Wie soll Wohnen im Gebiet der Alten Owinger und Owinger Straße künftig aussehen? Dieser Frage widmete sich die Stadtverwaltung bei einer weiteren Informationsveranstaltung für die Anwohner. Nachdem der Termin im Saal der Kernstadt-Feuerwehr mit etwa 150 Besuchern schon großes Interesse erfahren hatte, war auch der Ratssaal am Dienstagabend gut gefüllt. Baubürgermeister Thomas Kölschbach und Projektleiter Günther Prechter erkannten sogar einige Gesichter im Publikum wieder. Mit dabei war ebenso Landschaftsarchitekt Christian Seng vom Büro 365 Grad Freiraum und Umwelt.

Kölschbach: Nichts wird übergestülpt

Innerhalb des Programms „Flächen gewinnen durch Innenentwicklung“ des Ministeriums für Landesentwicklung und Wohnen werden Maßnahmen gefördert, die den Siedlungsraum besser nutzen und Ortskerne stärken. Mit rund 78.000 Euro wird das Projekt Alte Owinger/Owinger Straße gefördert. Bis August 2026 soll ein interdisziplinäres Team mit den Anliegern ein Konzept für das Quartier erarbeiten. „Wir wollen Ihnen die Angst nehmen, dass wir Ihnen etwas überstülpen“, sagte Baubürgermeister Kölschbach. Denn: Das Areal wird kontrovers diskutiert.

Laut Günther Prechter findet seit der Jahrtausendwende eine „Überformung“ statt. Investoren oder Bauträger kaufen Einfamilienhäuser, reißen diese ab, legen Baugrundstücke zusammen und errichten Geschosswohnungsbau. Da kein Bebauungsplan existiert, wird nach Paragraf 34 Baugesetzbuch entschieden; also Ähnlichkeit innerhalb des Baugebiets. „Diese Nachverdichtung sorgt für Konflikte“, zeigte Prechter Verständnis für die Äußerungen der Anwohner. Nach einem Vortrag von Prechter zu Wohnformen in einem Einfamilienhaus, dargelegt an seinem eigenen Elternhaus, und Worten Christian Sengs zu ökologischen Themen, wie zum Beispiel Hitzebelastungen in der Zukunft, sowie Wohnqualität hatten die Zuhörer Gelegenheit, Fragen zu stellen. Hier eine Auswahl:

  • Weshalb gibt es keinen Bebauungsplan? Baubürgermeister Thomas Kölschbach erklärte: „Es handelt sich um ein gewachsenes Gebiet, wo Bebauungspläne nicht aktuell waren.“ Es habe sich ab den 1960er Jahren entwickelt. „Für mich ist nicht nachvollziehbar, wie das hat funktionieren können“, sagte Kölschbach. Er bedauerte, dass es sich um ein „nichtssagendes Wohngebiet“ handele. „Die Anonymität ist groß.“ Im Nachhinein soll nun ein Bebauungsplan entwickelt werden, so Kölschbach.
Das könnte Sie auch interessieren
  • Wann werden die beiden Straßen saniert? Kölschbach sagte: „Die Zustände der Straßen sind uns bekannt. Das hat historische Gründe, dass man sie nicht in den Zustand gebracht hat, wie sie heute sein müssten.“ Zumindest bei der Owinger Straße sei in diesem Jahr eine Deckensanierung geplant und später dann der Ausbau. Der öffentliche Raum soll attraktiver werden. Zu einem späteren Zeitpunkt soll die Alte Owinger Straße instand gesetzt werden.
  • Wo wird der Platz für den Straßenausbau hergenommen? Eine Anwohnerin berichtete, dass das Prozedere vor 40 Jahren schon einmal für die Alte Owinger Straße durchgespielt worden sei. Ihren Angaben nach hätten die Bewohner damals Parkplätze vor ihren Türen verloren, wäre das Vorhaben realisiert worden. Kölschbach versicherte: „Der Ausbau wird so erfolgen, wie es die Platzverhältnisse zulassen und die Straßenverkehrsordnung vorschreibt.“ Dafür sei minimaler Grunderwerb nötig.
Projektleiter Günther Prechter, Landschaftsarchitekt Christian Seng und Baubürgermeister Thomas Kölschbach (von links) informieren im ...
Projektleiter Günther Prechter, Landschaftsarchitekt Christian Seng und Baubürgermeister Thomas Kölschbach (von links) informieren im Ratssaal über weitere Ideen zum Projekt Alte Owinger/Owinger Straße. | Bild: Santini, Jenna
  • Werden für den Ausbau der Alten Owinger Straße die Anwohner zur Kasse gebeten? Kölschbachs Angaben nach geht es hier um eine erstmalige Herstellung. Für die Kosten, die dabei entstehen, würden die direkt angrenzenden Anlieger zur Abgabe herangezogen, sagte der Baubürgermeister. Die eben genannte Bürgerin erklärte, das die Alte Owinger Straße eine historische Straße sei. Das sei juristisch überprüft worden. Laut Kommunalabgabengesetz scheidet eine Beitragserhebung für historische Straßen aus. Kölschbach sagte, dies nachprüfen zu wollen.
  • Wird die Umsetzung von genehmigten Bauvorhaben kontrolliert? Kölschbach erläuterte, es werde nur in der Abnahme kontrolliert. Dann gibt es ihm zufolge die Möglichkeiten, Abweichungen nachzugenehmigen oder die Rückbauverpflichtung auszusprechen. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass Bund und Länder Bauen vereinfachen wollen. „Bauen soll schneller werden.“ Manches soll dann verfahrensfrei ablaufen. Als Beispiel nannte er unter anderem Dachgauben. In Bayern ist dies seit 1. Januar dieses Jahres möglich.
Das könnte Sie auch interessieren
  • Gibt es einen Stopp, bis das Besprochene in einen Bebauungsplan mündet? „Aktuell ist in dem Gebiet, was neue Anträge betrifft, Ruhe eingetreten“, sagte Kölschbach. Das habe konjunkturelle Gründe. Auch geht er davon aus, dass eine Veränderungssperre beschlossen wird. „Man muss diese begründen. Aber die Begründung wird sich aus der Absicht ergeben.“ Eine Veränderungssperre gilt ihm zufolge zwei Jahre, worauf sie nochmals verlängert werden kann.