonzept für den Autoverkehr und die Zubringershuttle könnte 2021 noch etwas ausgefeilter sein. Pluspunkt für die Innenstadt: Wenn alles gut geht, sollte die erste Etappe zur Verkehrsberuhigung in der Hafenstraße und damit der ganzen Innenstadt umgesetzt sein. Die neue Abfahrt von der B 31, die zum zentralen Parkplatz führt, war zwar pünktlich fertig. Für die erforderliche Brückenerweiterung reichte das Jahr nicht, da die Planer vom Aufschub auf dem falschen Fuß erwischt worden waren.

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Noch bunter und grüner

Auch dem ganzen Gartenschaugelände und den dazu gehörigen Anlagen in der Stadt bekommt das Jahr Verzögerung im Grunde nicht schlecht. Zwar fiel der erste Wechselflor der Verschiebung zum Opfer. Doch Dauerbepflanzung, Bäume und Stauden haben sich noch besser akklimatisiert und erstrahlen 2021 noch grüner und farbenfroher.

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„Im Rahmen dieser Pandemie mit ihren sehr ernsten Folgen für die Gesellschaft, aber auch für jeden Einzelnen bis hin zu persönlichen Schicksalen, fällt es schwer an mögliche Vorteile zu denken“, schickt Geschäftsführer Roland Leitner seiner Einschätzung vorweg. „Doch konnten sich Baumpflanzungen durch die zusätzliche Vegetationsperiode tatsächlich weiter entwickeln. Grundsätzlich haben alle Pflanzen der Daueranlage profitiert.“

Die Staudenbeete werden noch dichter und bunter sein: Der Sonnenhut steht hoch im Kurs.
Die Staudenbeete werden noch dichter und bunter sein: Der Sonnenhut steht hoch im Kurs. | Bild: Hanspeter Walter

Die Staudenbeete seien 2021 besser eingewachsen, die Bestände geschlossener, sagt er: „Der gestalterische Eindruck wird merklich ‚erwachsener‘ sein im Vergleich zu einer relativ neu angelegten Fläche.“ Noch optimiert werden könne nach den ersten Erfahrungen auch die Zusammensetzung des Frühjahrsflors. Leitner: „Es war schon sehr schön, wird allerdings noch schöner.“

Veranstaltungen mit verändertem Konzept

Kollegin Edith Heppeler sieht auch Vorteile für den Veranstaltungsbereich, der in diesem Jahr hätte ganz aufgegeben werden müssen. „Wir werden eine Landesgartenschau mit Veranstaltungen haben, wenn auch mit anderem Bestuhlungs- beziehungsweise Zuschauerkonzept,“ erklärt sie.

Erst diese Veranstaltungen machten eine Gartenschau vor allem für die Region vollkommen. Heppeler: „Wir alle konnten ein Jahr Corona-Erfahrung sammeln, auch sehen, wie machen es andere, und gehen entsprechend unaufgeregter mit der Situation um.“

Die Tribüne am See: Für die Veranstaltungen wird es ein besonderes Konzept geben.
Die Tribüne am See: Für die Veranstaltungen wird es ein besonderes Konzept geben. | Bild: Hanspeter Walter

Bis 2021 noch größerer Mehrwert

Auch verschiedene Partner, die LGS-Plus-Projekte gestalten, sind beim zweiten Blick nicht ganz böse. So hätten in Bambergen und Lippertsreute zwar schon in diesem Jahr mehrere Wanderpfade auf naturbeflissene Besucher gewartet. Doch sind weitere Themenwege in die Landschaft erst im Verlauf des Spätsommers fertig geworden.

Unmittelbar vor dem Start steht erst ein Projekt, das sich zur Landesgartenschau schon präsentieren wollte: Mehrere Gewässer als weiterer Baustein des Biotopverbunds Bodensee der Heinz-Sielmann-Stiftung, die am Waldrand beim Hof Schönbuch entstehen werden.

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Doch können in diesen Tagen erst die Bagger anrücken. „Wir hätten es aus verschiedenen Gründen nicht mehr rechtzeitig vor der Landesgartenschau geschafft“, sagt Projektleiterin Julia Brantner und Thomas Hepperle von der Heinz-Sielmann-Stiftung ergänzt: „Deshalb gehören wir zu den wenigen Nutznießern.“