Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer: Das alles ist beim vielseitigen Turnen erforderlich. Besonders viel davon scheinen die jungen Turner des Turnvereins Überlingen zu besitzen. Denn im Vorjahr wurden sie Meister in der Landesliga und stiegen in die Verbandsliga auf, was zugleich die zweite Meisterschaft und den zweiten Aufstieg hintereinander darstellte. Kein Wunder, dass die Turner als Mannschaft des Jahres nominiert worden sind.
In der Bezirksliga gestartet
Die meisten von ihnen haben in den Jahren 2009 und 2010 im Alter von sechs Jahren mit dem Turnen begonnen und zunächst kleine Wettkämpfe auf der Gauebene geturnt. „2019 sind wir in den Ligabetrieb des Badischen Turnerbundes eingestiegen und in der Bezirksliga gestartet“, erläutert Vereinsvorsitzender Roland Ruf im Gespräch mit dem SÜDKURIER. „Leider wurde die erste Saison nach zwei Wettkämpfen wegen der Pandemie eingestellt und 2020 fanden gar keine Ligawettkämpfe statt.“
Zum Glück habe man in der Corona-Zeit nur einen Turner verloren, alle anderen seien dem Sport treu geblieben. „Diese Zeit war eine besondere Herausforderung für uns alle, da man zum Turnen ja Geräte braucht, die man normalerweise nicht zu Hause hat“, verdeutlicht Ruf. Die sechs olympischen Geräte seien abwechslungsreich und erforderten verschiedene konditionelle Voraussetzungen. Das Training sei dadurch sehr abwechslungsreich; Kraft und Beweglichkeit spielten dabei eine große Rolle. „Leider erfordert Turnen ein sehr hohes Trainingspensum, wenn man etwas erfolgreich sein möchte“, gibt der 54-Jährige zu.
Perfekte Trainingsbedingungen
Angesichts der neuen Gerätehalle, die in der weiten Umgebung ihresgleichen sucht, wird den Turnern perfekte Trainingsbedingungen geboten. Außerdem verfügen sie über ein sehr gutes Trainerteam. „Mit Daniel Popescu als ehemaliger Profiturner haben wir einen Expertentrainer dazugewonnen, der der Mannschaft neue Impulse und Motivation gegeben hat“, freut sich Ruf ebenso darüber, dass man eigentlich jeden Tag trainieren könne, „ein großer Vorteil“. Müsse ein Training wegen privater Umstände oder Krankheit ausgelassen werden, könne es jederzeit nachgeholt werden. Ruf: „Die Möglichkeiten der neuen Halle haben uns definitiv einen großen Schritt weitergebracht.“
Pro Training drei bis vier Geräte
Seinen Ausführungen zufolge beginnt ein normales Training mit einer rund 30-minütigen Erwärmung, die aus Kraft- und Beweglichkeitsübungen besteht. Danach geht es an die Geräte. Ruf: „Wir versuchen, pro Training drei bis vier Geräte zu trainieren.“ In der Vorbereitungszeit steht laut dem Sportlehrer das Erlernen neuer Elemente im Vordergrund, wobei der methodische Weg sehr wichtig sei. Viele Vorübungen seien erforderlich, bis ein Element beherrscht werde. „An jedem Gerät kann man seine eigene Übung aus unterschiedlichen Elementen zusammensetzen“, hebt Moritz Ruf aus Überlingen hervor. Linus Maurer, ebenso aus Überlingen, ergänzt: „Einmal springen, einmal stützen, einmal hängen. Es ist die Kombination aus Kraft und Geschwindigkeit, die mich fasziniert“, unterstreicht der 18-Jährige. „Man muss vielseitig einsetzbar sein.“

Kombination von Individual– und Mannschaftssport
Turnen sei zwar eine Individualsportart, betont Roland Ruf, „aber trotzdem ist der Rückhalt der Mannschaft bei einem Wettkampf extrem wichtig“. Darauf zielen auch die jungen Turner ab. „Turnen ist eine Kombination von Individual- und Mannschaftssport“, sagt Simon Karle aus Ludwigshafen. „Klar ist man am Gerät auf sich allein gestellt, aber im Grunde genommen zählt jetzt in der Saison die Mannschaftsleistung.“ Den 21-Jährigen motiviert zum einen der Kraftaufbau und etwas für die Gesundheit zu tun, zum anderen, etwas gemeinsam zu erreichen. Linus Maurer aus Überlingen turnt erst seit dem Vorjahr in der Mannschaft, ist eigenen Worten aber herzlich aufgenommen worden. „Der Teamspirit ist wirklich fantastisch“, hebt der 18-Jährige hervor.
Die Angst besiegen
Und noch etwas ist in dem Sport relevant: „Im Turnen geht es auch immer wieder darum, seine Angst zu besiegen“, hebt Ruf hervor. „Angst ist ein starker Gegner“. Deswegen sei die Schnitzelgrube in der Halle ein wichtiges Gerät im Kunstturnen, weil man dort angstfrei Elemente lernen könne. „Wird ein neues Element sicher beherrscht, wird es in die Übung eingebunden.“
Klassenerhalt primäres Ziel
Zurzeit ist das Team intensiv an der Vorbereitung für die Liga und trainiert keine neuen Elemente. Jetzt geht es laut Ruf darum, komplette Übungen zu turnen und Ausdauer aufzubauen. Für dieses Jahr steht eindeutig der Klassenerhalt in der Verbandsliga an erster Stelle. „Es macht Spaß in der Liga und dort Erfolge zu haben“, sagt der 19-jährige Moritz Ruf. Ziel Nummer eins sei jetzt der Klassenerhalt und eine verletzungsfreie Saison“, fügt der ein Jahr jüngere Tim Becker aus Ludwigshafen hinzu. „Nachdem wir nun zweimal in Folge aufgestiegen sind, ist ein erneuter Aufstieg unrealistisch“, weiß Roland Ruf. „Unser Ziel ist es jedoch auf jeden Fall in der Oberliga, eventuell auch in der dritten Bundesliga zu turnen.“