Bereits zum vierten Mal haben sich Hauseigentümer aus der Fischerhäuservorstadt getroffen, um sich Gedanken über die Zukunft ihres historischen Stadtquartiers zu machen, das viele Jahre den Schlaf der Gerechten zu schlummern schien. Aufgeweckt worden war es durch ein Bauvorhaben, das in neue Höhen und Kubaturen vorstößt. Es war vom Baurechtsamt nach Paragraf 34 des Baugesetzbuches als vor dem Hintergrund der Umgebung vertretbar genehmigt worden. Noch liegt allerdings ein Widerspruch beim Regierungspräsidium Tübingen.

Nachbarn: Bislang noch keine Gespräche

Dass diese Bebauung als Vorbild für die Modernisierung des Viertels nicht geeignet ist, darin ist sich Oliver Martin, Gassenpfleger der Nachbarschaft, mit den anderen Eigentümern und Bewohnern einig.

Das könnte Sie auch interessieren

„Ich verstehe nicht, dass der Bebauungsplan nun in Formel-1-Geschwindigkeit durchgezogen werden soll“, sagt dessen Nachbar Thomas Pross. Zumal die Planung erst auf Drängen des Gestaltungsbeirats beschlossen worden sei. Zudem habe der Gemeinderat am 30. Januar 2019 mit der Aufstellung des Bebauungsplans ausdrücklich beschlossen, die Eigentümer im Vorfeld einzubeziehen. „Das ist überhaupt nicht geschehen“, erklärt Eric Hueber und findet dieses Vorgehen nicht zielführend.

Baubürgermeister: Dialog ja, aber erst später

Ganz anders sieht es Baubürgermeister Matthias Längin auf Nachfrage. „Die Bürger werden doch noch einbezogen, genau so, wie es das Verwaltungsverfahren vorsieht.“ Wenn die Offenlage des Bebauungsplanentwurfs beschlossen sei, könne jeder seine Anregungen einbringen. „Noch sind wir nicht soweit.“ Schon im Vorfeld einen Dialog zu führen, sei ein Mehraufwand, ja eine Verschwendung von Steuergeldern und bringe nach seiner langjährigen Erfahrung überhaupt nicht weiter. „Der Gemeinderat muss doch entscheiden“, erklärt Längin: „Was würde der denn sagen, wenn wir uns vorher mit den Bürgern abstimmen?“

Das könnte Sie auch interessieren

Zumindest einige hätten dies gut gefunden. So hatte Bettina Dreiseitl-Wanschura vergangene Woche eine Gedankenaustausch in der Auferstehungskirche moderiert. „Wir sind hier nicht als Fraktion LBU/Grüne“, sagten Herbert Dreiseitl und Bernadette Siemensmeyer beim Treffen am Donnerstag. „Wir verstehen uns als Moderatoren.“ Bei einigen Ratskollegen scheint dies jedoch nicht gut angekommen zu sein. Zumal auch Kristin Müller-Hausser (BÜB+) kein Verständnis für das Vorgehen der Verwaltung hat.

Historische Strukturen im Quartier sind noch da

„Es ist kein öffentliches Grundstück betroffen“, erklärt Thomas Pross. Da könne sich die Verwaltung doch mit den Eigentümern ins Benehmen setzen. Er stellt den Merian-Stich aus dem 17. Jahrhundert aktuellen Luftbildern gegenüber. „Die Strukturen sind noch da.“ Wie die Zukunft des Stadtviertels aussehen könnte, hat Architekt Thomas Pross in einer Skizze dargestellt. „Wir wollen der Stadtplanung damit eine Arbeitshilfe geben“, erklärt Eric Hueber.

Thomas Pross: „Es braucht hier keinen Geschosswohnungsbau“

Seinen aktuellen Entwurf, der am Montag beraten wird, hat Stadtplaner Thomas Kölschbach noch einmal etwas abgespeckt. Ein Baufenster an der Gunzoburg, das Jörg Bohm (CDU) moniert hatte, ist gestrichen. Die eine oder andere Tiefgarage fehlt und die Gebäude sind etwas schmaler geworden. „An den Höhen hat sich wenig geändert“, kritisiert Thomas Pross. „Es gibt hier bislang keinen Geschosswohnungsbau und das braucht es auch nicht.“