Nach öffentlichem Druck: Stadt Überlingen nennt den Preis fürs Diehl-Grundstück nun doch
Welchen Preis die Stadt für ein 8000 Quadratmeter großes Grundstück erzielt, wollte die Verwaltung zunächst nicht transparent machen. Diehl hat volle Auftragsbücher und plant die Erweiterung des Unternehmens.
Die Stadt Überlingen hat an die Firma Diehl Defence die freie, rund 8000 Quadratmeter große Fläche an der Nußdorfer Straße verkauft. Geplant ist darauf eine Firmenerweiterung.
| Bild: Hilser, Stefan
Der Verkauf an Diehl sollte wohl so geräuschlos wie möglich über die Bühne gehen. Hinter verschlossenen Türen entschied sich der Gemeinderat von Überlingen dazu, dem Rüstungskonzerns Diehl Defence ein attraktives Grundstück entlang der Nußdorfer Straße zu verkaufen. Die Räte sagten Ja, was im Juni öffentlich mitgeteilt wurde. Den Preis für die rund 8000 Quadratmeter große Fläche nannte die Stadt damals aber nicht.
Der Firmensitz von Diehl Defence liegt auf einem Hügel über dem Bodensee. Auf dem neuen Grundstück soll ein repräsentatives Eingangsgebäude entstehen, über das man, von der niedriger gelegenen Nußdorfer Straße aus, in die Höhe zu den Produktionsstätten fährt.
| Bild: Hilser, Stefan
Auch auf Nachfrage des SÜDKURIER sowohl beim Konzern als auch im Rathaus wurde der Preis zunächst geheim gehalten. Wir hakten dezidiert nach, auch mit Verweis auf die Causa ‚Adler Sipplingen‘, bei der das Landratsamt nach einem Richterspruch seine Blockadehaltung aufgeben musste. Und so wollten wir wegen Diehl von der Stadtverwaltung eine Begründung für ihr Schweigen wissen.
Daraufhin verwies die Pressesprecherin von Oberbürgermeister Jan Zeitler auf die Gemeindeordnung Baden-Württemberg, sie müsse ihr Verwaltungshandeln nicht im Detail begründen. „An dieser Stelle möchten wir jedoch auch anmerken, dass es ebenso für die Stadtverwaltung von Interesse ist, dass ein Stillschweigen hinsichtlich des Kaufpreiseses gewahrt bleibt. Denn nur so ist gewährleistet, dass die Strategie und damit der wirtschaftliche Erfolg zukünftiger Rechtsgeschäfte der Stadt nicht gefährdet wird.“
Summe von 2,4 Millionen Euro
Diese Begründung gilt offenbar nicht mehr, denn die Stadtverwaltung nannte den Preis mittlerweile, und verrät auch, warum: „Der Grund für die Nennung des Kaufpreises in der Pressemitteilung liegt in der Transparenz und Offenheit gegenüber der Öffentlichkeit sowie in der Einzellage des Grundstücks.“ Und wie hoch ist der Preis nun? Er liegt bei 300 Euro pro Quadratmeter. Das macht bei 8000 Quadratmetern die Summe von 2,4 Millionen Euro.
Stadt erklärt sich umfangreich
Bürger fragte bei „Frag den Staat“ nach
Parallel zu den Recherchen des SÜDKURIER hat es auch eine Anfrage über die Plattform „Frag den Staat“ gegeben, die bislang unbeantwortet blieb. Der Bürger Maurice Meyer forderte mit Verweis auf das Informationsfreiheitsgesetz die Stadt zur Nennung auf. „Ich sehe es als Pflicht der Verwaltung, die Bürger transparent darüber zu informieren, wie und welche Entscheidungen sie trifft“, begründete er gegenüber unserer Redaktion.