Am Laptop fehlt ein Adapterkabel, die nächste Videokonferenz steht aber schon kurz bevor. Es muss schnell gehen. Was also tun, die Geschäfte in Überlingen haben doch geschlossen? Nein, haben sie nicht.

Es ist zwar Lockdown. Doch nach dem Modell „Click and Collect“ darf bestellte Ware ausgegeben werden. Und das wird in Überlingen auch stark genutzt, wie einige Händler zufrieden feststellen. Sie machten damit zwar lange nicht den Umsatz wie sonst, berichten Uscha Welte-Joos, Stefan Kitt und Uwe Zscherp. Laufende Kosten könnten nicht gedeckt werden, so Welte Joos.
Doch bleiben die drei Händler, die alle in der Franziskanerstraße ihr Geschäft betreiben, auf diese Weise wenigstens mit ihren Kunden in Kontakt. Zscherp: „Für uns kehrt so wieder ein bisschen Alltag ein. Das ist ganz gut für den Kopf – Du hast wieder etwas zu tun.“
Einzelhandel aktuell in Überlingen: So geht‘s
Beispiel Adapterkabel
Um im Beispiel mit dem Kabel zu bleiben: Ein Anruf beim Expert genügt, um ein sehr spezielles Adabterkabel in kürzester Zeit zu besorgen. Der Verkäufer berät fernmündlich, wie der Stecker genau beschaffen sein muss, und lässt das passende Stück an der Kasse zurücklegen.
Beispiel Winterstiefel
Anderes Beispiel: Vom vielen Schnee überrascht, werden neue Winterschuhe benötigt. Über die Internetseite von Schuhmoden Maier in der Franziskanerstraße gelangt der Kunde zu einem Portal, wo er eine Vorauswahl treffen kann: Herrenschuhe, Stiefel, schwarz, Größe 42. Mehrere Paare werden reserviert und an der Ladentüre ausgegeben. Gekauft wird nur, was passt. Wobei die Anprobe entweder auf die Schnelle vor der Ladentüre stattfinden muss oder zu Hause.
Beispiel Sofakissen
Drittes Beispiel: Die Wohnung soll neu mit Kissen und Decken dekoriert werden. Welche Farben passen? Die Firma Welte-Joos nimmt Fotos entgegen, schaut sich die Wohnung auf diese Weise an, und macht Vorschläge oder stellt ein Sortiment zur Auswahl bereit.
Beispiel Uhr
Aber auch das ist ein Beispiel von „Click and Collect“ nach dem Modell Überlingen: Man könnte es „Blick and Collect“ nennen. Ich sehe was im Schaufenster, klopfe an, und lass‘ mir das Produkt an der Ladentüre aushändigen. So funktioniert das zum Beispiel beim Laden von Stefan Kitt. Er sagt zum Thema Web-Shop: „So ein Onlineding aufzubauen, ist für den stationären Handel mit wahnsinnigen Kosten verbunden.“
Was macht das mit den Kunden?
Die Corona-Krise, die den Einzelhandel an den Rand der Existenzfähigkeit führt, und die für alle noch sehr bitter werden könnte, sorgt auch für ein Umdenken in der Kundschaft. Der Wert des örtlichen Handels werde neu entdeckt, stellen die drei Händler aus der Franziskanerstraße fest.

Stefan Kitt: „Der eine oder andere überlegt sich jetzt eher, ob es richtig ist, die Riesen zu füttern, die in Deutschland keine Steuern zahlen, statt dem lokalen Händler die Treue zu halten, der hier vor Ort den den gesamten Wirtschaftskreislauf stärkt.“