Zwischendurch überqueren sie die Alpen – auf dem Rennrad. Doch sind es beileibe keine Radsportprofis, sondern Schüler unterwegs nach Lauro bei Neapel. Auf ihrer „Tour de Lauro“ haben 61 Siebtklässler der Waldorfschule Überlingen schon etwa 800 Kilometer zurückgelegt. Sie sind in der Mitte ihrer Tour. Nach sieben von 14 Etappen haben sie einen Ruhetag in der Toskana, in Montecatini.
Erholung von den Strapazen
Dort können sich die müden Beine zwischen Maulbeer- und Olivenbäumen sowie einem großen Pool erholen. Die Schüler schreiben Tour-Tagebücher, liegen auf der Luftmatratze im Schatten oder lesen. „Die Stimmung ist wunderbar, die Gemeinschaft wächst immer mehr zusammen, die Gruppen werden immer größer, die miteinander zusammensitzen, und neue Freundschaften entstehen“, schildert Silvio Markewitz im Telefonat mit dem SÜDKURIER.
Er begleitet die Tour zum vierten Mal und ist Teil des Organisationsteams sowie des Vorstands des Tour-de-Lauro-Vereins. Mit Siebtklässlern konnten wir deshalb nicht sprechen: „Wir wollen die Schüler nicht aus der Ruhe rausnehmen und sie haben auch keinen Kontakt nach Hause“, begründet der Pädagoge.
Die Ruhetage nutzen die Schüler auch, um ihre Räder zu putzen. Die Ketten müssen nachgeschmiert und von Dreck und Schmutz gereinigt werden. „Putzen heißt auch vorbeugen und Ersatzteile sparen“, erläutert Markewitz. Würden sie es nicht tun, reibe die Kette mehr am Zahnriemen und würde eher verschleißen. Regenwasser wiederum weicht das Öl auf, was ebenfalls die Kette belastet. Zudem prüfen die Schüler mit dem Schrauberteam Reifen und Bremsen aller Fahrräder. „Die Kinder lernen darüber, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln.“
Zeltpaten sprechen über Heimweh
Pro Zelt wohnen maximal vier Heranwachsende zusammen, mindestens zwei. Pro Gruppe gibt es einen Paten. Neun Männer betreuen die Jungenzelte, 14 Begleiterinnen die Mädchenzelte. Wissen die Schüler nicht, wie es weitergeht, konsultieren sie den Paten, erläutert Markewitz.
Zwischendurch ist Heimweh ein Thema. Das sei auch gut so. Es sei ein Gefühl der Zugehörigkeit, und die Schüler entwickelten sich nach außen. Die Sehnsucht nach Hause zeige ein Bewusstsein dafür an, die Welt zu erschließen, sagt der Begleiter: „Die Schüler versuchen das gut zu regeln.“
Für die Hitze gewappnet
„Auf dem Weg durch die Alpen hatten wir sehr viel Regen“, schildert er weiter. Nun liegen sie bei 30 Grad auf dem Campingplatz. Zwischenzeitlich fuhren sie bei 36 Grad durch die Po-Ebene. Erste Meldungen von Hitzewarnungen besorgen manche Eltern. Markewitz erklärt: „Wir kennen das, wir fahren nach Süditalien“. Die Schüler haben Schatten, es gebe viele Brunnen und Bars geben in der Regel Wasser und Eiswürfel, wenn die Radler danach fragen.