Überlingen Fetzige Musik, tolle Stimmung und ein sehenswerter Sonnenuntergang: Das alles haben rund 450 Gäste während der vierstündigen „Shuffle Boat Party“ auf dem Dixieschiff Schwaben erlebt, welches durch seine anheimelnde Bordatmosphäre als Geheimtipp unter Schiffsliebhabern gilt. Einziger Wermutstropfen: Die „Mississippi Steamboat Chickens“ gaben auf dem Oberdeck des Bodenseeschiffes nach 45 Jahren ihr definitiv letztes Konzert unter dem Motto „Time to go“.
Die Band, die sich auch im benachbarten Ausland in Jazzclubs, bei Open-Air-Veranstaltungen, Jazz-Festivals und bei Radio- und Fernsehauftritten einen Namen gemacht hat, bot noch einmal einen Querschnitt ihres vielseitigen Repertoires aus den 1920er und 30er-Jahren, angefangen vom Dixieland und New-Orleans-Jazz bis hin zum Blues und Swing. „Für mich und für die ganze Band war es ein wunderbarer und grandioser Partyabend“, resümierte Badleader Jürgen Herr. „Es hat einfach alles gepasst: Die Fans und Gäste glücklich und bestens gelaunt, das perfekte warme Sommerwetter einschließldes dem goldenen Sonnenuntergangs im Konstanzer Trichter, dazu noch inmitten der ‚Rundum-Segelregatta‘, das war für unser Abschiedskonzert einfach eine geniale Bühne.“ Angeheizt auch durch begeisterte Zurufe und Sonderapplause des Publikums gaben die sieben Musiker an diesem Abend alles, schwitzten sichtlich und wurden teilweise von Ulms Ex-OB Gunter Czisch am Schlagzeug tatkräftig unterstützt.
Positive Rückmeldungen gab es auch über die Auftritte der anderen beiden Bands. Die auf dem Sonnendeck spielende dreiköpfige Popformation „Vernissage-Music“ mit der Sängerin und Violistin Linda Kyei (Violine) bot eigene Interpretationen von Jazzstandard, Popsongs und Evergreens. Die Tanzband „SilverStars“ aus dem Raum Überlingen und Pfullendorf wiederum spielte auf dem Hauptdeck Nummer-eins-Hits aus fünf Jahrzehnten. Mit ihren unterschiedlichen musikalischen Stilrichtungen bereicherten sie diese einzigartige Veranstaltung auf dem Bodensee mit, wie es Grit Limberger aus Überlingen ausdrückte „Es war eine schöne Mischung der Musik, auch das Publikum war schön gemischt“, sagte die Gastronomin, die das erste Mal mit dabei war. „Allgemein war eine schöne Stimmung.“ Ins gleiche Horn blies Andreas Lohner aus Überlingen: „Sehr schöner Abend mit tollen netten Leuten und sehr fetziger Dixie-Musik.“
Schöner habe dieser Eventabend wirklich nicht sein können, sagte Herr im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Trotz der ausgelassenen Partystimmung habe es unter den Gästen aber auch ein paar wehmütige Stimmen und Kommentare aufgrund des letzten Konzerts der „Mississippis“ gegeben, insbesondere von langjährigen Fans, die die Band über all die Jahre treu begleitet haben. Einer von ihnen war Martin Baur aus Unteruhldingen. „Wenn man sich so umschaute, entdeckte man Gesichter, die man schon vor 35 Jahren auf dem Dixieschiff gesehen hat“, sagte er. „Eine Zeitreise, auch mit einem Stück Wehmut, denn einige Leute, die man über viele Jahre gesehen hat, sind nicht mehr dabei.“ Viereinhalb Jahrzehnte des eigenen Lebens seien an einem vorbeigezogen, betonte der 66-Jährige. „Man denkt an die Auftritte der Mississippis in den ersten Jahren des Promenadenfestes, bei den Aquanauten oder beim Gassenfest in einem der Felsenkeller.“
Viele fragten den Bandleader im Übrigen, ob es die letzte „Shuffle Boat Party“ mit drei Bands war. Herr bekräftigte, dass es zumindest für die „Mississippi Steamboat Chickens“ der letzte Auftritt war, „aber wenn die Rahmenbedingungen alle passen, habe ich vor, diese weit über die Region hinaus bekannte und sehr beliebte Veranstaltung auf dem MS Schwaben nächstes Jahr gerne wieder zu machen!“