In der Fischerhäuservorstadt steht ein Fahrrad. Es scheint niemandem zu gehören. Die Stadtverwaltung hat bereits eine Aufforderung am Rahmen befestigt, der Eigentümer möge den Drahtesel bis Mitte des Monats entfernen. Andernfalls werde er vom Betriebshof eingesammelt.

Nach einem halben Jahr Aufbewahrungszeit könnte er dann versteigert werden. Etwa ein- bis zweimal im Jahr versteigere das Fundbüro, was sich angesammelt und niemand abgeholt hat, erläutert der Abteilungsleiter des Bürgerservice, Michael Moser, kurz bevor er als Auktionator etwa 30 Fahrräder und andere Gegenstände feilbietet. Der Erlös kommt der Stadtkasse zugute.

Hoffnung auf ein neues Fahrrad
Vor dem Torhaus stehen die Räder aufgereiht. Interessierte Passanten mustern die Zweiräder. Auch ein Roller ist darunter. Etwas abseits der Aufmerksamkeit liegen CDs, Schmuck und Uhren in Kisten und warten auf neue Besitzer.

Schüler Raffael Puschner bietet auf ein Fahrrad – bis 60 Euro will er gehen. Verkauft wird das Fahrrad für 75 Euro an einen Konkurrenten. Was keinen Abnehmer findet, wird entsorgt. Dafür steht am Straßenrand schon ein Anhänger bereit.

Ein Bieter ersteigert gleich sechs Fahrräder. Obendrein rettet er die, die auf den Hänger kommen, vor der Entsorgung. Nun will er die Räder auffrischen und weiterverkaufen, sagt er – am besten im Ausland, da bekäme er mehr, vermutet er.
Auf Schnäppchensuche
Zu den kurioseren Gegenständen der Versteigerung gehörten sicher eine Flasche Kölnisch Wasser, ein Konvolut Schmuck und CDs. Auch ein Schnäppchen ist unter den Gegenständen: Eine Damen-Uhr des Schweizer Herstellers Tissot findet für 2 Euro einen neuen Besitzer. Zwar ist sie defekt, aber Käuferin Regina Stadelmaier freut sich über ihren Kauf. Was sie damit tun will, weiß sie noch nicht, aber in Anbetracht des prominenten Herstellers und des kleinen Preises sagt sie: „Was man hat, hat man.“ Zudem findet ein Einkaufsgutschein im Wert von 25 Euro für 15 Euro einen Abnehmer.

Wilfried Reichle ersteigert mehrere Fahrräder. Er ist Vorsitzender der Radsportfreunde Überlingen und Fahrrad-Trainer. Dass er da ist, sei reiner Zufall. Für 100 Euro ersteigert er ein Mountainbike für Jugendliche. Vermutlich stelle er es dem Verein zur Verfügung, sagt Reichle. Jugendliche fahren immer weniger Fahrrad, sagt er, aber Mountainbiken liege im Trend. Er kritisiert: „Schulen unterrichten Schwimmen, aber Fahrradfahren nicht.“
Einnahmen im dreistelligen Bereich
30 Fahrräder wurden versteigert. Etwa 500 Euro sind zusammengekommen, schätzt Moser. Der Keller ist nun wieder aufnahmebereit. „Was versteigert wird, ist etwa das, was in einem Jahr zusammenkommt.“ Dementsprechend schätzt der Bürgerservice-Leiter, die nächste Fundbüro-Auktion sei entweder im Herbst oder in etwa einem Jahr.