Herr Vidakovic, wann waren Sie denn das letzte Mal glatt rasiert?

Das war im April 1991 und danach musste ich mich noch einmal bei einer Kiefer-Operation im Krankenhaus rasieren lassen. Aber sonst nicht mehr.

Tragen Sie Ihren Bart denn immer so wie heute?

Das heute ist die schnelle Lösung, so trage ich den Bart an einem normalen Tag. Zur Arbeit trage ich ihn mit zwei Zöpfen. Aber ich versuche immer wieder einmal etwas neues.

Und wie lange dauert es bis der Bart so sitzt?

In der Regel etwa 20 Minuten. Ich hatte heute eine schlechte Hand, eigentlich wollte ich ihn anders stylen, aber das klappt nicht immer so wie ich es will. Ich habe oft eine bestimmte Vorstellung der Bart-Form und die probiere ich dann aus. Erst sprühe ich Haarlack rein, dann wird geföhnt und so kommt die Form. Und jeden Abend muss ich den Bart unter der Dusche dann wieder auswaschen.

Durch den aktuellen Vollbart-Trend gibt es viele Pflegeprodukte auf dem Markt. Nutzen Sie die auch?

Nein, ich benutze einfach nur Shampoo. Das ganze andere Zeug kenne ich gar nicht.
 

Wie kam es denn dazu, dass Sie angefangen haben Ihren Bart so herzurichten?

Ein Kollege von mir aus Hessen war damals in der Zeitung, weil er als Hobby Bart-Wettbewerbe veranstaltet hat und dann bin ich in seinen Bart-Club eingetreten. Da habe ich auch viele gute Freunde gefunden, alles Bartträger natürlich. Bei meinem ersten Wettbewerb 1993 habe ich dann den 3. Platz belegt. Das war für den Anfang ganz gut.

Was sagt denn Ihre Frau zu der speziellen Gesichtsbehaarung?

Sie findet es interessant, die verschiedenen Bärte zu sehen. Aber sie mag auch nicht jede Form, früher hatte ich den Bart sehr buschig, das mag sie nicht.

Könnte man Sie denn irgendwie dazu bringen, den Bart komplett abzurasieren?

Ja, für einen guten Zweck würde ich das machen. Für den Kindergarten oder alte Leute zum Beispiel. Aber da müsste die Halle schon voll sein und eine gute Spende dabei rumkommen. Umsonst mache ich das nicht. Das würde dann auch Spaß machen, dann könnte ich mich schon davon trennen.

Das wäre im Spiegel dann vermutlich erst einmal ein ungewohnter Anblick.

Stimmt, das ist schon anders. Viel älter oder viel jünger, wie man es nimmt. Viele erkennen einen dann auch im ersten Moment nicht.
 

Viele Wettbewerbe haben Sie denn schon mitgemacht?

Das waren viele, in Norwegen, Schweden, Schweiz, Italien, Österreich, Frankreich. Da findet auch der nächste Wettbewerb im April statt. Die Ergebnisse waren für mich alle gut. Ich war unter anderem Europameister, Deutscher Meister, Vize-Weltmeister und Schweizer Meister, da gab es den schönsten Pokal in Form einer Kuhglocke. Aber es geht mir nicht um die Platzierungen, es geht darum, zu zeigen was man kann und wie man bewertet wird.

Es gibt verschiedene Kategorien bei den Wettbewerben, wie Vollbart Naturale oder Schnauzer Dali. In welcher treten Sie an?

Es gibt 17 Kategorien bei den Wettbewerben. Ich starte immer bei Kinnbart Freistil. Da darf ich nur am Kinn den Bart haben und er muss vor den Wangen aufhören. Beim Freistil darf man Hilfsmittel wie Haarlack benutzen.

Und worauf achtet die Jury dann?

Die schauen auf den Bart als Ganzes, wie er gemacht ist, wie er zu dem Mann passt und auf die Sauberkeit, dass er zum Beispiel nicht schmierig ist vom Gel. Kostüme, die manche Teilnehmer anhaben, spielen bei der Bewertung dagegen keine Rolle.

Richtet man sich seinen Bart beim Wettbewerb selbst oder gibt es dabei Hilfe?

Ich mache das immer allein. Aber es gibt viele, vor allem auch mit spezielleren Bärten, die sich helfen lassen und beispielsweise einen Frisör dabei haben.
 

Wer ist denn die beste Bart-Nation und gibt es einen Bart, der sie selbst beeindruckt hat?

Das lässt sich nicht sagen. Jeder macht ja bei jedem Wettbewerb etwas anderes mit dem Bart. Da gibt es keine Favoriten. Bei der Meisterschaft in Berlin gab es einmal einen Teilnehmer mit einem Bart im Form des Brandenburger Tors. Man kann sich da aber auch nicht so inspirieren lassen, man muss immer einen eigenen Stil finden, sonst laufen beim Wettbewerb alle mit dem gleichen Bart rum.

Bärte sind ja seit einigen Jahren ziemlich im Trend. Finden sich seitdem auch mehr jüngere Menschen bei den Wettbewerben?

Ja, das merkt man in den letzten zwei bis drei Jahren. Da sind viel mehr Jüngere dabei als früher.

Fragen: Dana Coordes


Zur Person

Marijan Vidakovic ist 68 Jahre alt und lebt in Albbruck. Nachdem er aus Bosnien-Herzegowina im ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland kam, wohnte er zunächst in Donaueschingen, St. Blasien und Tiengen, ehe es ihn nach Albbruck zog. Seit 1993 nimmt Vidakovic an Bart-Wettbewerben teil und konnte dort schon etliche Titel gewinnen.