Das Waffengeschäft in der Hafenstraße schließt. Inhaber Roland Hüttl hat dafür eine einfache Begründung: „Mir reicht‘s jetzt.“ Aus ihm spricht jedoch weniger der Frust als vielmehr die Vorfreude auf das, was nun kommt. Seit 15 Jahren verkauft Hüttl Waffen und Angelbedarf. Jetzt ist er 63 Jahre alt, erzählt er, „ich will nicht mit 70 in meinem Stuhl sitzen, und denken: ‚hätte ich mal‘.“ Deshalb wechselt er im Sommer Waffen gegen Wohnmobil.

Von der Polizei hinter die Ladentheke
In Frankfurt bildete Hüttl bei der Polizei die Disziplinen Schießen und Selbstverteidigung aus, erzählt er. 18 Jahre arbeitete er dort. Er sei noch auf Lebenszeit verbeamtet worden, erhält für diese Zeit also auch Pension. Dass er den Weg an den Bodensee gefunden hat, verdankt er den Schwiegereltern seiner Frau. Sie wohnten in Überlingen. Weil Hüttl selbstständig arbeiten wollte und in der Zwischenzeit auch Vater geworden war, zog er mit seiner Familie nach Lindau und führte dort zehn Jahre ein Waffengeschäft. Als der Schwiegervater dann starb, zogen sie nach Überlingen. Der Zufall wollte es, dass das Geschäft in der Hafenstraße frei wurde, weil sich Hüttls Vorgänger seinerseits auf eigene Faust ein Geschäft führen wollte.

„Mein Vermieter will, dass ich bleibe“, schildert Hüttl. Natürlich, es sei schwer, Nachfolger zu finden, sagt er. Und so habe er auch keinen, wenn sein Geschäft zum 1. Juli die Tore schließt. Letzter Geschäftstag sei irgendwann Mitte Juni, sagt Hüttl, weil er auch noch ausräumen müsse.

Die Leute haben mehr Angst
„Das Geschäft ist mein Baby“, sagt er. Deshalb verlasse er den Laden mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Seine Verkaufsschlager waren vor allem Gegenstände zur Selbstverteidigung, erzählt er, gerade Pfefferspray. Aufgrund der Weltlage haben die Leute heute wieder mehr Angst, sagt er. Wie zur Bestätigung interessiert sich ein Kunde für eine Handfeuerwaffe zur Selbstverteidigung, als Hüttl mit dem SÜDKURIER spricht.
Hüttl selbst hat nun ein Wohnmobil gekauft. Nun möchte er mit seiner Frau verreisen. Island und Schweden stehen schon auf der Liste für den Sommer. Bis dahin versucht er im Räumungsverkauf noch so viel loszuwerden wie möglich.