Frau Heppeler, Landesgartenschauen zählen mit zu den wichtigsten Instrumenten der zeitgenössischen Stadtentwicklung. Wie unterscheiden sich die Konzepte der Landesgartenschauen Überlingen und Wangen?

Tatsächlich sind es zwei komplett unterschiedliche Schauen. In Überlingen lag der Fokus auf der Neugestaltung des Uferparks. Anstelle der früheren Mauer mit der Straße entlang des Sees und dem Campingplatz wurde ein strukturreicher Park mit abgeflachten Uferböschungen und Seezugängen geschaffen. In Wangen stehen eher städtebauliche Innovationen im Vordergrund: So wurde einem ehemaligen Industriegelände, auf dem sich 130 Jahre lang eine Baumwollspinnerei und -weberei befand, und das seit der Schließung des Werks im Jahr 1992 brachlag, neues Leben eingehaucht. Neben Gewerbeflächen entstanden zahlreiche Wohnungen und Kulturräume. Der angrenzende umgestaltete Argenpark verbindet dieses ehemals industriell genutzte Areal mit der historischen Altstadt.

Das klingt nach spannenden Gegensätzen. Gab es im Vorfeld ähnliche Vorbehalte seitens der Bürgerschaft wie in Überlingen bei der Platanendebatte?

Nein, die gab es nicht. Dadurch, dass jeder gesehen hat, wie baufällig die Gebäude des ehemaligen Industriegeländes waren, sind die Wangener einfach glücklich über die umfassende Sanierung, die im Zuge der Landesgartenschau erfolgte.

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Was genau erwartet die Besucher?

Eine unglaubliche Vielfalt: Neben 3500 Quadratmeter Wechselflor und farbenprächtigen Blumenbändern wurden im langgestreckten Argenpark zehn Schau- sowie ebenso viele wilde Gärten angelegt. Es ist ein sehr abwechslungsreiches Areal, wir haben überall kleine Drumlins, also längliche Hügel von tropfenförmigem Grundriss, angelegt, die das Gelände strukturieren und spannungsreich gestalten. Besondere Attraktionen sind ein 22 Meter hoher Aussichtsturm, der zu großen Teilen aus Holz besteht, sowie ein Pavillon aus Holz und Flachs – beides natürlich nachwachsende Rohstoffe. Durch den Park schlängelt sich die Obere Argen, die eine tolle Atmosphäre hat. Ein richtiger Vorgebirgsfluss, der allein schon durch die Klarheit seines Wassers besticht.

Wurden am Flussbett Veränderungen vorgenommen?

Ja, im Auftrag des Regierungspräsidiums haben wir mit diesem gemeinsam die Obere Argen renaturiert. Dem Fluss wurde mehr Raum gegeben, womit er lebendiger und natürlicher wirkt. Zudem wurden die Uferzonen abgeflacht, sodass man gefahrlos am Wasser sitzen kann. Der ebenfalls im Zuge der LGS ausgebaute Donau-Bodensee-Radweg führt durch den Park, der den Besuchern breite Wege und fünf neue, ganz unterschiedliche Brücken, die die Argen überqueren, beschert. Wer möchte, kann also auch per Rad vom Bodensee aus zur LGS nach Wangen fahren.

In wenigen Wochen startet die Landesgartenschau Wangen. Das Bild zeigt den Holzfaser Pavillon.
In wenigen Wochen startet die Landesgartenschau Wangen. Das Bild zeigt den Holzfaser Pavillon. | Bild: Universität Stuttgart ICD und ITKE. Visualisierung: janusch.co

Wie unterscheiden sich beide Konzepte?

In Überlingen schmiegte sich das Gelände an den See, in Wangen folgen wir dem Lauf der Argen, wobei wir meist im Argental verweilen. Wir schaffen es einmalig auf eine Anhöhe, auf der der neue Aussichtsturm steht, von dem aus die Besucher einen fantastischen Blick ins Allgäu und auf die Alpenkette haben. Wangen ist zusammenhängender konzipiert, nicht so zerklüftet wie Überlingen mit den Außenposten Menzinger- und Rosennobelgärten.

Wie groß ist die Fläche der Allgäuer Gartenschau im Vergleich zu Überlingen?

Das LGS-Gelände in Wangen ist wesentlich größer als in Überlingen, die Fläche beträgt rund 45 Hektar, in Überlingen waren es elf Hektar.

Gibt es in Wangen ein Pendant zur Kapuzinerkirche, in der die Blumenschauen stattfanden?

Das gibt es tatsächlich. In dem ehemaligen Baumwolllager der Spinnerei wird es – genau wie in Überlingen – wechselnde Floristik-Ausstellungen geben. Bei dem früheren Lager handelt es sich um eine große Halle mit Industriecharakter. Wie in Überlingen entwarf auch in Wangen die Leiterin der Floristenmeisterschule Stuttgart Hohenheim, Gabriele Haufe, das Konzept der Floristikschauen, das sie gemeinsam mit ihrem Team, von dem jeder Einzelne jeweils eine der Ausstellungen zu einem bestimmten Thema gestaltet, umsetzt.

Worin genau liegen Ihre Aufgaben?

Meine Aufgaben sind ähnlich wie in Überlingen, sie beziehen sich weitestgehend auf die Ausstellung und den Betrieb.

Haben Sie etwas aus der LGS Überlingen übernommen?

Es gab im Vorfeld geführte Bürgerspaziergänge, die größtenteils der Wangener Oberbürgermeister Michael Lang sehr ambitioniert übernommen hat. Zudem haben wir wieder für das Ehrenamt geworben: Letztendlich konnten wir mehr als 900 Personen, die wir zurzeit für ihren Einsatz schulen, begeistern. Eine von ihnen war schon auf der LGS in Überlingen tätig. Auch haben wir wieder die Stiftung Liebenau und andere Einrichtungen mit ins Boot genommen, um ein aktives Programm mit und für Menschen mit Behinderungen anbieten zu können. Ähnlich wie in Überlingen ist auch die Wangener Altstadt in die LGS eingebunden.

Wie sieht es mit dem Verkehrskonzept aus?

Wir haben ein tolles Kombi-Ticket mit dem Verkehrsnetz Bodo auf den Weg gebracht, innerhalb Wangens verkehrt ein Doppeldeckerbus als Shuttle, der nicht nur den Bahnhof mit den Eingängen verbindet, sondern auch noch einen Abstecher durch die schöne Altstadt macht.

Edith Heppeler zeigt voller Vorfreude auf den Wegweiser, der am ehemaligen Haupteingang des Uferparks steht. 66 Kilometer Luftlinie ...
Edith Heppeler zeigt voller Vorfreude auf den Wegweiser, der am ehemaligen Haupteingang des Uferparks steht. 66 Kilometer Luftlinie trennen die beiden Landesgartenschauareale. | Bild: Manuela Klaas

Ist bei den Wangenern schon eine gewisse Vorfreude auszumachen?

Auf jeden Fall. Bisher wurden bereits 23.000 Dauerkarten verkauft, man spürt die Vorfreude auf das gemeinsame Gartenfest.

Gibt es einen Überlinger Gruß an die Landesgartenschau Wangen?

Ja, es gibt tatsächlich eine ganz wunderbare Leihgabe seitens der Stadtgärtnerei: Anfang des Jahres dürfte ich mir bei Roland Leitner und Andreas Höfler 30 mediterrane Kübelpflanzen, darunter Palmen und Olivenbäume, aussuchen, die nun das Gartenschaugelände im Allgäu zieren.