Der Gemeinderat hat die Verwaltung mehrheitlich mit dem sogenannten „Durchführungsvertrag zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan Alte Straßenmeisterei“ beauftragt und den vorhabenbezogenen Bebauungsplan beschlossen. Damit wurde ein weiterer Schritt in Richtung des fast 35 Meter hohen Diehl-Turms mit acht Vollgeschossen getan. Im Vorfeld waren Einwendungen von Einwohnern im Rathaus eingegangen. Sie brachten vor allem die Sorge zum Ausdruck, dass sich das Gebäude nicht in das Umfeld einpasse, was negative Auswirkungen auf Tourismus, Stadtbild und Ortseingang haben könne.

Fassadenbegrünung soll Bauhöhe erträglicher machen

Auch im Gemeinderat herrschte nicht nur Zustimmung. Irene Alpes (LBU/Die Grünen) brachte ihre Bauchschmerzen über die „gewaltige Höhe“ zum Ausdruck. „Die Höhe ist eine subjektive Empfindung“, antwortete Baubürgermeister Thomas Kölschbach. „Wir sind von unserer Seite etwas niedriger rangegangen, aber im Entwicklungsprozess hat sich auch wegen des Bedarfs ergeben, dass man die Höhe braucht.“

Irene Alpes: „Wer achtet darauf, dass das wirklich kommt?“
Irene Alpes: „Wer achtet darauf, dass das wirklich kommt?“ | Bild: Hilser, Stefan

Gerade die Aufbauten seien nötig, um das Gebäude energie- und klimatechnisch zu versorgen. „Deswegen der etwas höhere Gebäudeansatz. Was es aus meiner Sicht erträglich macht, ist die Fassadenbegrünung, die nicht von der Stange ist. Auch das hat dazu geführt, dass wir das gut mittragen können.“ Alpes erwiderte: „Die hätte ich ganz gerne besser realisiert als in anderen Bereichen in Überlingen. Wer achtet darauf, dass das wirklich kommt?“ Kölschbach versprach: „Darauf achten wir schon“, doch da ein sehr renommiertes Fachbüro die Fassadenbegrünung geplant habe, sei er sehr zuversichtlich, „dass das auch so klappt.“

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Robert Dreher (FWV-ÜfA) zeigte sich zufrieden: Das Verfahren hat bislang zwei Jahre gedauert und das zeige ihm, „dass man da nicht zugunsten von einem großen Betrieb was durchgepeitscht hat, sondern dass es mit allen Gesetzen etc. konform läuft.“ Kölschbach erwiderte: „Das ist richtig, wir machen alles gesetzeskonform.“

In anderen Fällen „Streit um Zentimeter“

Walter Sorms (LBU/Die Grünen) sagte: „Ob der Zeitraum von zwei Jahren nun lang ist oder kurz, das kann man so oder so sehen.“ Gleiches gelte für die Frage, ob zehn Meter Erhöhung nun viel sei oder wenig. Er habe da grundsätzlich gar nichts dagegen, doch wies er darauf hin, „dass wir bei anderen Bauvorhaben manchmal um Zentimeter streiten und das nicht genehmigen.“ Jedenfalls: „Ich finde es toll, dass wir das in so kurzer Zeit hinbekommen haben, und ich würde mir wünschen, dass wir in dem Tempo auch woanders so agieren.“ Kölschbach erwiderte: „Das ist auch mein Wunsch, aber manchmal holt einen die Realität ein.“

Sonja Straub: „Wir begrüßen es sehr, dass Diehl an unserem Standort investiert.“
Sonja Straub: „Wir begrüßen es sehr, dass Diehl an unserem Standort investiert.“ | Bild: Hilser, Stefan

Sonja Straub (CDU) sagte: „Ich kann für die ganze Fraktion sprechen, wir begrüßen es sehr, dass Diehl an unserem Standort investiert, und freuen uns, dass sie sich für Überlingen entschieden haben.“

AfD-Politiker schürt Angst vor russischem Angriff

AfD-Gemeinderat Thorsten Peters (AfD) warnte erneut davor, dass „mit den Steuereinnahmen, die da abfallen, auch konkrete Gefahren für Bürger einher“ gingen. Damit meinte er, die russische Armee könne ein solches Werk im Zweifel angreifen und schlug vor: „Machen Sie sich Gedanken darüber, was man auch für den Frieden mit Russland tun kann – im Sinne der Völkerverständigung.“

Thorsten Peters: „Machen Sie sich Gedanken darüber, was man für den Frieden mit Russland tun kann?“
Thorsten Peters: „Machen Sie sich Gedanken darüber, was man für den Frieden mit Russland tun kann?“ | Bild: Hilser, Stefan

In den Reihen der Zuhörer machte sich während der Wortmeldung Unmut breit und Gemeinderatsmitglied Rainer Röver (SPD) hielt dagegen: „Die Sicherheit ist nicht durch Diehl bedroht, sondern Putin bedroht andere Länder mit Raketenangriffen und deshalb braucht man die Raketenabwehrsysteme, um andere Länder zu schützen.“

Alexander Bruns: „Es ist völlig abwegig, dass der Gemeinderat Friedensverhandlungen führt.“
Alexander Bruns: „Es ist völlig abwegig, dass der Gemeinderat Friedensverhandlungen führt.“ | Bild: Hilser, Stefan

Alexander Bruns (CDU) erklärte: „Wir sprechen hier nicht über Außenpolitik, sondern über gemeindliche Aufgaben. Es ist völlig abwegig, dass der Gemeinderat Friedensverhandlungen führt. Ich würde es sehr begrüßen, wenn wir hier tun, was die Aufgabe des Gemeinderats ist: Die Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft zur verwalten und zu gestalten.“