Überlingen Für 8. Mai und 3. Juli 2025 lädt Überlingens Wirtschaftsförderer Stefan Schneider wieder Jungunternehmer aus Überlingen und dem Umland ein, um sie auf sogenannten „Founder Walks“ durch die Stadt zu führen und möglicherweise für eine Existenzgründung oder Ansiedlung hier zu begeistern. Durch Münster-, Christoph-, Kessenringstraße oder über die Promenade soll es zu allerlei interessanten Orten gehen. Und nicht zuletzt auch zu leer stehenden Läden – oder „Potenzialflächen“, wie Schneider die Leerstände gerne nennt.
Erstmals veranstaltet hat der Wirtschaftsförderer die Gründerspaziergänge im vergangenen Jahr – mit auch für ihn überraschendem Erfolg, wie er sagt. Für zwei Termine hatten sich immerhin 37 Interessierte angemeldet, knapp 30 waren gekommen. Wie viele es dieses Mal werden, wird man sehen, die Werbung für die Veranstaltungen hat gerade erst begonnen.
Wirtschaftsförderer Schneider glaubt jedenfalls, mit dem Konzept einen Nerv getroffen zu haben. „Raus an die frische Luft, rein ins Netzwerken, das passt prima zusammen.“ Bei den letztjährigen Gründerspaziergängen hätten sich schon nach den ersten Metern zahlreiche spannende Gespräche und Kontakte ergeben, ob zu Unternehmensgründung, Finanzierung oder Kooperationsideen.
Und zeigen die Gründerspaziergänge denn, ein Jahr später, auch handfeste Resultate für die Stadt? „Es gab viele Ideen“, sagt Schneider. „Doch bis sich daraus konkrete Dinge realisieren, das kann dauern.“ Ein Resultat: Für einen Gastronomen, der in Überlingen ein neues Konzept ausprobieren wolle, suche er gerade eine geeignete Location. Und in den ehemaligen Commerzbank-Räumen an der Hofstatt werde in Kürze ein Pop-up-Store mit handgenähten Ledertaschen eröffnen.
Pop-up-Läden als Zwischenmieter sind für Schneider ein interessantes Konzept, um Leerstände zu überbrücken. „Die Vermarktung geht währenddessen weiter. Findet sich ein fester Mieter, geht der Pop-up-Store wieder.“ Ein fester Mieter hat sich gerade erst für das Nachbargeschäft der Brandruine auf der Hofstatt gefunden. Hier hat im bisherigen Marco-Polo-Laden das Geschäft Holzwurm für Geschenke und Modellbausätze aus Holz eröffnet. „Eine Bereicherung im Portfolio der Stadt“, findet Schneider.
„Zum Glück haben wir noch Nachfrage“, sagt der Wirtschaftsförderer. „Da geht es uns besser als vielen anderen Städten.“ Dennoch werde es zunehmend schwieriger, Angebot und Nachfrage zusammenzubringen. Die Leerstände in der Stadt werden sichtbarer, ob in der Kessenring- oder der Münsterstraße.
Die Gründe dafür scheinen vielfältig. Einerseits gebe es in einigen Objekten einen deutlichen Sanierungsstau. „Da führe ich schon gar keinen mehr hin.“ Andere verlangten für ihre Läden hohe Mieten. „Die Bandbreite in der Innenstadt liegt zwischen 12 und 28 Euro pro Quadratmeter.“ Dabei seien die Ladenmieten angesichts des Ungleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage im Sinken. Einige Geschäftsimmobilien seien auch zu Spekulationsobjekten verkommen. Und von privaten Vermietern hört Schneider schon mal Sätze wie „da lass‘ ich den Laden doch lieber leer stehen, dann habe ich auch keinen Ärger“. Das mache seinen Job nicht unbedingt einfacher. Andererseits gebe es auch viele Beispiele, wo Mieter mit soliden Konzepten auf kooperative Vermieter stießen und „beide damit gut leben können“. Schneider glaubt, dass sich der Einzelhandel immer stärker auf 1A-Lagen konzentrieren und C-Lagen verschwinden werden.
Den generellen Trend werden die Gründerspaziergänge vermutlich nicht umdrehen können. Doch „wir machen mit diesem sehr niederschwelligen Angebot mit wenig Aufwand eine interessante Zielgruppe auf unsere schöne Stadt aufmerksam“, sagt Schneider, und ist „gespannt, was sich daraus ergeben wird“. Im Herbst will der Wirtschaftsförderer alle bisherigen Teilnehmer nochmals zu einem Netzwerktreffen einladen, um im Gespräch zu bleiben.
Founder Walks
Weitere Informationen:https://founder-walks.de.