Die Idee, aus der ehemaligen Kapuzinerkirche eine Veranstaltungsstätte zu machen, hat eine lange Geschichte. Gleichzeitig die Anforderungen des Kulturdenkmals und einer zeitgemäßen Dauernutzung sowie von Energie- und Sicherheitsaspekten zu erfüllen, ließ die Kosten der Sanierung mit schöner Regelmäßigkeit ansteigen. Um das Vorhaben vor dem Hintergrund der aktuellen Erfordernisse bei Schulen und Feuerwehr nicht zu gefährden, zogen Verwaltung und Gemeinderat jetzt die Notbremse. Mit seinem einstimmigen Beschluss zur Fortschreibung des Haushaltsentwurfs deckelte das Gremium die Kosten bei 4 Millionen Euro. Gleichzeitig fiel die Entscheidung zur Umwidmung des Kapuziners von einer Versammlungsstätte zur Gemeindebedarfseinrichtung.

Die ehemalige Kapuzinerkirche aus dem 17.Jahrhundert – später auch despektierlich Badscheuer genannt – wird seit 2003 als ...
Die ehemalige Kapuzinerkirche aus dem 17.Jahrhundert – später auch despektierlich Badscheuer genannt – wird seit 2003 als provisorische Spielstätte für das Sommertheater genutzt. Bis 2024 soll hier ein ganzjährig nutzbarer Kultur- und Veranstaltungsraum entstehen. | Bild: Hanspeter Walter

Schon lange als Veranstaltungsort im Gespräch

Bereits vor 30 Jahren war die ehemalige Kapuzinerkirche als Ergänzung des renovierten Kursaals als zusätzlicher Veranstaltungsort ins Gespräch gebracht worden. Vor 20 Jahren startete in den notdürftig ertüchtigten Räumen das Überlinger Sommertheater, das hier bis zum Jahr 2017 angeboten wurde. Ab 2007 wurde die ehemalige Kirche auch zur Bühne für die vom Wetterpech geplagte Reihe Kunst im Garten, die zu Kultur im Kapuziner wurde. Als Domizil für die Floristenschau war das Dach der ehemals sakralen Räume für die Landesgartenschau 2021 hergerichtet worden – es war lediglich eine Notsicherung, vor allem im Dachstuhl, die den alten Bau für die Blumenpräsentation ertüchtigte.

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Sanierungskosten stiegen von 3,5 auf 7,4 Millionen Euro

Eine umfangreiche Sanierung und die notwendige Infrastruktur sollten aus dem denkmalgeschützten Bau eine ganzjährig nutzbare Veranstaltungs- und Versammlungsstätte mit historischem Flair machen. Die Forderungen der Denkmalpflege, eine optimale Ausstattung und die möglichen Wünsche künftiger Nutzer trieben die kalkulierten Kosten in die Höhe. Betrugen sie anfangs zunächst geschätzte 3,5 Millionen Euro (Stand von Juli 2021), wuchsen sie auf über 6,3 Millionen Euro (Stand von September 2022) an und schließlich auf 7,4 Millionen Euro (Stand von Juni 2023), wobei hier ein Puffer von 20 Prozent eingerechnet ist. Dabei muss die Stadt abzüglich der in Aussicht stehenden Fördermittel 3,52 Millionen Euro netto selbst tragen. Ungeachtet der steigenden Kosten zieht Oberbürgermeister Jan Zeitler das Projekt nicht in Zweifel. Auf die Frage, ob das lange geplante Vorhaben aus Kostengründen doch noch scheitern könnte, sagte Zeitler im Juni am Rande eines Pressegesprächs: „Niemals!“

Der Veranstaltungsort soll eine Gemeindebedarfseinrichtung für maximal 199 Besucher werden. Beim Sommertheater wurde für bis zu 280 ...
Der Veranstaltungsort soll eine Gemeindebedarfseinrichtung für maximal 199 Besucher werden. Beim Sommertheater wurde für bis zu 280 Zuschauer gestuhlt. | Bild: Hanspeter Walter

Nutzung wird auf 199 Personen beschränkt

Nun also die Notbremse in Form eines Kostendeckels auf 4 Millionen Euro und die Umwidmung von einer Versammlungsstätte zur Gemeindebedarfseinrichtung. Damit wird die Nutzung zugleich auf 199 Personen beschränkt. Große Massenveranstaltungen wie Fastnachtspartys werden dann nicht stattfinden können beziehungsweise müssen zahlenmäßig streng reguliert werden. Der städtische Kostenanteil könnte damit jedoch unter 2 Millionen Euro bleiben, hatte Kämmerer Stefan Krause vorgerechnet. Für das Sommertheater war der Kapuziner mit bis zu 280 Sitzplätzen gestuhlt worden.

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„Das ist der richtige Weg“, betonte Stadtrat Ulf Janicke (LBU/Grüne). Je günstiger die Stadt die Sanierung hinbekomme, desto günstiger könne sie die Kapuzinerkirche an Vereine und andere Veranstalter vermieten. Es sei ja ein wichtiges Ziel gewesen, eine Veranstaltungsstätte unter der Kategorie Kursaal zu schaffen.

Baubürgermeister: „Nicht jeden Wunsch der Denkmalpflege erfüllen“

„Wir sind froh“, erklärte auch Peter Vögele (FDP), fragte allerdings: „Ist der Kostendeckel auch dicht? Kann man sich darauf verlassen?“ Kreativität wird nun sicher gefragt sein, um eine finanziell schlankere Lösung hinzubekommen. Dabei müsse man nicht jeden Wunsch der Denkmalpflege erfüllen, warf Baubürgermeister Thomas Kölschbach ein. „Damit müssen die Damen und Herren in Stuttgart klarkommen.“

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Ganzjährige Nutzung Bedingung des Regierungspräsidiums

Mit dieser Entscheidung „vom Wünschenswerten zum Machbaren“, sei man der Lösung einen wichtigen Schritt näher gekommen, zeigte sich Lothar Thum (ÜfA/FWV) zufrieden mit der neuen Weichenstellung. Ob die Suche nach einem Masterbetreiber durch die ÜMT damit nicht erschwert sei, fragte Günter Hornstein (CDU). Dies könne möglicherweise sogar einfacher sein, hielt Kölschbach entgegen, für den der vielfach zitierte „morbide Charme“ tatsächlich den Reiz des Ensembles ausmacht, wie er sagte. Ungeachtet dessen müsse eine ganzjährige Nutzung auf jeden Fall gewährleistet sein, bekräftigte er. Dies sei eine Bedingung des Regierungspräsidiums gewesen, um die beantragten Fördermittel zu vergeben. Diese könnten insgesamt rund die Hälfte der Investitionen ausmachen.