Nicht nur Reinhard Weigelt ist von der Stadt Überlingen enttäuscht. ‚Der Kultur wird ein Riegel vorgeschoben‘, sagte der Veranstalter jüngst gegenüber dem SÜDKURIER. Weigelts Argumente: Seine Veranstaltungsreihe Kultur im Kapuziner wurde Anfang des Jahres kurzfristig wegen Sanierungsarbeiten an der Kirche abgesagt – doch die Arbeiten haben bis dato noch nicht begonnen.

Außerdem gehe die Verwaltung bei der Erneuerung der Kirche nicht auf die Bedürfnisse der Kulturschaffenden ein, wirft Weigelt der Stadt vor. Beispielsweise indem die Sitzplätze künftig von ehemals 300 auf 200 Plätze begrenzt werden. Nur in Sonderfällen sei eine Erhöhung der Kapazität auf 400 Plätze erlaubt, so die Rückmeldung der Stadt.
Kleine Oper am See sieht in Überlingen keine Zukunft
Nachdem Reinhard Weigelt die Einschränkungen für Kulturveranstalter in Überlingen öffentlich bemängelte, meldet sich nun auch der Verein Kleine Oper am See zu Wort. Vorsitzende Sabine Wuermeling schließt sich in einer Stellungnahme an die Worte von Weigelt an. „Für unsere Kleine Oper gibt es in Überlingen keine Zukunft“, sagt Wuermeling deutlich und ergänzt: „Zumindest in öffentlichen Gebäuden.“
Was aus Sicht von Wuermeling in der Stadt fehlt, ist ein Ort, an dem die Akustik für eine Oper – oder auch für Chöre – ausreichend gegeben ist. Dies sei früher in der Kapuzinerkirche der Fall gewesen. „Mit dem Kursaal brauchen wir gar nicht erst anfangen, das klappt mit der Akustik überhaupt nicht“, erklärt die Vereinsvorsitzende.
Von der Verwaltung heißt es dazu, dass es grundsätzlich weitere Räumlichkeiten gebe, die für Konzerte zur Verfügung stehen. Als Beispiele nennt Stadtsprecherin Andrea Winkler den Museumssaal im Städtischen Museum und die Franziskanerkirche. Doch für die Kleine Oper sind das keine Optionen, heißt es von Wuermeling. Die Kapuzinerkirche sei für den Verein früher einfach „perfekt“ gewesen.
Aufführungen im Kapuziner lohnen sich wirtschaftlich nicht
Und wenn die Sanierung der Kapuzinerkirche irgendwann abgeschlossen ist? Dann lohnt es sich für die Kleine Oper am See nicht mehr, dort Veranstaltungen anzubieten. Auch hier schließt sich Wuermeling dem Argument von Reinhard Weigelt an, der bereits aufrechnete, dass sich eine Vorstellung mit der geplanten Anzahl an Sitzplätzen aus wirtschaftlicher Sicht nicht mehr rentiere.

„Die Umsetzung der Versammlungsstättenverordnung im Zusammenhang mit der angedachten Nutzung der Kapuzinerkirche zu einer erheblichen Verringerung der Zuschauerzahlen würde für uns de facto bedeuten, nicht mehr wirtschaftlich arbeiten zu können“, erklärt die Vereinsvorsitzende. Die Reduzierung der Plätze würde zu einer „extremen, unverhältnismäßigen Verteuerung“ der Tickets führen.
Für Sabine Wuermeling steht fest: „Es sieht so aus, dass diese privat organisierte und finanzierte Veranstaltung eines Überlinger Vereins in keinem öffentlichen Gebäude Überlingens mehr möglich sein wird.“ Sie findet es schade, dass Überlingen „nicht den nötigen Weitblick“ besitzt, zu erkennen, wie der Verein mitsamt seinen Veranstaltungen die Stadt bereichern könnte.

„Wie gut könnte es Überlingen zu Gesicht stehen, wenn es als Kulturstadt in die Zukunft ginge, mit einem Sommertheater, weiteren qualitativ hervorragenden kulturellen Angeboten zum Beispiel aus der vielfältigen Chorlandschaft Überlingens und eben auch der Kleinen Oper am See – Kulturangebote, die eine größere, akustisch geeignete Lokation benötigen, als nur eben 100 oder 150 Sitzplätze umfassend.“
Dazu nimmt die Stadt wie folgt Stellung: „Der aktuelle Stand der Sanierungsplanung für die Kapuzinerkirche sieht vor, dass bei Theater- und Kulturveranstaltungen maximal 150 Personen und beim Sommertheater maximal 200 Personen zulässig sind. Die bisherige Kapazität bleibt damit zumindest beim Sommertheater erhalten.“
Anders als von der Stadtverwaltung habe die Kleine Oper am See von Veranstalter Reinhard Weigelt Wahrnehmung und Unterstützung erfahren dürfen. „Wie schön wäre es, wenn die Stadt im Hinblick auf Überlingens Kultur auch ihre Wahrnehmung ändern würde“, sagt Sabine Wuermeling.
Dieser Aussage entgegnet die Verwaltung: Ein vielseitiges und regelmäßiges Kulturangebot sei der Stadt eine „Herzensangelegenheit“. Deswegen würden auch zahlreiche Veranstaltungen verschiedener Art angeboten – sowohl durch die Stadt als auch durch Dritte. „Wir bitten zu berücksichtigen, dass wir aufgrund der Größe der Stadt nur über eine beschränkte Anzahl von Räumlichkeiten verfügen“, betont Andrea Winkler.
Kleine Oper findet Platz in der Waldorfschule
Für die Oper am See gibt es aktuell jedoch keinen geeigneten städtischen Raum für Vorstellungen. Deswegen ist der Verein anderweitig untergekommen – und zwar in den Räumen der Waldorfschule. Dort gibt es einen Saal mit Platz für bis zu 600 Gäste. „Aktuell sind dort auch einige Arbeiten im Gange. Wir hoffen, dass wir kommende Sommer wieder dort spielen dürfen“, sagt Wuermeling.