In einer kämpferischen Rede machte der Bad Säckinger Bürgermeister Alexander Guhl bei der Bürgerversammlung am Mittwoch unmissverständlich deutlich, dass Bad Säckingen nicht auf sein Krankenhaus verzichten wird. Im Beisein von Landrat Martin Kistler nahm Guhl im Kursaal kein Blatt vor den Mund. Unter dem tosenden Applaus der Zuhörer stellte Guhl einen Fünf-Punkte-Forderungskatalog vor, dessen Erfüllung er von den Entscheidungsträgern erwartet. Andernfalls, so Guhl, müsse über einen Trägerwechsel des Spitals Bad Säckingen nachgedacht werden. Auf unsere Nachfrage sagte Guhl gestern, er könne sich einen privaten Träger vorstellen. Denn es gebe im Land durchaus Beispiele für kleine Häuser, die wirtschaftlich geführt würden.

Das Krankenhaus Bad Säckingen gehört zur Spitäler Hochrhein GmbH. Gesellschafter sind zu 60 Prozent der Spitalfonds der Stadt Waldshut und zu 40 Prozent der Landkreis. Entscheidungen in der Spitalfrage werden also in der Gesellschafterversammlung, im Waldshuter Gemeinderat und im Kreistag getroffen. Die Stadt Bad Säckingen ist in die Entscheidungsprozesse somit nicht direkt eingebunden.

Gleichwohl erwartet Guhl von den Entscheidungsgremien, dass das Bad Säckinger Haus als Grund- und Regelversorger mit 24-Stunden-Notaufnahme erhalten bleibt. „Das Thema Sicherheit ist nicht verhandelbar“, sagte er, dies habe der Notfall vergangene Woche mehr als eindrücklich gezeigt. Zum Zweiten sei die Vorhaltung einer 24-Stunden Chirurgie notwendig. Drittens fordert er den Erhalt der Intensivstation und – viertens – das Ende der leidigen Debatte über eine Zentralklinik sowie schließlich den "überschaubaren Abbau" der Planbetten. Das Bad Säckinger Spital habe 180 Planbetten, aber nur noch 80 seien in Betrieb. Die Vorschläge der Gutachterfirma Kienbaum zielten nach Ansicht Guhls klar darauf ab, den Standort Säckingen so zu schwächen, dass er nicht mehr überlebensfähig sei. Auch in der operativen Vorgehensweise der Spitäler-Geschäftsführung sah er hierzu klare Hinweise.

Der Waldshuter Landrat Martin Kistler erinnerte in seiner Rede an den Kreistagsbeschluss zur Spitalentwicklung vom 11. November 2015. Daran halte er weiter fest, so Kistler. Von einer beabsichtigten Schließung des Spitals Bad Säckingen könne keine Rede sein, versuchte er zu beruhigen. Der besagte Kreistagsbeschluss beinhalte vielmehr einen funktioniertenden OP – „das heißt, wir wollen auch künftig in Bad Säckingen operieren“, sagte er wörtlich. Er versprach zudem, für eine Interimslösung in Form von OP-Containern zu sorgen, wenn die derzeitigen OP-Bauarbeiten zu lange gingen. Was „zu lange“ bedeutet, konkretisierte er nicht. Jedenfalls sei dies der klare Auftrag an die Geschäftsleitung – „das müssen Sie mir glauben“, bat Kistler die skeptischen Zuhörer.

Auch die Intensivmedizin soll es weiterhin geben, versprach er. Aber zuerst müsse der Brandschutz in diesen Bereichen „ertüchtigt“ werden. Auch die Bettenzahl wolle man dann wieder von derzeit 80 auf 120 und darüber hinaus erhöhen. Die derzeit betriebenen 80 Betten seien brandschutztechnisch bereits auf neuen Stand gebracht. Wann das alles abgeschlossen sei, könne er nicht sagen. "Aber wir werden die Inhalte des Beschlusses umsetzen, auch wenn es länger geht", versprach Kistler. Er bat um Vertrauen, denn es könne nicht in kurzer Zeit erledigt werden, was über Jahre hinweg versäumt worden sei.

Kistler räumte ein, dass die Umsetzung des Kreistagsbeschlusses nicht optimal gelaufen sei. Er hätte sich gewünscht, dass der OP-Trakt in Bad Säckingen nicht hätte so lange geschlossen werden müssen. Aber trotz dieses Umstandes sei die Notfallversorgung immer gewährleistet gewesen, behauptete er. Diese Aussage führte zu Gelächter und teils zu Buh-Rufen. Guhl riet in dieser Sache, zu den Schwächen zu stehen, die in der Notfallversorgung offenkundig vorhanden seien. Gleichzeitig lobte er den Landrat aber für den Kreistagsbeschluss. Dennoch sei es nicht mehr die Zeit "den Beschluss wie eine Monstranz" vor sich herzutragen, sondern die Beschlüsse umzusetzen.