Es ist das große Finale der Blumenschauen in der Überlinger Kapuzinerkirche im Rahmen der Landesgartenschau. In etwa 28 Stunden wurde die vorletzte Blumenschau am Sonntagabend abgebaut und die neue, die letzte Schau aufgebaut. Der SÜDKURIER durfte dabei den zahlreichen Floristikmeisterinnen und Helfern über die Schulter schauen.
Sonntag, 18 Uhr
Die Landesgartenschau schließt die Pforten, doch an der Kapuzinerkirche gehen zu diesem Zeitpunkt erst einmal alle Türen auf. Die Blumenschau, die dort zwei Wochen zu sehen war, wird abgebaut. Etwa 15 emsig wuselnde Mitarbeiter räumen die aufwändig gestalteten Blumenbouquets, riesigen Gestecke und Vasen weg. Das Stroh wird weggekehrt und die aufgehängte Dekoration mit einem Steiger abgehängt. Innerhalb von gut zwei Stunden ist die Kapuzinerkirche nahezu leer. Lediglich die Stoffbahnen, die für alle Blumenschauen verwendet werden, und die Podeste sind noch da.

Sonntag, 20.20 Uhr
Gabriele Haufe kommt in die Kapuzinerkirche. Die fachliche Leiterin der Floristmeisterschule in Hohenheim hat das Gesamtkonzept der insgesamt zwölf Blumenschauen im Rahmen der Landesgartenschau in Überlingen erstellt. Außerdem möchte sie das große Finale als leitende Floristin selbst gestalten. Ihr Team beginnt damit, die Utensilien zum Grundaufbau in die Kapuzinerkirche zu schieben. Bis nachts um etwa 2.30 Uhr werden Podeste, Wände und Aufsteller an die jeweiligen Positionen gestellt sowie die Dekorationen an der Decke befestigt. Jetzt zeigt sich, ob sich die intensive Vorbereitung gelohnt hat. „Die Blumenschau ist eine Woche lang am Schreibtisch konzipiert worden“, erklärt sie. „Anschließend ging es noch einmal eine Woche in den Binderaum, um die Blumen vorzubereiten.“
Montag, 8.10 Uhr
Nach einer kurzen Nacht im Wohnmobil neben der Kapuzinerkirche geht es für das Team von Gabriele Haufe gegen 8 Uhr morgens weiter. Nun kommt Farbe ins Spiel, denn die ersten Blumen werden geliefert. Bislang läuft alles nach Plan. „In der Planung liegt die Kraft“, erklärt Gabriele Haufe schmunzelnd. Sie schätzt sich glücklich, unter den ehrenamtlichen Helfern auch zwei Floristmeisterinnen zu haben. Orchideen, Gerbera und vieles mehr werden in Szene gesetzt.

Mit dabei sind sechs weitere Betriebe, die ebenfalls ausstellen. Das Blumenhaus Herfurth, Blumenland Halmer und Blumenrausch Ulrike Stöckle aus Überlingen sowie Blumenhaus Mayer aus Friedrichshafen, Jürgen Strohmeier aus Schallstadt und die Florale Werkstatt Anja Ersing aus Ludwigsburg positionieren ihre Kunstwerke aus Blumen.
Montag, 13.30 Uhr
Die Blumenschau entwickelt sich zu einem wahren Zauberwald. Im Kirchenschiff sind die meisten Aufbauten fertig. Jetzt geht es an die Feinarbeit. Immer mehr Blumen werden gesteckt und eingepflanzt. Alles läuft offensichtlich reibungslos und vor allem im Zeitplan. Jeder weiß, was wo zu tun ist.




Montag, 17.10 Uhr
Nahezu alle Positionen sind nun mit Blumen bestückt. Jetzt wird der Zauberwald noch ins richtige Licht gerückt. Die Kapuzinerkirche taucht immer mehr ein rosa Licht. Beleuchtungsmeister Reinhard Reese und Dekorateur Jürgen Scholl übernehmen diese Arbeit ehrenamtlich und positionieren die weit mehr als 100 Lampen, verlegen Kabel und richten sie provisorisch ein. Parallel arbeiten noch Floristen an einigen Gestecken.


Montag, 20.55 Uhr
Die Blumenschau ist so gut wie fertig. Es ist alles vorbereitet, sodass am nächsten Morgen um 9 Uhr die ersten Besucher kommen können. Gabriele Haufe ist auf dem Heimweg nach Dillingen und bereitet sich auf die Vernissage am Dienstagabend vor. In der Kapuzinerkirche geht kurz darauf das Licht aus.
Dienstag, 7 Uhr
Die beiden Beleuchter schließen die Tür auf und beginnen mit der Feinjustierung der Lampen. Kurz darauf kommen Mitarbeiter, die wie jeden Morgen in den kommenden zwei Wochen nach den Pflanzen schauen und sie gießen. Kurz vor der Öffnung wird noch durchgewischt und dann ist es soweit: Die letzte Blumenschau wird für das Publikum geöffnet.

Dienstag, 17.45 Uhr
Mit leichter Verspätung beginnt die Vernissage. Die beiden Landesgartenschau-Geschäftsführer Edith Heppeler und Roland Leitner begrüßen die Patin der finalen Blumenschau, Friedlinde Gurr-Hirsch, ehemalige Staatssekretärin im Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum, und Gabriele Haufe, die anschließend durch die Blumenschau führt. Überraschend mit dabei ist auch Wolfgang Sobotka, Präsident des österreichischen Nationalrates, der sich an diesem Tag bei Oberbürgermeister Jan Zeitler über die Landesgartenschau informierte. Beide begutachten begeistert die vielen Gestecke.


„Hier kann man runterkommen und einfach mal die Seele baumeln lassen.“Gabriele Haufe
„Ich möchte mich mit dieser Blumenschau für sechs wundervolle Monate in Überlingen bedanken“, sagt Gabriele Haufe. Als Grundlage für ihr Konzept zum blumigen Finale hatte sie den Sommernachtstraum von William Shakespeare. „Auch hier gibt es die purpurnen Zauberblumen und sie lassen die Besucher in einen wahren Zauberwald eintauchen.“ Die Ausstellung soll Daseinsfreude bekräftigen und Sehnsüchte wecken. „Hier kann man runterkommen und einfach mal die Seele baumeln lassen“, sagt die leitende Floristin, die dafür auch die passende Filmmusiken ausgesucht hat. „Das Zusammenspiel zwischen Blumen, Farben, Licht und Musik bietet eine einmalige Atmosphäre.“

„Es ist eine Ehre, in einer ehemaligen Kirche zu sein. Jede Mauer ist besonders und erzählt Geschichten.“Gabriele Haufe
Gabriele Haufe hat schon mehrere Konzepte für Blumenschauen für Landesgartenschauen erstellt. Aber Überlingen war auch für sie etwas ganz Besonderes: „Es gab noch nie eine so wunderschöne Blumenhalle“, erklärt sie. „Es ist eine Ehre, in einer ehemaligen Kirche zu sein. Jede Mauer ist besonders und erzählt Geschichten. Es ist eine einmalige Atmosphäre.“

„Es ist ein absolut würdiges Finale. Mehr geht einfach nicht mehr.“Edith Heppeler
Besonders war die Eröffnung auch für Edith Heppeler. „Es ist die letzte Blumenschau bei der Landesgartenschau. Deshalb war die Eröffnung schon ziemlich emotional.“ Das war sie nicht nur für die Geschäftsführerin, denn unter den Gästen waren auch zahlreiche ehrenamtliche Helfer, die während der Reden die eine oder andere Träne verdrückten. Nach der Führung durch die Blumenhalle, in der etwa 5000 Blüten zu sehen sind, war Edith Heppeler klar: „Es ist ein absolut würdiges Finale. Mehr geht einfach nicht mehr.“

Die letzte Blumenschau der Landesgartenschau
Noch bis zum 17. Oktober ist die letzte Blumenschau der Landesgartenschau unter dem Motto „Es war zauberschön“ zu sehen. Die leitende Floristin ist Gabriele Haufe aus Dillingen, die auch die Gesamtleitung aller Blumenschauen hatte. Das Thema des großen Blumenfinales ist „Adieu Überlingen, noch einmal her mit den bunten, fröhlichen Farben und Blüten des Herbstes“. Die letzte Blumenausstellung will die Besucher in einen Zaubergarten entführen. Thematisch angelehnt ist dieser an Shakespeares Sommernachtstraum. Damit will die zwölfte und letzte Blumenschau ein perfekter Ausklang des Blumensommers in Überlingen sein. Informationen zur Landesgartenschau im Internet: www.ueberlingen2021.de