Herr Zeitler, Sommer, Sonne, Landesgartenschau – ist unsere Stadt Überlingen derzeit zu schön, um nach fernen Urlaubszielen zu suchen? Sollten wir die Sommerferien hier am See verbringen?
Auf jeden Fall, klare Empfehlung von meiner Seite. Nicht nur, weil wir mit der Landesgartenschau eine Attraktion in unserer Stadt haben, die man ja auch als Einheimischer sehr gut genießen kann. Auch vor dem Hintergrund einer unsicheren Inzidenzentwicklung im europäischen Ausland kann ich diese Empfehlung nur aussprechen.

Auch einem Oberbürgermeister soll zwischendurch Erholung und Abstand von den Bürgerinnen und Bürgern gegönnt sein. Wie bringen Sie sich in diesem Sommer auf andere Gedanken?
Zwei Vorhaben stehen derzeit fest: Zum einen eine Kurzreise in die Region um Freiburg. Und ich habe Freunden eine gemeinsame Wanderung zugesagt. Momentan sind wir auf der Suche nach einer verfügbaren Berghütte.
Im Herbst 2024 finden in Überlingen Oberbürgermeister-Wahlen statt, für Sie ist die Halbzeit also rum. Welche Pläne und guten Vorsätze für die nächsten drei Jahre haben Sie sich noch gefasst?
Wir haben zum einen ein strammes Investitionsprogramm umzusetzen. Nach der Landesgartenschau können wir uns zum anderen auch wieder vermehrt strategischen Themen widmen. Aktuell haben wir eine verkehrsberuhigte Innenstadt und auch eine Arbeitsgruppe, die sich der Weiterentwicklung dieses Themas angenommen hat. Dieses gut funktionierende Beispiel zeigt, dass es sich lohnt, wieder verstärkt in konzeptionelle Überlegungen mit dem Gemeinderat und der Bürgerschaft einzusteigen, wie sich unsere Stadt nach der Landesgartenschau weiterentwickeln soll.
Nach Lage der Dinge: Wie schwer wiegt die Bürde des Amtes und wie groß ist die Lust auf eine zweite Amtszeit?
Per se ist das Amt des Oberbürgermeisters für mich nach wie vor das schönste der Welt. Überlingen ist eine tolle Stadt. Man darf aber auch hervorheben, dass die Aufgaben anspruchsvoll, wenn nicht gar komplex sind. Die Lust ist groß, aber ich mache auch keinen Hehl daraus, dass es eine intensive und anstrengende Aufgabe ist, die es hier zu bewältigen gilt.
Das ist noch keine klare Antwort zu der Frage, ob Sie im Jahr 2024 nochmals antreten.
Diese Ankündigung wäre zweifelsohne zum jetzigen Zeitpunkt auch zu früh, ich werde mich rechtzeitig dazu äußern.
Die Innenstadtsperrung, zumindest in eine Richtung, sorgt mit dafür, dass während der Landesgartenschau bisher nie ein Verkehrschaos ausbrach. Was lernen wir aus dieser teilweisen Sperrung ab dem Franziskanertor?
Etwas ganz Einfaches, nämlich, dass es funktioniert! Und wenn ich die Rückkoppelung aus der Bürgerschaft, aber auch von Besuchern unserer Stadt richtig interpretiere, dann genießen viele tagsüber diese Freiheit und Lebensqualität, sich in einer historischen Altstadt tagsüber frei zu bewegen. Und ich verspüre auch bei vielen Menschen die Sehnsucht, dass das in der Zukunft so bleiben kann. Und wir haben verstanden: Ein Durchgangsverkehr, der uns nicht das bringt, was man sich früher immer erhofft hatte, sollte man aus der Stadt rausbekommen! Zugleich muss man prüfen, wie wir die Erreichbarkeit unserer Geschäfte und weiterer innerstädtischer Einrichtungen für die Anlieger und für die Einwohnerinnen und Einwohner so herstellen können, dass Viele diese Idee mittragen können. Hier sind wir auf einem guten Weg.
Die Verkehrsberuhigung in der Hafenstraße funktioniert, sie wirkt. Auch der Begegnungsverkehr von Autofahrern und Fahrradfahrern wirkt gegenseitig beruhigend. Kann man aus diesem Beispiel Dinge ableiten für den Rest der Stadt?
Es ist mein Ziel, die, wie ich finde, sehr gelungene Erneuerung der Hafenstraße in weitere Teile der Innenstadt auszudehnen. Als Erstes werden wir uns die Jakob-Kessenring-Straße gemeinsam mit dem Gemeinderat, aber auch mit der Bürgerschaft, anschauen. Ich glaube eine große Bereitschaft im Gemeinderat und auch in der Bürgerschaft zu erkennen, dass es hier weitergehen soll. Das werden wir konsequent verfolgen, einhergehend mit der weiteren ebenerdigen Nivellierung des Landungsplatzes im Busbereich.
Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub indes bewertet die Stadt Überlingen nach Umfragen immer noch schlechter. Was passt da nicht zusammen?
Wir haben unsere gemeinsamen Erfahrungen gemacht. Ich glaube, dass der ADFC mit Kompromissen, die es in einer historischen Altstadt nun mal geben muss, und die auch zulässig sind, nicht so zufrieden ist, wie wir es sein müssen. Überlingen bietet Verkehrsteilnehmern verschiedene Möglichkeiten, in die Stadt einzuströmen. Unsere Tiefbauer, aber auch das Stadtplanungsamt, haben aus meiner Sicht gute Vorschläge gemacht und auch umgesetzt, aber natürlich nicht immer zur vollen Zufriedenheit eines Interessenverbandes, der einseitig auf reine Fahrradfahrer-Interessen ausgerichtet ist. Wir als Stadtverwaltung müssen jedoch viele Interessen, auch anderer Anspruchsgruppen, unter einen Hut bringen.
Blicken wir in die Teilorte. Die teils schwierige Topografie macht es den Fahrradfahrern natürlich schwer, zum Beispiel mit dem Rad nach Nesselwangen oder Bonndorf zu fahren. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb würden vielleicht Radwege Sinn machen. Frage: Ist irgendwann daran gedacht, die beiden Orte im Westen mit einem Radweg an die Stadt anzubinden?
Es gibt zahlreiche Feldwege-Verbindungen, die bereits eine Nutzung mit dem Fahrrad zulassen. Das ist sicher ein wichtiger Aspekt und es muss Ziel sein, im Lückenschluss besser zu werden. Bei der Vielzahl der Aufgaben, die wir momentan haben, kann dies jedoch aktuell nicht die allererste Priorität haben. Zumal, wenn überörtliche Straßen, also Landstraßen und Kreisstraßen betroffen sind, die Umsetzung nicht alleine von der Stadt Überlingen abhängt. Es gibt ein Radverkehrskonzept des Bodenseekreises, in dem man Fahrrad-Wegebeziehungen untersucht und diese auch plant. Hier sind wir jedoch nicht die alleine entscheidende Stelle.