Die geplante Erweiterung der Fastenklinik Buchinger Wilhelmi stand erneut auf der Tagesordnung des Bauausschusses. In der Sitzung sorgte das Verhalten von AfD-Stadtrat Thorsten Peters für Spannungen. Er äußerte scharfe Kritik am Bauvorhaben. Andere Räte verloren dabei zunehmend die Geduld.

Schon seit 2019 ist bekannt: Buchinger Wilhelmi will expandieren und das Klinikgelände umstrukturieren. Größere Zimmer und mehr Komfort sollen die internationale Wettbewerbsfähigkeit sichern. So begründete Geschäftsführer Leonard Wilhelmi im Gemeinderat damals den Wunsch nach einer Änderung des Bebauungsplans Goldbacher Straße.

Das neue Konzept sieht im unteren südlichen Bereich eine große Terrassenbebauung mit Tiefgarage und mehreren versetzten Ebenen vor, weitere Neubauten sowie einen Ersatz für den aktuellen Haupt- und Verwaltungsbau. Nach langer Diskussion beschloss der Gemeinderat im Januar 2024 den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan, wobei die Bauhöhe und Auswirkungen auf das Landschaftsbild zentrale Themen der Debatte waren.

Mitglieder im Bauausschuss loben den Bebauungsplan

In der Bauausschusssitzung am Montag stellte Stadtplaner Benedikt Müller vom Planungsbüro Senner den Bebauungsplan erneut vor. Er hob hervor, dass sich das neue Gebäude trotz seiner Größe gut in die Umgebung einfügen werde. Damit entgegnete er Bedenken, die Anfang des Jahres durch Anwohner und Ratsmitglieder laut wurden. Zudem fänden Grünflächen und Maßnahmen für den Artenschutz besondere Beachtung.

Unter den Räten traf der Plan auf breite Zustimmung. Ulrich Krezdorn (CDU) etwa lobte das Vorhaben als wichtigen Beitrag zur Zukunft der Stadt: „Die Klinik ist ein Aushängeschild für Überlingen.“ Robert Dreher (FWV/ÜfA) würdigte die Terrassierung des geplanten Neubaus als „gute Lösung“.

Peters zweifelt an Glaubwürdigkeit

Anderer Meinung war Thorsten Peters (AfD). Seiner Ansicht nach entsprächen die Visualisierungen nicht der Realität. Er bemängelte, dass die geplante Begrünung der Dachterrassen nicht vollständig umgesetzt werde und zweifelte die Anpflanzung von Bäumen vor den Panoramafenstern an. „Es hat mich gewundert, dass Sie da nicht noch grasende Kühe hingemalt haben“, spottete Peters. Der Plan sei nicht objektiv und verschleiere die „massive Bauweise“, die das Landschaftsbild „erheblich“ beeinträchtige.

Seine Ausführungen führten zu Unmut unter den Ausschussmitgliedern. Einige schüttelten den Kopf, andere verließen den Saal. Peters‘ Vorwurf an Leonard Wilhelmi, der als Gast anwesend war, sein Grundstück „vergolden“ zu wollen und so die Seesicht für andere zu blockieren, ging vielen zu weit. Peters warf der Stadt außerdem vor, sich gegenüber der Klinik mit der Änderung des Bebauungsplans als „sehr großzügig“ zu erweisen. Das habe sich die Familie Wilhelmi zu Nutzen gemacht, um ihren Gewinn zu maximieren.

Thorsten Peters (AfD), Gemeinderatsmitglied seit 2024
Thorsten Peters (AfD), Gemeinderatsmitglied seit 2024 | Bild: Hilser, Stefan

Thomas Kölschbach greift ein

An diesem Punkt griff Baubürgermeister Thomas Kölschbach ein. Er wies Peters zurecht und forderte ihn auf, seine Kritik sachlich einzubringen: „Wenn Sie ein persönliches Statement abgeben wollen, schreiben Sie es auf und reichen Sie es ein.“ Applaus im Saal. Kölschbach stellte klar, dass die Stadtverwaltung in allen Bebauungsplanverfahren objektiv handle. „Subjektivität ist völlig fehl am Platz“, so der Baubürgermeister. Peters drohte er schließlich mit der Verweisung aus dem Saal.

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Auch andere Räte fanden deutliche Worte. Ingo Wörner (FDP) kritisierte: „Mit dem Wohl der Stadt hat das nichts mehr zu tun, was Sie hier machen.“ Den Vorwurf, die Familie Wilhelmi wolle ihr Grundstück „vergolden“, wies er als „Schmarrn“ und „Diffamierung“ zurück.

Baubürgermeister Thomas Kölschbach
Baubürgermeister Thomas Kölschbach | Bild: Hilser, Stefan

Am Ende stellte Peters den Antrag, den Bebauungsplan objektiver darzustellen, insbesondere was die Einfügung in das Landschaftsbild betreffe. Der Rat lehnte den Antrag ab – mit Ausnahme von Peters selbst. Sieben Räte stimmten schließlich für die Veröffentlichung des Plans, während sich eine Person enthielt. Thorsten Peters stimmte dagegen.