Uhldingen-Mühlhofen – An drei aufeinanderfolgenden Abenden in der jeweils vollbesetzten Alten Fabrik Mühlhofen stellte das Berliner Kultkabarett „Distel“ Politik und Gesellschaft an den Pranger. Dabei scheint Humor angesichts von Krisen, Krieg und Klimawandel kaum angebracht. Vielleicht zerlegen gerade deswegen Frank Voigtmann, Nancy Spiller und Stefan Martin Müller die heutige Politiklandschaft mit viel Schwung und Biss und das in einem atemberaubenden Tempo.
Gleich zu Beginn treffen sich die drei Akteure zum ersten Probentag des neuen Programms „Wer hat an der Welt gedreht“. Das Textbuch liegt bereit, doch wie genau soll man sich den Krisenherden dieser Welt nähern? Zur gesellschaftspolitischen Bestandsaufnahme wählen Voigtmann, Spiller und Müller das Format der Collage mit fließenden Übergängen. Dabei schweifen sie immer wieder ab und landen so unerwartet bei neuen Themen. Wie etwa bei Donald Trump, der behauptet hat, sobald er gewählt wird, beendet er den Krieg binnen 24 Stunden. Alle haben gedacht, dass er vom Ukrainekrieg spricht. Dabei hat er den Krieg in der Ampelkoalition gemeint. Kaum war Trump gewählt, da hat Olaf Scholz den Christian Lindner rausgehauen. Inzwischen hat die Realität die Satire überholt.
Nach dem Bruch der Koalition musste die Distel ihr Programm „Die Ampeltherapie“ umkrempeln. Und diese Zeitenwende, von der alle sprechen, fand sie wirklich mit dem Angriff auf die Ukraine statt? Oder war es die Corona-Pandemie, die uns völlig aus unserem Alltag gehebelt und gezeigt hat, dass nichts wirklich sicher ist und so bleibt, wie wir es kennen? Eine Zeitenwende ist ja schön und gut, aber wohin treibt uns diese Wende eigentlich?
Das Ensemble ist sich oft nicht einig. Es wird diskutiert und analysiert. Und es wird gelacht, über den Mann mit den drei Beinen beispielsweise. Überhaupt sind die Szenen schauspielerisch gut umgesetzt. Für den musikalischen Schwung sorgten Matthias Felix Lauschus und Fred Symann. Das Publikum bedankte sich mit langem Applaus.