Am Montagmorgen waren sie mit die ersten, die auf den Wohnmobilstellplatz am Krankenhaus rollten: Alexandra Guizetti und Martin Engler steuerten ihr Reisemobil gegen halb zehn auf den Platz, erst kurz zuvor wurden die Absperrbänder weggenommen. Wegen der Corona-Pandemie war der Platz seit 20. März gesperrt. Nun gibt es erste Lockerungen in der Tourismus-Branche, Campingplätze dürfen wieder öffnen – vorerst allerdings nur für Gäste, die quasi ihre eigenen sanitären Anlagen mitbringen.

Guizetti und Engler kommen aus Bayern, wo am Sonntag für Wohnmobilisten noch keine Hoffnung auf eine Öffnung bestand. „Da haben wir im Internet gelesen, dass in Baden-Württemberg die Plätze für Wohnmobile wieder öffnen“, berichtet Alexandra Guizetti. Sie wohnen in Wald bei Marktoberdorf, dort machten sie noch am Sonntagabend ihr Wohnmobil startklar und fuhren bis nach Überlingen-Aufkirch. „Wir kannten den Platz und wussten, dass es hier sehr schön ist, und oft auch voll belegt.“
Blümchen auf den Tisch
Von Aufkirch konnten sie beim Frühstück am Montagmorgen auf den Platz blicken, und als sie sahen, dass die ersten Wohnmobile auf den Platz rollen, die Gitter also weggenommen wurden, drehten auch sie den Zündschlüssel. Schnell auf den Platz und gemütlich einrichten: Markise ausrollen, Stühle und Tisch ausklappen, Blümchen draufstellen. „Die Blumen gibt es nicht jeden Tag, aber heute hat Martin Geburtstag“, verrät Alexandra Guizetti.

Gemeinsam haben sie vier Kinder, um die sie sich kümmerte, er war bei der Bundespolizei beschäftigt, und eigentlich wollten sie längst auf Europareise sein. Zwei bis drei Jahre hätten sie sich gegönnt, wollten ihre Wohnung in Wald schon verkauft haben. Doch dann kam Corona. „Gott sei Dank geht‘s wieder auf Tour“, freut sich Martin Engler, „passend zu meinem Geburtstag“. Ihre Europa-Tour halten sie fest im Blick und sind zuversichtlich, dass die Grenzen bald aufmachen.
Die Autonummern der Wohnmobile, die noch frisch vom Winterputz glänzen, deuten auf einen Treffpunkt Baden-Württemberg hin. Als da stehen: die Camping-Karossen aus FDS, VS, RV, MN, OG, oder UL. Aus LÖ kommen Andrea und Rainer Kühn. „Wir haben uns ganz spontan heute Morgen entschlossen und sind gleich losgefahren“, sagt Andrea Kühn. Sie hätte gar nicht zu hoffen gewagt, dass es noch einen freien Platz gibt. „Erfahrungsgemäß ist er zumindest am Wochenende oft belegt.“ Dann weichen sie nach Ludwigshafen aus, doch die erste Wahl gelte dem neuen Platz in Überlingen. Die Natur vor der Autotüre, Hunde erlaubt, den ÖPNV und einen Supermarkt fußläufig erreichbar, überhaupt Überlingen – das passt. Sie nutzen ihr Womo vorwiegend für Kurzreisen. Da sie in Rheinfelden Haus und Garten haben, seien sie von der Corona-Krise gar nicht sonderlich hart getroffen worden. Ihre drei Kinder sind in Kurzarbeit geschickt worden und verbrachten viel Zeit zu Hause. Andrea Kühn: „So sind wir als Familie enger zusammengewachsen.“
Der Reisemobilhafen
2018 ist der neu gestaltete Reisemobilhafen am Härlen mit 42 Stellplätzen eröffnet worden. Die, die einen freien Platz ergattern konnten, schätzen die Größe der einzelnen Parzellen, weil es genügend Raum für eine ausgefahrene Markise gibt. Im Umkehrschluss ärgern sich die, die keinen Platz finden. Allerdings ist die Nutzungsdauer auf drei Tage beschränkt, so dass bei Beachtung ein hoher Umschlag zustande kommen müsste. Ein Tagesticket kostet 16 Euro, hinzu kommen Strom- und Wassergebühren.