Nach seinem ersten Eindruck gefragt, sagt der gebürtige Überlinger Niedermann: „Ich habe hier engagierte Kollegen angetroffen, die mich mit offenen Armen aufgenommen haben.“ Auch für Bernhardt, die seit mehr als zehn Jahren an der Schule ist, lief es reibungslos. „Ich hatte sofort die Akzeptanz der Kollegen“, sagt sie.

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Das gemischte Doppel kann in Sachen Ausgewogenheit mehrfach punkten: Er hat Erfahrung im Ausland und an mehreren Schulformen gesammelt, sie kennt die Wiestorschule und das Konzept der Gemeinschaftsschule mit allen Einzelheiten. Das wissen beide zu schätzen. Niedermann berichtet, er hätte im Vorfeld mitbekommen, dass Bettina Bernhardt als Konrektorin im Gespräch war. Das sei ein zusätzliches Argument gewesen, sich für die Leitung zu bewerben.

Die neuen Rektoren

Dazu war Niedermann von 2000 an bereits sechs Jahre als Lehrer an der Wiestorschule tätig, allerdings vor Bernhardts Zeit. Der neue Schulleiter war zuletzt Konrektor an der Geschwister-Scholl-Schule in Konstanz, eine Verbundschule aus Realschule und Gymnasium. Dazu lehrt er bis heute mit einem kleinen Stundenkontingent als Dozent an der Uni Konstanz, wo er im Bereich Bildungswissenschaften auch das Konzept der Gemeinschaftsschule erläutert.

Bettina Bernhardt
Bettina Bernhardt | Bild: Sabine Busse
„Mein Herz schlägt für die Gemeinschaftsschule.“
Bettina Bernhardt, Konrektorin

Bernhardt möchte in keiner anderen Schulform arbeiten. „Mein Herz schlägt für die Gemeinschaftsschule“, betont sie. Ihre Bewerbung für die Position als Konrektorin habe sie sich reiflich überlegt. Einmal, weil sie genau wusste, welche Arbeitsbelastung damit verbunden ist und zweitens, weil sie auch etwas abgeben musste. „Ich war mit Herzblut Klassenlehrerin“, sagt sie. Durch den Zuwachs an Verwaltungsaufgaben kommt sie nur noch als Fachlehrerin zum Einsatz. Den Ausschlag hätte der Wille gegeben, die Schule mitzugestalten und weiterzuentwickeln.

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Keine idealen Rahmenbedingungen

Die Rahmenbedingungen für den Start des neuen Teams waren nicht gerade ideal. Die Zusage, dass er neuer Schulleiter der Wiestorschule wird, erreichte Karl Niedermann erst in den Sommerferien. Zu der Zeit wurde in Überlingen gerade hitzig über den Schulentwicklungsplan diskutiert. Das habe sie aber wenig belastet, berichtet Niedermann. Wenige Tage nach seinem Dienstbeginn hätten ihn Vertreter der Stadt über die Gespräche mit dem Regierungspräsidium informiert. Die Vorgaben aus Tübingen dienten schließlich im November als Basis für den Beschluss des Gemeinderats. Der sieht für die Wiestorschule die Beibehaltung der Zweizügigkeit vor und beinhaltet das Versprechen, die lange überfälligen Baumaßnahmen zügig anzugehen. Baubürgermeister Thomas Kölschbach sei schon vor Ort gewesen. Niedermann: „Die Kommunikation ist gut. Ich bin optimistisch.“

Karl Niedermann
Karl Niedermann | Bild: Sabine Busse
„Die räumliche Situation ist dramatisch.“
Karl Niedermann, Rektor

So positiv er von den menschlichen Begegnungen am neuen Arbeitsplatz spricht, so desaströs fällt sein Urteil über die Infrastruktur aus. „Die räumliche Situation ist dramatisch. Auch die digitale Ausstattung ist nicht zufriedenstellend“, betont Niedermann. Bei den anstehenden Baumaßnahmen, die sein Vorgänger Jürgen Mattmann seit Jahren anmahnte, sieht Niedermann alle als dringlich an, wobei die Bunte Villa ganz oben auf der Liste stehe.

Keine Rückzugsräume für die Schüler

„Ein Beispiel sind die fehlenden Rückzugsräume für die Schüler.“ Das sei für eine Ganztagsschule problematisch. „Die Schüler verbringen ihre Mittagspause in der Klasse, wo dann Aufsicht geführt werden muss“, ergänzt Bettina Bernhardt. „Es fehlt ein Raum für Angebote in der Pause.“ Dazu hätten sie keinen Kunstraum mehr, weil der anderweitig gebraucht werde. Der Musikraum stünde nur teilweise zur Verfügung. „Er wird für die Differenzierung in den oberen Klassen benötigt“, sagt Bernhardt. Diese Differenzierung, also Unterricht in verschiedenen Leistungsstufen, ist ein wesentliches Merkmal der Gemeinschaftsschule.

Viele Ziele für Gemeinschaftsschule

Nach ihren Zielen für die nächsten Jahre gefragt, sagt Bernhardt: „Seit Einführung der Gemeinschaftsschule hat sich gesellschaftlich viel verändert. Wir wollen das Konzept evaluieren und weiterentwickeln.“ Als Beispiel nennt sie die Erweiterung des Materialien-Fundus für einen anschaulichen Unterricht. Für Niedermann ist das Thema gesunde Ernährung wichtig. Die Schüler beim Kochen des Mittagessens zu beteiligen, wäre ein Wunsch von ihm. Dazu will er künftig mit Handwerkern kooperieren, um den Schülern den Übergang ins Berufsleben zu erleichtern.

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