Vielleicht findet die scheinbar unendliche Geschichte um den geplanten Poller am Spitalplatz nun doch ein Ende: Am kommenden Montag wird der Gemeinderat sich zum wiederholten Male seit dem tödlichen Unfall vor dreieinhalb Jahren mit dem Thema befassen. Die Stadtverwaltung schlägt dem Gremium vor, den Poller endlich zu beschließen. Die Prognose von Eden-Chefin Andreas Scalabrin ist skeptisch: „Es schien schon so oft alles klar zu sein, dann wurde das Thema doch wieder verschoben“, sagt die Co-Sprecherin der Poller-Initiative.
Der Hintergrund: Bei dem tödlichen Unfall im Mai 2016 starben in und bei ihrem Straßencafé zwei Menschen, weil ein Auto in die Menschenmenge rauschte. Der Fahrer hatte die Gewalt über seinen Wagen verloren. Auch dreieinhalb Jahre nach dem Unfall fahren weiterhin Autos auf den Spitalplatz, obwohl der Platz mittlerweile Fußgängerzone ist.

„Ich bin verzweifelt“, sagt Andrea Scalabrin. Sie hofft, dass das Thema am kommenden Montag endlich durch ist und der Spitalplatz für Autos mit Poller versperrt wird. Immer wenn ein Auto auf den Spitalplatz fahre, kommen bei ihr das traumatische Ereignis wieder.
Andreas Scalabrin räumt ein, dass die Umwidmung des Platzes zur Fußgängerzone „schon ein bisschen was genutzt habe“. Auch der Drive-In-Schalter der Volksbank auf dem Brennet-Areal habe für Entspannung auf dem Spitalplatz gesorgt. Dennoch seien es immer noch zuviele einfahrende Autos.

Der Gemeinderat bekommt das Thema in der Sitzung am Montag zum Beschluss vorgelegt. Auch wenn die Mehrheit zustimmen sollte (von der CDU wird eine Ablehnung erwartet), wird der Poller erst in einem Jahr kommen. Denn die Arbeiten sollen gemeinsam mit einer größeren Baumaßnahme der Bad Säckinger Stadtwerke erledigt werden, berichtet Tiefbauamtsleiter Jürgen Huber auf unsere Nachfrage. Die Stadtwerke wollen im kommenden Jahr die Bauarbeiten für die Verlegung des Wärmenetzes in der Altstadt ausschreiben, die Arbeiten sollen dann nach der Sommerpause im September 2020 beginnen, so Huber. Vorausgesetzt der Gemeinderat gibt am Montag grünes Licht, könne in diesem Zuge auch der Poller zwischen Telekomladen und Spitalbrunnen aufgestellt werden.
Poller wird frühestens im Herbst 2020 kommen
Obwohl die Ausschreibung wohl im Früjahr sein werde, sollen die Arbeiten laut Huber wegen des Sommergeschäftes erst im Herbst beginnen. Bei einem Baustart im Juli oder August könne kaum mehr ein Gastronomiebetrieb am Spitalplatz stattfinden. Grund: Die Fernwärmeleitung liegt bereits in der Schützenstraße. Hier soll sie zwischen May und Volksbank angezapft werden, die Grabenarbeiten verlaufen dann über den Spitalplatz am „Eden“ vorbei, biegen nach rechts zu Telekom und Viertele ab und verlaufen Richtung Vita.

Tiefbauchef Huber hatte bereits in der vergangenen Gemeinderatssitzung im April dieses Jahres für eine gemeinsame Lösung zusammen mit den Stadtwerken geworben. Damit sei ein zweimaliges Aufreißen des Pflasters vermeidbar und Kosten wären einzusparen.
Poller wird 30.000 Euro kosten
Gleichwohl soll der geplante, versenkbare Poller inklusive Installation immer noch 30.000 Euro kosten. Diese Summe ist in der öffentlichen Diskussion nicht kritiklos. Allerdings werden sich die Kosten für die Stadt um 10.000 verringern. Denn die Bürgerinitiative „Poller“ von Andrea Scalabrin und Carola Plassmann hat bereits im Februar dieses Jahres eine Spende genau in dieser Höhe an Bürgermeister Alexander Guhl übergeben. Die beiden Akteurinnen hatten in der Stadt für die Errichtung des Pollers Spenden gesammelt und dafür auch im Herbst 2018 ein Poller-Fest auf dem Spitalplatz veranstaltet. An der Stadt blieben somit noch 20.000 Euro hängen.
Spitalplatz-Diskussion
Die Diskussion zur Verkehrsberuhigung des Spitalplatzes hatte direkt nach dem schweren Unfall am 7. Mai 2016 begonnen. In die Stuhlreihen der Osteria Eden war ein Auto gefahren und tötete zwei Menschen. Am Steuer saß ein 84-jähriger Mann. Zwischenzeitlich wurde der betroffene Bereich zur Fußgängerzone erklärt, die Bestuhlung im Eden durch die Stadt mit dicken Eisenpollern und Ketten abgegrenzt. Das Zufahrtsverbot wird aber weiterhin missachtet, beobachtet nicht nur Eden-Chefin Scalabrin.