Irene Alpes weiß, was im Gemeinderat auf sie zukommt: viel Arbeit. Sie saß schon einmal für LBU/Die Grünen im Gremium, setzte eine Wahlperiode lang aus und wurde bei den Wahlen am 9. Juni wiedergewählt. Bei der ersten Wahl 2014, sagt Alpes, „habe ich nicht erwartet, dass es so viel Arbeit wird“. Zu viel, neben ihrem Beruf als Lehrerin am Staufer-Gymnasium Pfullendorf (Chemie und Biologie). Deshalb trat sie bei der Wahl vor fünf Jahren nicht mehr an.
Mittlerweile ist Alpes in Pension und sagt: „Jetzt habe ich Zeit.“ An Motivation fehlt es ihr sowieso nicht. Angespornt durch die große Teilnehmerzahl bei dem von ihr und den Omas gegen Rechts mitorganisierten Protest auf dem Landungsplatz, wollte sie es nicht beim Demonstrieren belassen.
Irene Alpes ist 66 Jahre alt. Sie zog mit ihren Eltern 1966 nach Konstanz, promovierte im Fach Biologie und wechselte von der Wissenschaftlerin an der Uni Konstanz ans Umweltzentrum Überlingen als Umweltberaterin. 14 Jahre lang hatte sie diese Aufgabe inne, gemeinsam mit der viel zu früh verstorbenen LBU-Gemeinderätin Astrid Eilers, bevor Alpes 2002 ihr Referendariat absolvierte und ab 2004 bis zu ihrer Pensionierung als Lehrerin arbeitete.
15 Jahre lang im Kreistag
Alpes kann als Urgestein der Grünen bezeichnet werden. Zu ihrem Wechsel von der Uni ins Umweltzentrum sagt sie: „Ich wollte näher an der Praxis sein.“ So beriet sie in den 90er-Jahren den Bodenseekreis beim Aufbau eines neuen Abfallsystems. Da lag der Schritt für sie nahe, sich als Grüne für den Kreistag zu bewerben, in dem sie drei Amtsperioden lang gesessen hat. „Das ging neben dem Beruf.“
Von ihrer Arbeit im Umweltzentrum und den dabei entstandenen Kontakten profitiere sie bis heute. „Es ist so wertvoll, weil ich Netzwerkerin bin.“ Sie schloss sich mit der Klimaschutzgruppe Überlingen Zero zusammen, deren Arbeit sie als „prickelnd“ bezeichnet, und ist als überzeugte Fahrradfahrerin im ADFC aktiv. Und worauf möchte sie sich im Gemeinderat konzentrieren? „Die Energiewende liegt mir am Herzen. Und das Hervorheben von Dingen, die gut laufen.“ So etwa stellt sie der Neugestaltung der Kessenringstraße und der damit verbundenen Verkehrsberuhigung ein gutes Zeugnis aus.
Es hätte schlimmer kommen können
Was sie an „sehr bösen Worten“ im jetzigen Wahlkampf erlebte, als die Leute am Infostand ihrer Fraktion „mehrfach nur ihren Kropf geleert haben“, macht sie nachdenklich. Am Wahlabend nach Auszählung der Europawahl habe sie erst gedacht, „unsere Bemühungen mit den Demos gegen Rechts haben nichts bewirkt. Aber ich weiß ja nicht, ob es noch schlimmer geworden wäre.“