Drei Monate lang stand die Farbe Türkis im Überlinger Straßenbild hoch im Kurs. Von 4. Juli bis 30. September hatte das Unternehmen Tier Mobility in Absprache mit der Stadt 250 E-Scooter und 50 E-Bikes für eine leise Art der Fortbewegung probeweise bereitgestellt.

Inwieweit dies ein Beitrag zur modernen Mikromobilität sein kann und die Roller und Räder tatsächlich in der Gesamtbilanz umweltfreundlich sind, wird zu gegebener Zeit noch im Detail erörtert. Auch ob aus dem Experiment eine Dauerlösung werden soll, ist aktuell noch unklar. Viele probierten die Fahrzeuge in den vergangenen Monaten gerne aus. Manche ärgerten sich jedoch auch, wenn mal ein Roller quer auf dem Gehweg stand.

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Etwa 5000 Menschen nutzen das Angebot in der Probezeit

Dass der Anbieter eine positive Bilanz zieht, wie er bereits am letzten Tag der Probezeit in einer Mitteilung verkündete, überrascht kaum: Etwa 5000 Nutzer haben in den drei Monaten circa 23.000 Fahrten absolviert und dabei eine Strecke von rund 34.500 Kilometern zurückgelegt, wie Tier Mobility ausrechnete.

„Wir sind zufrieden mit den Nutzungszahlen unseres Pilotprojekts und sehen ein großes Interesse und eine große Nachfrage nach nachhaltiger Mikromobilität in Überlingen“, sagt Tim Werner, Regionalmanager des Unternehmens. „Unser E-Scooter-Service wurde von Bewohnern und Gästen gut angenommen und während der Saison konnten wir viele Neukunden gewinnen.“

Ist das die Fortbewegungsart der Zukunft in der Stadt? Hier fährt SÜDKURIER-Praktikant Jonas Ganslmeier durch Übelringen.
Ist das die Fortbewegungsart der Zukunft in der Stadt? Hier fährt SÜDKURIER-Praktikant Jonas Ganslmeier durch Übelringen. | Bild: Mona Lippisch

Über den Winter würden die Zahlen vonseiten des Anbieters sowie von der Stadtverwaltung evaluiert – als Grundlage für das weitere Vorgehen. Vonseiten des ausführenden Unternehmens ist schon jetzt klar: Gerne würden sie den Roller- und Räderverleih in der kommenden Sommersaison wieder in Überlingen anbieten.

Teilt die Kommune als Auftraggeber diese Einschätzung? „Aus Sicht der Stadtverwaltung wird der dreimonatige Testverlauf positiv beurteilt“, heißt es von der Pressestelle auf Nachfrage. Die Zusammenarbeit mit dem Anbieter sei „reibungslos und kooperativ“ verlaufen.

Ein E-Scooter während der Probezeit am Rande des Überlinger Uferparks. Eigentlich gilt hier Parkverbot.
Ein E-Scooter während der Probezeit am Rande des Überlinger Uferparks. Eigentlich gilt hier Parkverbot. | Bild: Jonas Ganslmeier

Ob sie das Konzept für einen Dauerbetrieb empfehlen will, lässt die Verwaltung noch offen. „Die Erfahrungswerte auf beiden Seiten müssen erst ausgetauscht und ausgewertet werden“, teilt die Stadt mit. Anschließend wird in den Gremien über einen möglichen Dauerbetrieb beraten. Wann diese Debatte stattfindet und wann es eine Entscheidung gibt, steht derzeit noch nicht fest.

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Sogenannte Ranger sollten nach dem Rechten sehen

Bisweilen haben Nutzer während des Probebetriebs eine zu geringe Batteriereichweite der E-Fahrzeuge beklagt. Und manche Anwohner bemängelten die Behinderung von Fußgängern. Regelmäßig nach dem Rechten sehen sollten in dieser Zeit die sogenannten Ranger des Anbieters, die über eine Mail informiert werden konnten. Sie scheinen allerdings weitgehend unsichtbar geblieben zu sein: Selbst die Mitarbeiter des städtischen Ordnungsamts bekamen die Helfer kaum zu Gesicht.

Ein E-Scooter blockiert den Teil des Fußgängerweges in Überlingen. Mitarbeiter des Unternehmens Tier Mobility sind eigentlich dafür ...
Ein E-Scooter blockiert den Teil des Fußgängerweges in Überlingen. Mitarbeiter des Unternehmens Tier Mobility sind eigentlich dafür zuständig, zu überprüfen, dass die Fahrzeuge ordnungsgemäß abgestellt werden. | Bild: Lesereporter Holger Schappeler

Wo war ihr Stützpunkt? Wo wurden die Akkus aufgeladen? „Das kann ich gerne verraten“, sagt Unternehmenssprecher Florian Anders. „Für den dreimonatigen Testbetrieb wurden die Akkus im zentralen Depot für die Bodensee-Region geladen, das sich in Tettnang befindet. Auch Reparaturen an den Fahrzeugen wurden dort durchgeführt, falls nötig.“

Bleibt zu hoffen, dass die Mitarbeiter den Weg von Tettnang bis ans östliche Ende des Bodenseekreises in den vergangenen Monaten auf umweltfreundliche Weise zurücklegen konnten. Schließlich nimmt Tier Mobility für sich in Anspruch, bereits seit 2020 klimaneutral zu arbeiten.

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