Das Rehaklinikum Bad Säckingen hat ein Ungezieferproblem: Nachdem Patienten gegenüber dem SÜDKURIER von Wanzen in den Klinikräumen berichtet hatten, ging die Geschäftsführung der Klinik in die Offensive: am Montag Nachmittag fand im Pavillon der Rehaklinik eine offizielle Informationsveranstaltung für die Patienten statt. Schätzungsweise alle 160 Patienten war anwesend. Wegen Unruhe in der Patientenschaft hatte die Geschäftsleitung diesen Termin anberaumt. Chefarzt Daniel Schlittenhardt beruhigte die Patienten. Bettwanzen seien zwar lästig und eklig, aber nicht schädlich, sie übertrügen keine Krankheiten.

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Laut René Rottleb von der Geschäftsführung handelt es sich bei dem Ungeziefer um Bettwanzen. Die Bekämpfung der Ungezieferplage durch einen Kammerjäger hat vor sechs Wochen bereits begonnen. Mittlerweile seien fast alle Patientenzimmer gesäubert. Bei der Maßnahme sind auch Spürhunde im Einsatz. Auf den Einsatz von Chemikalien werde mit Rücksicht auf mögliche Nebenwirkungen auf Patienten verzichtet, hieß es. Stattdessen werden die Tiere thermisch, also mit Kälte und Hitze, bekämpft. Denn Bettwanzen sterben, wenn sie Temperaturen von über 50 Grad plus oder unter 30 Grad minus ausgesetzt sind. Kurios dabei: Auch die therapeutsche Kältekammer der Reha-Klinik kommt zum Einsatz: So können mobile Gegenstände bei bis zu 70 oder 80 Grad minus innerhalb kürzester Zeit von Befall gesäubert werden. Gleichzeitig steht ein Kältecontainer des Kammerjägers vor der Klinik, dort werden größere Gegenstände wie Matratzen kurzzeitig auf über 30 Grad tiefgefroren.

Bemerkt worden war der Befall laut Rottleb vor sieben Wochen im Juni. Nachweislich habe ein Mann einen Wanzenstich gehabt. Die darauf eingeleitete Suche mit Spürhunden habe einen Befund in 40 Prozent der Zimmer gebracht, 60 Prozent der Zimmer waren laut Rottleb befallsfrei. Teilweise waren auch Koffern von Patienten befallen. Hier sieht Rottleb auch die Quelle. Er ist sich sicher, dass die Schädlinge eingeschleppt wurden, „wir haben hier keine Hygieneproblem in der Klinik“, sagte er.

Ungewöhnlich seien eingeschleppte Wanzen nicht, bestätgte Daniele Salg aus Schöpfheim. Sie betreibt die Spürhundefirma Dog-Spirit mit sieben ausgebildeten Tieren. Bettwanzenbefall in Beherbergungsbetrieben sei heute weniger ungewöhnlich, als man sich das das gemeinhin vorstelle, sagte sie, und der Befall finde in der Regel durch Reisende statt. Ihre Firma habe mehrmals wöchentlich Einsätze, beschrieb sie, sowohl in Hotels, Pensionen, Einsatzfahrzeugen von Behörden, Reisebussen und vielem mehr.

Kritik kam von den Patienten an der Informationspolitik der Geschäftsleitung. Diese habe zu wenig und unklar informiert, was vielfach zu Verunsicherung geführt habe, sagte ein Patient. Rottleb entschuldigte sich dafür. Nach den jetzigen Erfahrungen hätte er es anders handhaben sollen, so Rottleb. Allerdings sei diese immer eine Gratwanderung.

Viele Patienten sorgten sich auch darum, ob sie die Wanzen möglicherweise in den Koffern mit nach Hause nehmen. Die Klinik bot an, die Koffer vor der Abreise tiefzufrieren. Damit werden ausgeschlossen, dass die Tiere noch leben.